Riedripp: Kriminalroman (German Edition)
den Bikernews, Hot Rod, Essen und Trinken rückte ich in die Kneipe mit dem Afrikaflair ein. Die Wände waren mit den unterschiedlichsten Afrikadevotionalien geschmückt, vom Speer mit echtem Pfeilgift bis hin zu einem echten Schrumpfkopf aus Holz. Die fesche, große Wirtin war erstaunt, mich zu dieser Tageszeit zur raren Kundschaft zählen zu dürfen. Sie brachte mir einen Kaffee und eine Seele in eine der Sitznischen mit den runden Tischen. Kräftig biss ich in das längliche, mit Käse und Schinken belegte Gebäck.
»Ach, du hast ja noch Ferien!«
»Mhh.«
»Wie gefällts dir denn so in der Schule, du warst doch gar nie richtig im Schuldienst? Das ist doch bestimmt anstrengend mit den Schülern, null Motivation?«
»Mhh.«
»Du kennst doch auch die, die im Ried eingesperrt war, ist doch eine Kollegin von dir?«
»Mhh.«
»Stimmt es, dass sie halb verhungert war und jetzt noch ums Überleben kämpft?«
»Hmm!«
»Das hab ich mir gleich gedacht, typischer Stadttratsch.«
»Mhh!«
»Sorry, ich muss mal, Kundschaft.«
»Mhh.«
Die Tür war aufgegangen und durch die dichte Efeutute-Pflanze erkannte ich Hauptkommissar Härmle und seine stramme blonde Kommissarin.
Andrea nickte ihnen freundlich zu:
»Hallo, darfs auch was zu essen sein?«
Der Kommissar und seine hellhaarige Begleiterin setzten sich in die Nische neben mich, ohne mich zu bemerken. Ich gab Andrea mittels Zeigefinger und gespitztem Mund ein eindeutiges Signal, mich von nun an als Gast zu ignorieren. Sie verstand. Und ich verstand, was die beiden Berufskriminalisten sprachen. Ich spitzte meine Ohren, so würde ich an wertvollste Informationen aus erstem Munde kommen.
Härmle sprach mit leiser Stimme zu seiner Kollegin:
»Die Seelen sind echt spitze hier, ich nehm immer die mit viel Knoblauch.«
Die Kollegin flüsterte zurück:
»Ich nehme lieber einen kleinen Wurstsalat, sonst komm ich mir so vollgestopft vor.«
»Du kannst es dir doch leisten.«
»Ich finde, ich habe zugenommen.«
»Wo auch?«
»Ist ja echt nett hier, so afrikanisch, und der schöne Blumenschmuck. Gerbera, ausgerechnet Pink Gerbera, meine Lieblingsblumen.«
Die blonde Romantikerin zog mit ihren Handmodelhänden die Blumenvase an sich, bis die Blütenblätter der Gerbera in Pink ihre Nasenspitze kitzelten. Tief sog sie ein, die Blütenblätter hielten Stand.
Andrea baute sich freundlich vor den sympathischen, plaudernden Ermittlern auf:
»Was darfs denn sein?«
»Ich hätte gern eine Seele mit Schinken und Ei, geht statt Schinken auch Salami mit Gurke und ohne Ei?«
»Klar, und zum Trinken?«
»Eine Halbe!«
»Die Dame?«
»Den großen Wurstsalat bitte, geht statt Käse auch Paprika und bitte keine Zwiebeln und kein Knoblauch.«
»Klar, und zum Trinken?«
»Ein großes Mineralwasser, ohne Zitrone, oder sind das Bio-Zitronen? Aber ein bisschen Zwiebeln können Sie schon drauf machen.«
»Ja, kann ich machen, weiße oder blaue Zwiebeln? Die Zitrone ist Bio.«
»Weiße, oder machen Sie doch lieber blaue, aber ganz wenig, und das Wasser mit Zitrone bitte.«
»Danke, kommt sofort!«
»Entschuldigung, machen Sie doch lieber ganz ohne Zwiebeln.«
»Gern, danke!«
Für kurze Zeit herrschte Stille am Nachbartisch. Ich duckte mich noch weiter hinter die tarnende Efeutute und versuchte nur ganz leise zu atmen. Geräuschlos. Dann unterbrach Härmle flüsternd die Stille. Endlich würde ich an meine Infos kommen:
»Die Bluse steht dir echt klasse.«
»Danke, ist aus Ravensburg.«
»Teuer?«
»35!«
»Aaah.«
»Ich habe richtig Hunger.«
»Ich auch, ich habe heute nicht einmal Zeit zum Frühstücken gehabt. Ist vielleicht auch besser so. Der Magen!«
»Ich frühstücke immer nur ein Müsli, das baut mich richtig auf, einen frisch gepressten Karottensaft dazu …«
Ich konnte mir den substanzlosen Diskurs, in den die beiden verstrickt waren, kaum mehr länger mit anhören. So konzentrierte ich mich auf die schönsten Hot Rods der Welt, als ich vom Nachbartisch plötzlich das mir vertraute Wort Bönle hörte. Die schöne Blonde lamentierte:
»Dieser Bönle treibt mich noch zum Wahnsinn. Den zu verhören ist eine Kunst für sich und ich habe das unbestimmte Gefühl, der weiß mehr, als er sagt. Ich bin mir sicher, dass er den Ort genau kennt, wo der junge Fränkel steckt. Vielleicht hat er ihn sogar versteckt. Wenn sich das bewahrheitet, dann reiß ich dem arroganten Sack den Arsch auf.«
Härmle pflichtete ihr großspurig bei:
»Der bekommt ein Verfahren
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