Riedripp: Kriminalroman (German Edition)
doch gestern schon die Kommissarin alles gefragt. Was geht dich das eigentlich an?«
»Hilde, ich will einfach, dass die Sache aufgeklärt wird, und ich glaube eben nicht, dass da irgendwelche Geister oder Riedweible dran schuld sind. Irgendjemand wollte dir etwas antun und ich habe da vielleicht mehr Informationen als die Polizei«, flunkerte ich.
Mit großen Augen schaute sie mich an und fragte mit leiser Stimme:
»Meinst du, dass ich immer noch in Gefahr bin?«
»Nein, das glaube ich nicht, wenn dich jemand wirklich, äääh, töten wollte, dann hätte er es schon längst gemacht.«
»Vielleicht war es ja auch eine Verwechslung und man hat gar nicht mich gemeint?«
»Das kann auch sein. Oder es war eine Warnung.«
»Warum, ich habe doch nichts Falsches getan oder irgendetwas mit den Morden zu tun. Da ist doch gar kein Zusammenhang«, stammelte sie.
»Einer muss sein, wir sehen ihn nur noch nicht.«
»Dani, das alles macht mir Angst.«
»Gab es irgendetwas, was anders war als sonst? Telefonanrufe, Leute, die auftauchten, Unbekannte, ungewöhnliche Post, halt irgendetwas Verdächtiges?«
»Nein, da war nichts, alles war so, wie es sonst auch ist.«
»Männerbekanntschaften?«
»Nein, leider nicht. Mein Traummann ist schon vergeben.«
»Äääh, ja. Was macht eigentlich Philipp so?«
»Ganz okay, habe kaum Kontakt. Aber da fällt mir ein, seine erste Mail aus Heidelberg, da war er doch noch recht böse, ich denke, er hat die Trennung nicht verkraftet. Aber Philipp würde mir nie, aber auch gar nie etwas antun. So etwas könnte der gar nicht. Außerdem ist er in Heidelberg und nicht hier.«
»Was macht dich so sicher, dass dein Ex …?«
»Vergiss es einfach, der hat nichts damit zu tun, der ist viel zu soft. Philipp ist sehr nett, aber kein richtiger Mann.«
Sie griff wieder zart nach meiner Hand. Ich tat, als ob es mich am Kopf kratzte und entzog mich so ihrem Wunsch nach Halt.
»Noch mal zurück zum Freitag. Du hast gekocht und dann weißt du nichts mehr. Was hast du gekocht?«
»Na, das Pilzragout, das habe ich aber gestern auch schon erzählt. Und da waren wohl auch schlechte Pilze dabei. Meinst du, man wollte mich vergiften?«
»Wer könnte Interesse daran haben?«
»Niemand, ich kann mir das einfach nicht vorstellen, dass mich jemand umbringen will.«
»Du weißt, dass man in Alexandras Körper eine hohe Dosis von diesem Fliegenpilzgift und dem Gift des grünen Knollenblätterpilzes gefunden hat?«
Hilde nickte und schluckte trocken. Nervös fuhr sie sich mit gespreizten Fingern durchs dunkle Haar.
»Wo hast du die Pilze gekauft?«
»Das habe ich der Kommissarin auch schon erzählt. Von Fränkels, da hole ich die immer, auch die Bio-Eier. Meinst du, da waren ebenfalls Giftpilze darunter?«
»Den Symptomen nach vermutlich nur Fliegenpilze. Wären Knollenblätterpilze dabei gewesen, dann … Wo haben die Fränkels denn die Pilze her?«
»Aus dem Ried.«
»Wer sucht die?«
»Der Tobi verdient sich damit ein bisschen Taschengeld dazu.«
43 Lauschangriff
Das Buch Ijob
13:16 Schon das wird mir zum Heile dienen, kein Ruchloser kommt ja vor sein Angesicht.
13:17 Hört nun genau auf meine Rede, was ich erkläre vor euren Ohren.
13:18 Seht, ich bringe den Rechtsfall vor; ich weiß, ich bin im Recht.
13:19 Wer ist es, der mit mir streitet? Gut, dann will ich schweigen und verscheiden.
13:20 Zwei Dinge nur tu mir nicht an, dann verberge ich mich nicht vor dir:
13:21 Zieh deine Hand von mir zurück; nicht soll die Angst vor dir mich schrecken.
13:22 Dann rufe, und ich will Rede stehen, oder ich rede, und du antworte mir!
13:23 Wieviel habe ich an Sünden und Vergehen? Meine Schuld und mein Vergehen sag mir an!
13:24 Warum verbirgst du dein Angesicht und siehst mich an als deinen Feind?
Der Krankenbesuch bei Hilde hatte mich nachdenklich und hungrig gemacht. Und da ich noch keine Lust hatte, ins traute Riedhagen zu fahren, stand mir der Sinn nach Bad Saulgauer Kneipen- und Gastwirtschaftenflair. Mein Magen gebot mir, einen Abstecher ins Paradies zu machen, um saisonal korrekt Sauerkraut mit Blut- und Leberwürsten zu vertilgen. Mäck, der Charles Bronson unter den Metzgern, machte einfach die besten. Mein Lebeleichtundlockergewissen befahl mir aber, nur eine Kleinigkeit zu verspeisen, und so machte ich einen Abstecher zum Sternen, zu Andrea. Hier konnte ich in Ruhe die Zeitschriften zur Förderung meiner Allgemeinbildung, die ich am Bahnhofskiosk erworben hatte, studieren. Mit
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