Riemenschneider
die weißen Brüste freier noch aus dem Stoff. »Wo kann der Vater nur sein?« Else schob die Unterlippe vor.
Mit einem Tritt auf den Fuß, einem Stoß in die Seite schickte der Wagner seine beiden Kumpane vom Tisch. »Komm, setz dich! Trinken wir erst mal einen Schluck. Ich glaub, ich weiß, wo der Jakob ist.« Er schenkte ein, und noch ehe Else zwei Schlucke genommen hatte, war sein Becher schon geleert. Der Blick sank zwischen die weißen Brüste. »Ist dein Vater so ein Krummer mit weißem Haar?«
»Ja, das ist der Jakob.« Aufgeregt rückte sie näher an seine Seite. »Wo hast du ihn gesehen?«
»Also, ich …« Seine Hand legte sich auf ihren Oberschenkel; als sie dort bleiben durfte, befeuchtete er mit der Zunge die Mundwinkel. »Der Vater ist zur Hintertür raus. Also … Wenn du willst, können wir ja mal nachsehen.«
»Mein Ritter«, tief atmete Else ein und aus, und ihr Busen hob und senkte sich mit. »Danke. Ja, suchen wir. Vielleicht finden wir den armen alten Mann.«
Hannes zögerte nicht. Eilig schob er die Schöne durch die Hintertür. Niemand war im Hof zu sehen. Die Augustsonne blendete. Drüben im Schatten stand das Scheunentor halb offen. Der Wagner aus Breisach führte, drängte seine Eroberung direkt darauf zu. Vor dem Eingang übermannte ihn die Ungeduld, er umarmte sie, griff gierig nach den Brüsten. Else wehrte sich nur zaghaft. »Aber der Vater …?«
»Den finden wir schon. Komm mit. Vorher zeig ich dir was Besseres.« Er zog sie hinter sich her durch den Spalt und drückte das Tor zu.
»Nicht, Hannes«, wehrte Else ihn ab. »Ich hab Angst vor Ratten. Hier vorn ist es mir zu dunkel.« Weiter hinten fiel ein breiter Lichtschein durch die obere Ladeluke. »Lass uns dahin.«
Noch auf dem Weg nestelte der Verführer an seinem Gürtel, und als Helligkeit genug war, wippte ihm seine Männlichkeit hochgereckt vor dem Bauch. »Na? Da staunst du.« Er drückte sie ins Heu.
»Warte!« Kein Schrei, mehr ein Ruf: »Mein Kleid!« Und noch einmal: »Mein Kleid!«
Er hörte nicht und beugte sich über sie. »Jetzt zeig ich dir, wie bei uns in Breisach die Butter im Fass gestoßen wird.«
An den Haaren wurde Hannes zurückgerissen. Ein Messer drückte sich in seine Halsseite. »Du elender Bock. Wenn du nicht sofort aufstehst, schneid ich dir die Kehle durch.«
»Was hab ich denn …? Bitte nicht, bitte …« Der Griff im Haar verstärkte sich, die geschliffene Spitze ritzte die Haut. Ohne den Kopf zu bewegen, raffte sich der Wagner hoch, vor den Lenden neigte sich sein Stolz längst wieder dem Boden zu.
Else stand auf. »Verdammt, bist du taub?«, zischte sie ihrem dickbauchigen Retter zu. »Warum hat das so lange gedauert?«
»Später«, gab der aus dem Mundwinkel zurück, wartete, bis sie aus dem Blickfeld getreten war, dann widmete er sich wieder mit schneidender Stimme seinem Opfer. »Geh ins Helle … Halt. Und runter auf die Knie!« Der breite grelle Sonnenstrahl erfasste nun die ganze Jammergestalt. Geblendet wollte Hannes mit der Hand die Augen schirmen. Da traf ihn ein harter Tritt in den Rücken. »Wag es nicht. Sonst bist du gleich tot.«
»Was hab ich denn getan? Ich wollte doch nur mit dem dummen Weibsstück meinen Spaß. Nur ein bisschen Spaß, mehr nicht …«
»Wie redest du von ihr?« Harte Knöchelschläge gegen den Hinterkopf bläuten ihm aus dem Dunkel jeden Satz ein. »Das ist die Gemahlin meines Herrn … Eine Dame … Und du hast versucht, sie mit deinem Bauernlümmel …«, zur Bekräftigung setzte es drei Kopfnüsse extra, » … zu besabbern! Weißt du, was für eine Strafe darauf steht?«
»O Jesses, Maria und Josef.« Hannes legte die Hände zusammen. »Wer bist du denn?«, flüsterte er mit bebendem Kinn.
»Dein Richter.« Für einen Moment zeigten sich dem Opfer massige Umrisse, gleich tauchten sie wieder ins Dunkel. »Und ich vollstrecke das Urteil selbst und sofort.« Die Stimme geriet in Singsang. »Das Strafmaß lautet: Wegen Annäherung mit unzüchtiger Absicht wird dem Wagner das Ding abgeschnitten und beide Nasenlöcher werden ihm bis oben hin aufgeschlitzt.«
»Erbarmen!« Entsetzen würgte den Angeklagten. Mit flatternden Fingern löste er den Lederbeutel vom Gürtel. »Ich bereue alles. Hier, ich hab einen Gaul verkauft. Nimm die Schillinge. Nur tu mir das nicht an!«
Keine Antwort kam aus der Düsternis. Das Schweigen verschlimmerte noch die Furcht. Mit kleiner Stimme wimmerte Hannes: »Bitte … nimm doch. Lass mich gehen! Bitte!«
»Dein Geld will ich nicht.«
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