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Riemenschneider

Riemenschneider

Titel: Riemenschneider Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Röhrig
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»Aber wir haben alles verdient, glaub mir. Die Pferde und den Wein.« Er hatte sie in den Arm genommen, und Katharina war an seine Brust gesunken, gleich aber hatte der Hauptmann seinen Untergebenen mit einem Pfiff ins Haus befohlen.
»Weißt du, Tante. Unsere Scheune ist groß genug.« Sie entfernte Kletten aus dem Schwanzquast. »Da können die Pferde doch gut stehen.«
Els schüttelte ärgerlich den Kopf. »Ein Gaul ist schon zu viel für euch. Aber gleich zwei? Wie wollt ihr die denn durch den Winter bringen?«
»Deswegen bin ich ja hier. Der Hans lässt fragen, ob ihr nicht Stroh und Heu verkauft, so viel, dass es über die kalte Zeit reicht. Wir könnten die Ballen auch in der Scheune lagern.«
»Der Halunke will bezahlen?«
Die abweisende Strenge ließ Katharina hilfloser werden: »Bitte, Tante. Ich kann doch nur ausrichten, was Hans mir befohlen hat.«
»Befohlen?« Els reichte ihr den Eimer, strich noch einmal Euter und Zitzen, dann kam sie mit dem Schemel zum Mittelgang. »Und warum kommt der Herr nicht selbst?«
»Weil er … er schläft noch. Schau mich nicht so an, bitte!«
»Kindchen. Dieser Kerl ist nicht gut für euch.«
Katharina stiegen die Tränen. »Es ist doch nun mal so. Er sagt Flori, was er zu tun hat, und mich schickt er genauso rum.«
»Schon gut«, besänftigte Els und schöpfte Milch in einen Holzbecher. »Nun trink erst mal. Bauchwarm schmeckt sie am besten.« Sie strich Katharina die Wangen, kreuzte die Zöpfe unter dem Kinn und legte sie ihr an den Halsseiten über die Schulter. »Dein Haar ist so sanft wie du. Und manchmal wünscht ich mir, dass ich für dich die Faust ballen dürfte, um da unten mal ordentlich auf den Tisch zu hauen.«
»Stark bin ich schon.« Katharina wischte mit der Zungenspitze den Rahm von der Oberlippe. »Nur eben nicht für den Hans. Gegen den kommt keiner an, glaub ich. Aber für Flori reicht es.«
Dazu sagte Els nichts, sie leerte die Milch in eine große Holzkanne und setzte sich mit Schemel und Eimer zur zweiten Kuh. »Nun lauf! Und bestell, der Balthasar kommt am Abend zu euch runter. Sobald er vom Fronacker zurück ist.«
Die Männer schliefen lange. So leise wie möglich arbeitete Katharina in der Küche, bereitete aus Rüben, Möhren und Zwiebeln eine Gemüsesuppe. Nach einigem Zögern gab sie ein gutes Stück Speck hinein. »Zur Feier des Tages«, flüsterte sie und blickte zur Kammertür. »Den hab ich nur für uns beide aufgehoben. Aber ist jetzt egal. Hauptsache, du bist wieder bei mir.«
Anfang Juni, beim letzten Besuch in der Stadt, hatte Magdalena ihr den Gulden für das nächste Vierteljahr als Unterhalt gegeben und verwundert nach Florian gefragt. Geht es um den eigenen Sohn, so spürt eine Mutter gleich, ob die Antwort eine Ausrede ist oder der Wahrheit entspricht. »Er arbeitet mit Balthasar auf dem Feld? Deshalb konnte er dich nicht begleiten? Niemals. Mein Sohn würde keine Gelegenheit auslassen, um nach Würzburg zu kommen. Nicht, weil er mich sehen möchte, das weiß ich …« Magdalena nahm die Schwiegertochter an beiden Schultern. »Was ist mit ihm? Ist er krank?«
Kopfschütteln, erst nach heftigem Schlucken gestand Katharina: »Fort ist er.«
»Heilige Mutter. Er hat dich verlassen?«
»Nein, nein, nicht wirklich.« Katharina versuchte sein Verschwinden zu erklären, so wie sie es begriffen hatte. »Weil doch der Hans nach Ostern Spielverbot im Grünen Baum bekommen hat. Damit fing es an.« Bermeter war zu ihnen ins obere Tal gewandert, hatte dort zwei Tage und Nächte mit Florian gezecht, und am dritten Morgen waren die beiden aufgebrochen. »Nach Nürnberg wollten sie. Weil dort das Leben wär, hat Hans gesagt. Und dort wollten sie ihr Glück mit den Würfeln versuchen.«
Wie nach einem Schlag sank die Mutter auf einen Stuhl. »Fort. Der Teufel hat ihn weggeführt.« Lange starrte sie vor sich hin. »Und seitdem wartest du? Lebst allein in dem Haus?«
»Am Tag bin ich da, mach alles schön sauber und sorg für den Garten, weil er ja gesagt hat, dass er wiederkommt. Aber meist schlaf ich bei der Tante.«
»Du bist sehr tapfer.« Magdalena hatte sie geküsst und ihr den Speck mitgegeben. »Back ihm Pfannkuchen damit, wenn er zurückkommt, die hat er so gern. Eier gibt dir die Schwägerin.«
Katharina rührte um und schmeckte vom Löffel. »Pfannkuchen gibt es, sobald wir endlich allein sind«, flüsterte sie und zog den Tiegel an der Kette höher, nun sollte die Suppe über der Herdflamme nur noch vor sich hin köcheln.
Am frühen

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