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Riemenschneider

Riemenschneider

Titel: Riemenschneider Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Röhrig
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will zwischen uns.«
Der Schneider tätschelte den dicken Bauchwulst unter seinem Rock. »Meine Katzen sind genauso gut gefüllt wie deine.«
»Recht so.« Bermeter zischelte leicht durch die Zähne. »Und was ist mit den Freunden? Triffst du sie irgendwo?«
»Noch was bleiben wollten die. Der Philipp Dietmar meint, er kann noch mehr von den Pfaffen rausholen.«
»Dieser Idiot. Aber ich hab’s ihnen deutlich gesagt: Verschwindet, solange ihr noch könnt. Das Spiel hat sich gedreht. Bald gewinnen in Würzburg wieder die anderen.« Er löste die Hand vom Griff seiner Waffe, fasste den Schneider an der Schulter. »Aber das braucht uns jetzt nicht mehr zu kratzen. Wo gehst du hin?«
»Erst mal ins Hessische zur Schwester.«
»Wir schlagen uns nach Thüringen durch, Richtung Coburg.« Bermeter nickte und lächelte dünn. »Und gib auf deine Ohren acht. Ist der Schlitz mal drin, gehen die Geschäfte schlechter.«
Schnappenspengler winkte ab. »Dann zieh ich den Hut drüber.« Alles war gesagt, der Schneider lief über die Brücke zum Wald hinüber.
Bemeter sah der Gestalt nach, wartete, bis sie in der Dunkelheit verschwunden war, blieb so noch eine gute Weile, dann erst gab er Florian einen Wink. »Los jetzt. Wir haben noch einen weiten Fußweg bis zu unsern Gäulen.«
Langsam kamen sie voran. Bei jedem Knacken oder Rascheln blieben beide erschrocken stehen, horchten auf Schritte. »Komm weiter, Kleiner. Glaub nicht, dass uns einer folgt.«
Florian wagte nicht, laut zu sprechen. »Warum sagst du nach Thüringen? Ich dachte, wir reiten nach Nürnberg.«
»Für wie dumm hältst du mich? Glaubst du, ich traue dem Schnappenspengler? Der verkauft uns doch schon für einen Gulden. Er soll ruhig glauben, dass wir auf Coburg zu sind.«
So früh wie an jedem Morgen verließ Katharina das Haus der Tante. Die beiden Pferde mussten versorgt und auf die Weide geführt werden. Tief atmete sie einige Male die Frische ein, dann tätschelte sie ihren vorgewölbten Bauch. »Aufwachen da drinnen! Und schön mitmachen. Die gute Luft ist gesund für dich.« Während sie die Fahrstraße hinunterging, sog Katharina im Rhythmus der Schritte den Atem ein, streichelte mit den Händen die Seiten und pustete den Atem langsam wieder aus.
Noch vor Ostern war sie wieder nach Mühlhausen zurückgekehrt. Lisbeth und Magdalena hatten fest versprochen, sie bald zu besuchen, doch bisher war keine von beiden heraufgekommen. »Sei nicht traurig«, versuchte Els immer aufs Neue die Schwangere zu trösten. »Die Unruhen in der Stadt, die sind schuld. Ganz sicher haben dich die beiden nicht vergessen.«
Verloren stand Katharina in der Küche am Fenster, schaute die leere Straße hinunter. »Und Flori?«
»Der auch nicht.«
Vorhin noch hatte Els sie in den Arm genommen. »Der kommt schon. Der freut sich doch auch auf das Kind. Der wird schon kommen, du wirst es erleben.«
Katharina ging nicht erst ins Haus, sie überquerte den Hof, schöpfte Wasser aus dem Brunnen und öffnete die Stalltür. »Guten Morgen.« Mit dem Eimer in der Hand näherte sie sich den Tieren und spürte gleich die sonderbare Unruhe. »Peter? Was nickst du mit dem Kopf. Und du, Paul? Was habt ihr denn?«
Ein Flötentriller direkt hinter ihr, gleich wieder. Katharina erstarrte, das Blut wich. Dann sprach eine Stimme zu ihr. »Überraschung. Da freust du dich sicher.«
Der Eimer glitt ihr aus der Hand, das Wasser schwappte über die Füße. Katharina wandte sich langsam um. Kein Trugbild. Schützend legte sie beide Hände auf ihren Leib. »Geh weg … Nicht näher kommen. Das ist mein Kind. Bitte, nicht!«
Bermeter zog eine Grimasse, fletschte die Zähne, als sie zu zittern begann, formte er einen Kussmund und ließ die Flöte aufkichern. »Also doch ein Balg? Ihr Weiber habt uns reingelegt. Aber das ist inzwischen auch egal. Keine Angst, wir verschwinden gleich wieder.«
Wir? Katharina begriff. »Wo ist Florian? Ist er mitgekommen?«
»Glaubst du etwa, ich reise ohne meinen Diener?«
Sie lief aus dem Stall, rief schon im schmalen Flur seinen Namen und öffnete die Kammertür. »Flori! Ach, mein Liebster.« Ohne innezuhalten, kniete sie sich zu ihm und presste ihre Stirn auf seine Stirn, sank auf seine Lippen. Noch schlaftrunken schloss Florian die Arme um sie. Für einige Atemzüge blieb die Wärme, dann befreite er sich. »Wie spät ist es?«
»Noch früh. Aber das ist doch nicht wichtig. Du bist hier, bist zurückgekommen, zu mir und unserem Kind.«
Beinah grob legte er sie zurück und

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