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Riemenschneider

Riemenschneider

Titel: Riemenschneider Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Röhrig
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stellen zu können: »Was ist mit dem Vater?«
Jörg sah zurück zum Portal, dann senkte er den Kopf. »Vater darf nicht. Er muss bleiben.« Zornig schlug Barthel immer wieder die Faust in seine Linke. »Und es war mein Meister, ausgerechnet er hat Vater angeschwärzt.«
»Wie meinst du das?« Magdalena sah sich in eine dunkle schwarze Höhle gehen, hörte sich und die Stimmen wie ein Echo. Barthel berichtete, und sie begriff nur, dass der Stadtrat und Maler Johann Wagenknecht, den sie oft im Wolfmannsziechlein begrüßt und mit Wein und Brot bewirtet hatte, dass Til von diesem Menschen beschuldigt worden war.
»Was … was soll dein Vater denn Schlimmes getan haben?«
»Der Hofmeister fragte, wer das Gerücht ausgestreut hat, dass der Bischof im Katzenwicker heimlich Berittene einquartieren würde und unschuldige Bürger hinrichten wollte. Weil damit aller Aufruhr in der Stadt angefangen hat.« Wieder stieß Barthel mit der Faust zu. »Dieser gemeine Verräter. Er ist zum Hofmeister vorgetreten, hat ihm ins Ohr geflüstert und auf Vater gezeigt. Gleich wurde sein Name auf die Liste geschrieben.«
Jörg sah Margaretha Cronthal an: »Auch den Stadtschreiber haben sie auf die Liste gesetzt.«
»Unsinn.« Sie wehrte mit beiden Händen ab. »Das kann gar nicht sein. Martin hat sich bis zuletzt für die Stadt eingesetzt, er hat den Domschatz vor den Bauern in Sicherheit gebracht. Er …« Die Lider flatterten mit einem Mal, ihr Blick irrte durch die Gesichter der drei. »Nun sagt mir doch, dass er freikommt.«
»Domherr Michel von Seinsheim hat ihn schwer beschuldigt. Euer Mann soll gesagt haben, dass er nie mehr Fürstbischof Konrad als seinen Herrn anerkennen wird. Das will der Domherr vor jedem Gericht beschwören. Deshalb wurde auch der Stadtschreiber aufgeschrieben.«
Margaretha war alles Blut aus dem Gesicht gewichen. »Diese Liste. Was … was bedeutet sie?«
Erneut hob sich Gemurmel ringsum, entsetzte Rufe. Beide Frauen starrten zum Rathaus. Zwischen Schwerbewaffneten verließ eine Gruppe der Bürger das Portal; die Hände auf dem Rücken gefesselt, waren sie zu zwei und zwei mit Stricken aneinandergebunden. Landsknechte schlugen auf die Gefangenen ein, trieben sie zur Brücke hin. Meister Til und der Stadtschreiber waren das dritte Paar in der langen Schlange.
Magdalena sah ihn, der Anblick zerstörte sie. Erst mein Rupert. Und nun auch noch mein Herz. Was ist das nur für ein Gott?
Margaretha fasste ihren Arm. »Wir können sie doch nicht einfach so fortgehen lassen. Ich will rufen, schreien. Wenigstens sehen soll mich der Martin.«
Magdalena lief schon los, die Frauen drängten sich durch die Menge, auf der Brücke riefen sie die Namen wieder und wieder. Der Stadtschreiber und auch Til drehten sich um, gingen langsamer. Ein Blick. Magdalena spürte ihn, gab ihn zurück, wenigstens einen Augenblick hatten sie sich gehalten. Dann prügelten Landsknechte auf die beiden Männer ein.
»Sie werden sie oben ins Verließ werfen.« Fest legte Frau Cronthal die Hände vor der Brust zueinander. »O großer Gott, hab Erbarmen! Ich flehe dich an …«
Magdalena hielt sich mit beiden Händen an der Brückenmauer fest und starrte in den Fluss. Träge zog die Strömung dahin. Alles gleitet fort von mir, dachte sie und weinte wieder.

32

V orwärts! Nun geh schon.« Im Halbdunkel des Ganges stieß der Henker den Gefangenen vor sich her. Seine Knechte folgten gemächlich, sie schwatzen leise miteinander, erzählten vom vergangenen Wochenende, vom Saufen …
Til tastete sich mit den Fingern an der Steinwand entlang. Selbst das trübe Licht blendete.
Drei Wochen die gleiche Finsternis: Morgen war, wenn die Ritzen der Kerkertür aufschimmerten; bei Tag leuchteten sie und erloschen wieder gegen Abend. Die erste Zeit hatte Til mit Martin Cronthal und allen anderen Gefangenen im Kohlengewölbe des Schlosses verbracht.
Bewaffnete führten sie einzeln zum Verhör hinauf. »Der Name?« Die Stimme des Hofmeisters Rotenhan klang kühl und geschäftsmäßig. Alle Antworten musste sein Schreiber sorgfältig notieren. »Er ist beschuldigt, mit Hetzreden die Stadt gegen seinen gnädigen Herrn aufgewiegelt zu haben. Leugne nicht! Ehrenwerte Männer bezeugen seine Schuld.«
Sonderbar sanft klang die nächste Frage: »Wer hat mit ihm gemeinsam den Aufruhr geschürt?« Hofmeister Rotenhan spielte mit einem Schlüssel. »Wenn er Namen nennt, so kann sich für ihn die Kerkertür schon bald wieder öffnen.«
»Nie habe ich an der Empörung

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