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Riemenschneider

Riemenschneider

Titel: Riemenschneider Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Röhrig
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Befehle, und die Truppen setzen sich in Marsch. Zu langsam, zu schwerfällig! Die Kunde vom Verrat im Beichtstuhl eilt den Bewaffneten voran, und ehe sie die Verschwörungsnester ausheben können, haben sich die Anführer längst in Sicherheit gebracht. Umso furchtbarer entlädt sich ihr Zorn über die wenigen einfachen Männer des Bundschuhs, derer sie habhaft werden konnten. »Im Namen seiner Majestät König Maximilian …« Folter, Verhör und wieder Folter. Mit Sorgfalt achtet der Scharfrichter darauf, dass keine Ohnmacht den Gequälten erlöst, dann schwingt er das Schwert und vierteilt sein Opfer.
Der Umsturz ist vereitelt. Fürsten und Kirchenherren atmen auf. Bei einem Treffen nahe Freiburg befiehlt Joß Fritz seinen Hauptleuten, ihn zu verlassen: »Verteilt euch. Die Herren da oben sollen glauben, dass unser Bund zerschlagen ist, doch wir geben das große Ziel niemals auf. Geht in den Schwarzwald, in die Schweizer Gebiete, arbeitet und lebt unauffällig, bis ihr wieder von mir hört … Vielleicht werden einige Jahre vergehen, dann aber haltet euch bereit …« Joß Fritz springt vom Tisch, und ehe die Getreuen ihn mit letzten Fragen bestürmen können, entschwindet er in der Finsternis der Nacht.
Landshut

Nach einem Tag, angefüllt mit Hauen und Stechen, Gebrüll, Blut und dazu dem Krachen der Feldschlangen, hat Ritter Götz von Berlichingen gut geschlafen. Und der Gedanke, an der Seite des Stärkeren zu kämpfen, hebt Morgen für Morgen aufs Neue seine Stimmung. Früh am Sonntag, dem 23. Juni 1504, dehnt er in seinem Zelt die Muskeln, lockert die Gelenke, ehe er sich das gesteppte, mit Schafwolle gefütterte Unterkleid überstreift. Sein Leibdiener Thoma hilft ihm, den Harnisch anzulegen, und zurrt die Lederriemen, befestigt Arm- und Beinschienen. »Darf ich etwas fragen, Herr?«
»Nur zu.«
»Wisst Ihr, worum es geht in diesem Krieg?«
Götz hebt die Brauen. »Wir Markgräfischen hauen zusammen mit den Nürnbergern, den Kaiserlichen und denen vom Bund auf die Pfalzgräfischen. Also, wir lagern weiter draußen, und die Pfalzgräfischen haben sich vor Landshut verschanzt. Wir wollen die Stadt erobern, und die versuchen das zu verhindern. Ist doch ganz einfach. Oder?«
»Nein, Herr. Ich wollte den Grund wissen. Ich mein, der Krieg hier in Bayern ist doch nicht von selbst ausgebrochen?«
»Warum so neugierig?« Mit schnellem Griff packt Götz ins Haar des Dieners und zieht ihn näher. »Du willst wohl ein ganz Schlauer werden?«
Der Junge verzieht schmerzhaft das Gesicht, zeigt aber keine Furcht. »Um Vergebung, ich konnte nicht ahnen, dass Ihr es auch nicht wisst …«
Eine schallende Ohrfeige unterbricht ihn. »In welchem Ton redest du mit mir? Glaubst du etwa, dein Ritter ist ein Idiot? Natürlich weiß ich es.« Götz tappt schwerfällig zu seinem Helm, bei jedem Schritt schabt und klirrt das eiserne Rüstzeug. Mit der rechten Hand glättet er umständlich den Federbusch. »Hör genau zu. Der Grund ist der: Also, da gibt es ein Testament. Der Herzog Georg von Bayern-Landshut ist gestorben. Und der hat seinem Schwiegersohn, dem Pfalzgrafen Ruprecht, seine Länder, also Bayern, vererbt. Nun haben sich … Verdammter Kerl, hör auf zu grinsen, sonst reiß ich dir den Arsch auf!« Heftig schnaubt Götz durch die Nase, ehe er fortfährt: »Um es kurz zu sagen: Herzog Albrecht von München hat das Testament nicht anerkannt und die anderen Herren auch nicht, auch unser gnädiger Markgraf Friedrich nicht. Und deshalb hauen wir jetzt die Pfalzgräfischen. Und nun Schluss damit. Wehe, du fragst noch was.«
Hornstöße schallen über das Feldlager und rufen Ritter, Fußvolk und die Fuhrwerke mit den Kanonen zum Sammelplatz.
Schweigend hilft Thoma seinem Herrn in den Sattel. Noch ein Griff zum Schwert, leicht gleitet es aus der Scheide, dann fordert Götz die Lanze und stülpt sie in den Lederköcher. Er ist aufgerüstet. Ein Blick zum wolkenlosen Himmel. »Wird heiß werden heute.« Das Lachen verfängt sich scheppernd im Helm. »Aber noch heißer wird’s für die Pfalzgräfischen.«
Kein Großangriff. Nur kurze Vorstöße, sie sollen wie Nadelstiche die Moral zermürben und den Verteidigungsring durchlöchern. Die Truppen des Pfalzgrafen Ruprecht aber sind auf der Hut, schlagen hart zurück, und gegen Mittag ist es ihnen sogar gelungen, den äußeren Graben und Wall zurückzuerobern.
»Verdammt! Die dürfen sich da nicht festsetzen.« Götz zückt das Schwert. »Jetzt hilft nur noch Mann gegen Mann.« Er winkt

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