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Riesling zum Abschied

Riesling zum Abschied

Titel: Riesling zum Abschied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Grote
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...?
    Das Lamento des Professors ging weiter. »Die Verrohung der Sitten ist kaum noch erträglich. Sogar an der Hochschule reißen Sitten ein, wie man sie am Frankfurter Bahnhof vermutet. Bei den neuen Studenten, die mit den Gepflo genheiten unserer Branche wenig vertraut sind, ist das kaum verwunderlich. Mit den Quereinsteigern und der Studienreform hat das Niveau in jeder Hinsicht nachgelassen. Haben Sie jemanden den Hörsaal verlassen sehen?«
    »Nein. Aber ich hoffe für Sie, dass die Polizei den oder die Täter findet, Herr Professor Marquardt.« Johanna sah ihn so betroffen wie möglich an. »Nicht wahr, Regine?«
    Der Professor blickte lauernd von einer zur anderen. Es war offensichtlich, dass alle drei an dieselbe Person dachten.
    »Die Polizei ist schon hierher unterwegs, das lasse ich nicht auf sich beruhen.« Wütend wandte er sich ab.
    Kaum war er außer Sichtweite, grinste Regine hämisch. »Was auch immer auf dem Parkplatz geschehen ist, zumindest kann er Thomas nicht mehr folgen.«
    »Wissen Sie mehr? Was hat er vor?«
    »Das fragen Sie ihn am besten selbst«, sagte Regine und wandte sich ab. »Entschuldigung, ich muss jetzt wieder rein, der Vortrag ist wichtig für uns   ...«
    Für uns? Johanna sah ihr nach. Hatte sich da zwischen Thomas und ihr eine Entwicklung vollzogen, die ihr entgangen war?

|302| 17
    Den neuen Anwalt in Wiesbaden hatte ihnen der Kölner Staatsanwalt empfohlen. Er hatte Manuel bereits aufgesucht, und allein schon wegen seines konzentrierten Zuhörens und der qualifizierten Fragen machte er auf Thomas den Eindruck eines wirklichen Verteidigers. Den Gedanken eines Komplotts des oder der wahren Mörder gegen Manuel Stern wies er nicht gleich von der Hand und hielt die Verfolgung einiger Spuren für sinnvoll. Da er passionierter Weintrinker war, ergaben sich auch persönliche Themen. Dennoch behielt Thomas’ Vorsicht die Oberhand.
    »Mehr sage ich Ihnen nicht. Ich ermittle weiter und liefere Ihnen Informationen. Es gibt noch andere Spuren, denen wir nachgehen.«
    »Wer ist
wir

    »Frau Breitenbach, Johanna, meine Verbündete unter den Dozenten. Sehr korrekt, die Dame. Die Hochschulleitung, beziehungsweise die Leitung des Fachbereichs, wie es offi ziell heißt, ist unparteiisch; für sie gilt Manuel als unschuldig. Man versorgt ihn mit Informationen zum Studium. Er darf den Anschluss nicht verloren haben, wenn er entlassen wird.«
    »Sie sind felsenfest davon überzeugt, dass er entlassen wird?«
    »Na klar, auch wenn ich der Einzige sein sollte. Glaube versetzt nicht nur Berge, er biegt auch Gitterstäbe auseinander.« |303| Dem Anwalt gefiel das Bild, er wurde jedoch wieder ernst, als er die nächsten Worte hörte.
    »Sie, Herr Rechtsanwalt, nutzen den legalen Weg, ich den illegalen.« Thomas hob abwehrend die Hände. »Ich weiß, was ich tue, ich kann es verantworten, und was ich für meinen Freund mache, ist meine Sache. Sie müssen mich zur Not rauspauken. Morgen erfahren wir, wer hinter der Firma steht, die in Lorch die Wohnung gemietet hat, und Sie können dann die Renovierung der Wohnung verhindern, damit die Polizei die dortigen Spuren sichert. Alexandras DNA kennt man, wenn jetzt in der Wohnung dieselben DN A-Spuren gefunden werden, wie in ihrer   ...«
    »...   dann sagt uns das gar nichts«, unterbrach ihn der Anwalt, »weil wir sie niemandem zuordnen können. Es gibt keine Namen.«
    »Doch, vier! Allerdings könnte ich von zweien aus dem engeren Kreis meiner Verdächtigen, wenn sie in der Mensa essen, die Löffel besorgen, so was habe ich schon einmal gemacht. Dabei handelte es sich allerdings um die Fingerabdrücke auf einem Champagnerglas.«
    »Spielen Sie häufiger den Detektiv? Ich glaube, wir kommen über die Hintermänner des Überfalls weiter.«
    »Das sollen gefälligst die Bullen machen, dieser Kommissar Sechser, der kriegt Geld dafür. Ich könnte ihn heiß machen. Ich habe noch was anderes am Köcheln. Der Wein, der bei uns beschlagnahmt wurde und der in Alexandras Magen war, stammt von einem Weingut namens Altensteineck. Keiner von uns dreien kannte den Wein. Frau Breitenbach hat ihn auf einem Weingut vorgesetzt bekommen, wo eine alte Frau lebt, deren Mädchenname Marquardt ist. So heißt auch der Professor, der mit Alexandra zusammengearbeitet hat. Damit kommen wir zu den Unterlagen aus Manuels Schreibtisch. Keiner weiß, wie die Papiere aus der Forschungsanstalt dorthin gelangt sind. Um welche es sich |304| handelt, wird Ihnen der Staatsanwalt

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