Rigor Mortis: Thriller Ein neuer Fall für Roy Grace (German Edition)
Biggs, ein Inspektor der Verkehrspolizei, den die Abteilung Kapitalverbrechen in diesem Fall hinzugezogen hatte.
»Gut. Dies ist die erste Besprechung der Operation Violin , der Ermittlung im Todesfall Tony Revere, Student an der Brighton University.« Er stellte Biggs, einen freundlichen, sachlich wirkenden Kollegen, seinem Team vor. »James, möchten Sie für uns die Ereignisse des heutigen Tages zusammenfassen?«
Der Inspektor schilderte die tragischen Vorfälle des Morgens und konzentrierte sich besonders auf die Augenzeugenberichte, denen zufolge sich ein weißer Lieferwagen vom Unfallort entfernt hatte, nachdem er eine rote Ampel missachtet und den Radfahrer angefahren hatte. Bisher gebe es zwei mögliche Sichtungen des Lieferwagens auf Überwachungskameras, doch sei die Qualität nicht ausreichend, um das amtliche Kennzeichen zu entziffern.
Die erste Sichtung zeige einen Ford Transit, der sich keine dreißig Sekunden nach dem Zusammenstoß in östlicher Richtung vom Unfallort entfernt habe. Die zweite Sichtung sei eine Minute später erfolgt und zeige einen Lieferwagen, bei dem an der Fahrerseite der Außenspiegel fehle. Er sei nach einem knappen Kilometer rechts abgebogen. Diese Sichtung sei von Bedeutung, weil man am Unfallort Teile eines Außenspiegels gefunden habe. Man überprüfe jetzt die Seriennummer auf dem Gehäuse.
»In etwa einer Stunde beginnt die Autopsie«, erklärte Grace. »Glenn Branson wird mich dort vertreten.«
Sein Kollege verzog das Gesicht und hob die Hand. Grace nickte.
»Chef, ich habe eben mit dem Familienbetreuer der Verkehrspolizei gesprochen, der für diesen Fall zuständig ist. Er hat einen Anruf von einem Beamten der New Yorker Polizei erhalten. Der Verstorbene war amerikanischer Staatsbürger und studierte Wirtschaftswissenschaften an der Brighton University. Ich weiß nicht, ob es von Bedeutung ist, aber der Mädchenname seiner Mutter lautet Giordino.«
Alle Blicke waren jetzt auf ihn gerichtet.
»Sagt euch der Name etwas?« Allgemeines Kopfschütteln.
»Sal Giordino?«
Noch immer keine Reaktion.
»Mal Der Pate gesehen?«
Diesmal nickten alle.
»Mit Marlon Brando. Dem Boss der Bosse. Dem Paten . Dem Mann. Dem Capo der Capos .«
»Ja«, sagte Grace.
»Nun, das ist ihr Vater. Sal Giordino ist der derzeitige Pate von York.«
21
WENN EIN AMERIKANISCHER Staatsbürger im Ausland starb, verständigte gewöhnlich das New Yorker Interpolbüro die örtliche Polizei, die daraufhin den Angehörigen die Todesnachricht überbrachte. Im Falle von Tony Revere wäre dies die Bezirkspolizei von Suffolk gewesen, die für die Hamptons zuständig war.
Bei einer so berüchtigten Familie wie den Giordinos ging man jedoch anders vor. Alle bekannten Angehörigen der Gangsterfamilie, selbst entfernte Cousins, waren in den polizeilichen Datenbanken markiert. Stieß einem von ihnen etwas zu, erfuhren die betreffenden polizeilichen Dienststellen sofort davon.
Detective Investigator Pat Lanigan saß an seinem Schreibtisch in Brooklyn, als Interpol anrief. Lanigan stöberte gerade im bezahlbaren Teil des Onlinekatalogs von Tiffany, weil er für seine Frau Lorna ein Geschenk zum dreißigsten Hochzeitstag suchte. Sofort schnappte er sich einen Stift und konzentrierte sich ganz auf den Anruf.
Er war ein hochgewachsener Mann irischer Abstammung mit Aknenarben im Gesicht und einem grauen Bürstenhaarschnitt. Er hatte bei der Marine begonnen und später als Hafenarbeiter in Manhattan gearbeitet, bevor er zur Polizei ging. Er sah aus wie die harten Jungs im Kino und war so kräftig gebaut, dass sich niemand so schnell mit ihm auf einen Kampf einließ.
Er war vierundfünfzig und hatte dreißig Jahre Erfahrung mit den Wise Guys , wie die New Yorker Polizei die Mafiosi nannte. Er kannte viele der Gangsterfamilien persönlich. Es war von Vorteil, dass er selbst in Brooklyn aufgewachsen war, wo die meisten Clans lebten: die Gambinos, Genoveses, Colombos, Luccheses, Giordinos und Bonnanos.
Als er in den siebziger Jahren zur Polizei gegangen war, hatte man ihn auf die Mörder des Gangsters Joe Gallo angesetzt, der bereits seit mehreren Jahren tot war. Man hatte ihn aus Rache während eines Essens in Umberto’s Clam House in Little Italy erschossen. Allerdings konnte Lanigan nicht allzu viel Mitleid für den Mann aufbringen, der als Crazy Joey bekannt gewesen war und einen ausgewachsenen Löwen im Keller gehalten hatte. Gern pflegte er das Tier drei Tage lang hungern zu lassen, bevor er seine
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