Rigor Mortis: Thriller Ein neuer Fall für Roy Grace (German Edition)
natürlich! Daran hatte ich nicht gedacht.« Er grinste, verspürte aber einen leisen Stich. Es war Sandys absoluter Lieblingsfilm gewesen.
Das Lächeln verschwand aus dem Gesicht des Assistant Chief Constable. »Roy, ich mache mir Sorgen wegen dieser Mafiaverbindung.«
Grace nickte. »Die Eltern sind jetzt hier, um die Leiche zu identifizieren.«
»Ich weiß. Was mir nicht gefällt, ist die Tatsache, dass wir uns auf fremdem Terrain bewegen. Ich fürchte, die Sache könnte schieflaufen.«
»In welcher Hinsicht, Sir?«
Grace spürte sofort, dass es die falsche Frage gewesen war.
Riggs Gesicht verdunkelte sich. »Wir befinden uns mitten in einer verdammten Rezession, die Wirtschaft dieser Stadt hat darunter zu leiden. Der Tourismus kränkelt. Brighton steht zu Unrecht seit siebzig Jahren im Ruf, die Verbrechenshauptstadt Großbritanniens zu sein. Wir versuchen, etwas dagegen zu unternehmen und den Leuten zu beweisen, dass diese Stadt so sicher ist wie jede andere. Da können wir es verdammt nochmal nicht gebrauchen, dass die verfluchte amerikanische Mafia hier Schlagzeilen macht.«
»Wir haben eine gute Beziehung zum Argus – das können wir sicher unter Kontrolle halten.«
»Meinen Sie?« Allmählich wirkte Rigg richtig wütend, so hatte Grace ihn noch nie erlebt.
»Wenn wir vorsichtig mit der Zeitung umgehen und sie vor der überregionalen Presse mit Informationen versorgen, dürfte das möglich sein, Sir.«
»Und was ist dann mit der Belohnung?«
Das Wort traf Grace wie ein Hammerschlag. »Belohnung?«, fragte er überrascht.
»Ja, Belohnung.«
»Verzeihung, aber ich weiß nicht, wovon Sie sprechen, Sir.«
Rigg winkte ihn auf seine Seite des Schreibtisches, tippte auf eine Taste und deutete auf den Bildschirm.
Grace sah den Schriftzug des Argus in schwarzen, rot unterstrichenen Buchstaben. Darunter stand zu lesen: Neueste Schlagzeilen. Aktualisiert um 9.25 Uhr.
TOCHTER EINES MAFIABOSSES BIETET 100000 $ BELOHNUNG FÜR MÖRDER IHRES SOHNES.
Entmutigt las Grace weiter.
Fernanda Revere, die Tochter des New Yorker Mafia-Paten Sal Giordino, der zurzeit elf lebenslängliche Haftstrafen wegen Mordes verbüßt, erklärte heute Morgen vor dem Tor des Leichenschauhauses gegenüber Kevin Spinella, dem Reporter des Argus , dass sie eine Belohnung von 100000 $ für Informationen aussetzte, die zur Identifizierung des Lieferwagenfahrers führen, der für den Tod ihres Sohnes Tony Revere verantwortlich ist. Der 21-jährige Revere studierte an der Brighton University und wurde gestern bei einem schweren Autounfall auf der Portland Road getötet, an dem ein Audi, ein Lieferwagen, ein Sattelschlepper und er als Radfahrer beteiligt waren.
Die Polizei sucht nach weiteren Zeugen. Inspector James Biggs von der Verkehrspolizei erklärte: »Wir suchen dringend nach dem Fahrer eines weißen Ford Transit, der an dem Zusammenstoß beteiligt war. Er hat sich nach dem Unfall mit hoher Geschwindigkeit entfernt. Das war ein Akt der Grausamkeit.«
»Wissen Sie, was mir daran am wenigsten gefällt, Roy?«
Grace ahnte es. »Die Formulierung im Zusammenhang mit der Belohnung, Sir?«
Rigg nickte. »Identifizierung«, sagte er. »Das Wort gefällt mir nicht. Üblicherweise sagt man: für Informationen, die zur Verhaftung und Verurteilung führen . Die Geschichte mit der Identifizierung passt mir nicht. Das geht in Richtung Selbstjustiz.«
»Möglicherweise war die Frau einfach übermüdet und hat es nicht so gemeint.« Grace merkte selbst, wie unbeholfen das klang.
Rigg schaute ihn vorwurfsvoll an. »Letztes Mal haben Sie gesagt, dieser Spinella fräße Ihnen aus der Hand.«
In diesem Augenblick hätte Grace den Reporter am liebsten mit bloßen Händen erwürgt. »Nicht ganz, Sir. Ich habe gesagt, ich hätte eine gute Arbeitsbeziehung zu ihm, würde aber befürchten, dass er irgendwo bei der Polizei einen Maulwurf hat. Das hier dürfte der Beweis sein.«
»Für mich beweist das etwas anderes, Roy.«
Auf einmal fühlte sich Grace äußerst unbehaglich.
»Und zwar, dass meine Vorgängerin Alison Vosper recht hatte, als sie mir riet, Sie im Auge zu behalten.«
29
GRACE FUHR AM STADTRAND von Brighton entlang zum Krankenhaus. Er kochte vor Wut und fühlte sich sehr gedemütigt.
Bei seinem vorherigen Fall hatte er einen Serienvergewaltiger gefasst und sich so den Respekt von ACC Rigg erworben. Damit war es offenbar vorbei. Er hatte gehofft, das Gespenst von Alison Vosper endgültig loszuwerden, und musste nun begreifen, dass
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