Rigor Mortis: Thriller Ein neuer Fall für Roy Grace (German Edition)
seine Finanzen durch. Bei seinem augenblicklichen Verbrauch würde das Geld fünf Jahre reichen. Er könnte noch einen guten Auftrag gebrauchen. Auf seinem Schweizer Konto hatte er 2,5 Millionen Dollar deponiert, die ihm ein gewisses Polster verschafften, aber er wusste ja nicht, wie lange er noch leben würde. Er musste sein Boot unterhalten, eine 14-Meter-Yacht mit Mercedes-Motor namens Long Shot , mit der er fast jeden Tag zum Fischen hinausfuhr.
Die Tage auf dem Boot waren sein Leben.
Und er wusste nie, wie viele es noch sein würden.
An jedem Geburtstag schenkte er sich selbst eine Runde russisches Roulette. Er legte die Patrone in eine der sechs Kammern, drehte die Trommel, horchte auf das metallische Klicken, setzte die Waffe an die Schläfe und drückte einmal ab. Traf der Hammer eine leere Kammer, war es Schicksal.
Er ging hinein, öffnete den Waffenschrank und holte den Revolver heraus. Die Kugel befand sich seit zehn Jahren in der Kammer. Er öffnete die Waffe und ließ die 38er Patrone in seine Hand fallen.
Vor zehn Jahren hatte er sie zum Dum-Dum-Geschoss umfunktioniert, indem er zwei tiefe Schlitze an der Geschossspitze anbrachte. So würde die Kugel beim Aufprall aufreißen und ein Loch von der Größe eines Tennisballs hinterlassen. Das konnte er unmöglich überleben.
Vorsichtig steckte Tooth die Patrone wieder in die Kammer, drehte die Trommel, horchte auf das Klicken. Vielleicht traf es ihn diesmal, vielleicht auch nicht.
Er setzte den Lauf des Revolvers an die Schläfe, genau dort, wo die Patrone die größte Zerstörung anrichten würde.
Dann drückte er ab.
27
DIE MORGENBESPRECHUNG hielt Grace im Konferenzraum ab, da weitere Kollegen hinzugekommen waren, darunter Tracy Stocker von der Spurensicherung, der Polizeifotograf James Gartrell, Paul Wood von der Unfalluntersuchung, der schon an der Unfallstelle gewesen war, und dessen eigener Leiter der Spurensicherung.
Grace hatte sein eigenes Team um zwei Personen erweitert: den jungen DC Alec Davies, der ihn schon als Schutzpolizist beeindruckt hatte und den er nun vorzeitig für die Kripo angefordert hatte. Er war ein ruhiger, schüchtern wirkender Mann und leitete jetzt das Team, das alle Geschäfte im Umkreis von eineinhalb Kilometern um die Unfallstelle auf Überwachungskameras überprüfte.
Der andere Kollege war David Howes, ein großer, charmanter Detective Constable Mitte vierzig. Er trug einen grauen Nadelstreifenanzug und ein kariertes Hemd und wäre mit der Kleidung und der gepflegten Frisur auch als Börsenmakler oder Manager durchgegangen. Er hatte eine Spezialausbildung als Verhandlungsführer absolviert und war früher Verbindungsbeamter für die Gefängnisse gewesen.
In dem Raum konnten fünfundzwanzig Leute sitzen, weitere dreißig notfalls stehen. Der Raum wurde unter anderem für Pressekonferenzen benutzt. Wenn Beamte hier sprachen, sah man im Hintergrund statt des Untersuchungsgefängnisses, das durch Jalousien abgeschirmt wurde, eine Tafel mit der Internetadresse und den Telefonnummern der Sussex Police.
James Biggs hatte auf einer weißen Wandtafel die Position der Fahrzeuge aufgezeichnet, wie man sie unmittelbar nach dem Zusammenstoß mit dem Radfahrer vorgefunden hatte.
Der weiße Ford Transit war als Fahrzeug 1 markiert, das Fahrrad als Fahrzeug 2, der Sattelschlepper als Fahrzeug 3 und der Audi als Fahrzeug 4.
Roy Grace las aus seinen Notizen vor. »Donnerstag, 22. April, 8.30 Uhr. Dies ist die zweite Besprechung der Operation Violin , der Ermittlung in Sachen des Todes von Tony Revere, Student an der Brighton University, durchgeführt an Tag zwei nach seinem Zusammenstoß in der Portland Road, Hove, mit einem nicht identifizierten Lieferwagen und in der Folge mit einem Sattelschlepper der Aberdeen Ocean Fisheries. Nicht anwesend sind DS Branson, PC Pattenden und DS Moy, die zurzeit mit den Eltern des Toten, die aus den USA hergeflogen sind, die Leiche in Augenschein nehmen.«
Er wandte sich an Sergeant Wood. »Paul, du fängst am besten an.«
Wood stand auf. »Wir haben die Informationen der Zeugen, die Schleuderspuren und das Muster der Trümmer in das CAD-Programm eingespeist, das wir zurzeit für die Simulation von Unfällen benutzen. Wir haben zwei Perspektiven des Unfalls erstellt, die erste aus der Sicht des Audi.«
Er griff nach einer Fernbedienung und drückte einen Knopf. Auf einem Videomonitor an der Wand erschien eine graue Straße, die etwa so breit wie die Portland Road war, doch waren der
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