Rigor Mortis: Thriller Ein neuer Fall für Roy Grace (German Edition)
Zeitung oder hören Radio.«
DC Boutwood hob die Hand. »Chef, ich habe mit einem Undercover-Mitglied der Operation Reduction gesprochen, der mit mehreren Informanten arbeitet. Er hat sich für mich umgehört, aber Preece hat sich in der letzten Woche bei keinem seiner regelmäßigen Kontakte gemeldet.«
Ich glaube, wenn auf meinen Kopf 100000 Dollar Belohnung ausgesetzt wären, würde ich das auch nicht tun, dachte Grace, sagte aber nur: »Offenbar hält er sich sehr bedeckt, E-J. Aber er wird irgendwo auftauchen.«
Hätte er eine Kristallkugel besessen, wäre er vielleicht auf eine andere Redewendung verfallen.
43
NACH DER BESPRECHUNG bat Grace Glenn Branson, in zehn Minuten in sein Büro kommen. Als er allein den Flur entlangging, rief er Cleo an. Obwohl der Arzt ihr empfohlen hatte, sich auszuruhen, hatte sie darauf bestanden, wieder arbeiten zu gehen. Allerdings musste sie Grace versprechen, nichts Schweres zu heben.
Sie hörte sich gut an, war aber zu beschäftigt, um länger mit ihm zu sprechen. Am Wochenende starben viele Leute: Heimwerker, die von der Leiter fielen; wiedergeborene Easy Rider auf schnellen Maschinen; Männer, die beim einzigen Fick der Woche schlappmachten, und die Einsamen, die das Wochenende einfach nicht ertragen konnten. Er staunte immer wieder, mit welcher Begeisterung sie ihrer düsteren Arbeit nachging. Doch das Gleiche sagte sie auch von ihm.
Er besorgte sich in der winzigen Kochnische, die mit Wasserkocher, Arbeitsplatte, Spülbecken und Kühlschrank eingerichtet war und als Entschuldigung für eine Kantine diente, einen Kaffee und ging damit in sein Büro. Er hatte sich gerade gesetzt, als Glenn hereinkam.
»Was gibt’s, Oldtimer?«
Grace grinste. »Das kann ich dir sagen. Ich möchte, dass du die Abendbesprechung für mich übernimmst.« Er bemerkte Bransons Anzug, der noch schicker war als sonst – grau mit violetten Streifen. »Falls du keinen Termin bei deinem Schneider hast.«
»Ich werde einen für dich vereinbaren, neue Sommergarderobe.«
»Danke, das hast du letztes Jahr schon gemacht. Hat mich zwei Riesen gekostet.«
»Du hast eine wunderschöne junge Verlobte. Du willst neben ihr doch nicht wie ein alter Knacker aussehen.«
»Ehrlich gesagt, musst du mich deswegen heute Abend vertreten. Ich führe sie aus. Habe Konzertkarten für das O 2 in London.«
Branson machte große Augen. »Cool. Welches Konzert denn?«
»Die Eagles.«
Branson bedachte ihn mit einem mitleidigen Blick und schüttelte den Kopf. »Also ehrlich! Die Eagles? Das ist Musik für alte Knacker! Ist sie ein Fan von ihnen?«
Grace tippte sich an die Brust. »Nein. Aber ich.«
»Das weiß ich doch, Oldtimer. War bei dir zu Hause nicht zu übersehen. Nicht zu fassen, wie viele Platten du von denen hast.«
»›Lyin’ Eyes‹ und ›Take It Easy‹ sind zwei der besten Singles aller Zeiten.«
Branson schüttelte den Kopf. »Vermutlich hast du auch Vera Lynn auf deinem iPod.«
Grace wurde rot. »Eigentlich habe ich noch gar keinen iPod.«
»Alles klar«, erwiderte Branson, stützte die Ellbogen auf den Tisch und schaute seinem Freund fest in die Augen. »Sie kommt gerade aus dem Krankenhaus, und du willst sie allen Ernstes mit den Eagles malträtieren? Nicht zu fassen!«
»Ich habe die Tickets schon vor einer Ewigkeit gekauft, sie haben ein Vermögen gekostet. Egal, eine Hand wäscht die andere.«
»Ach ja?«
»Im Gegenzug muss ich nämlich mit Cleo in ein Musical gehen.« Er schaute Glenn hilflos an. »Ich kann Musicals nicht leiden. Aber es ist ein Geben und Nehmen, stimmt’s?«
»Lass mich raten. Etwa The Sound of Music ?«
Grace grinste. »Sag lieber nichts mehr.«
44
TOOTH VERLIESS DEN MIETWAGENBEREICH des Parkhauses, beschrieb eine Schleife um den Flughafen und fuhr dann ins Langzeitparkhaus. Er rollte durch die Reihen der Fahrzeuge und hielt Ausschau nach einem Toyota Yaris, der mit seinem von Farbe und Baujahr her identisch war.
Nach zwanzig Minuten hatte er fünf Fahrzeuge gefunden. Drei davon parkten in verlassenen Bereichen, weitab der Überwachungskameras. Rasch entfernte er bei allen die Nummernschilder und verstaute sie in seinem Kofferraum. Dann zahlte er die Mindestgebühr, verließ das Parkhaus und fuhr zum Premier Inn, einem Hotel in Flughafennähe.
Dort verlangte er ein Zimmer im zweiten Stock mit Blick auf Parkplatz und Haupteingang. Er bevorzugte Zimmer im zweiten Stock. Von außen konnte man nicht gesehen werden, und wenn er im Notfall aus dem Fenster
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