Rigor Mortis: Thriller Ein neuer Fall für Roy Grace (German Edition)
zwischen seinen Füßen fallen.
Der Polizist hatte sich gebückt und klopfte ans Beifahrerfenster.
Tooth drehte den Zündschlüssel um und öffnete das Fenster.
Der Polizist war Mitte zwanzig, hatte scharfe, aufmerksame Augen und einen ernsten Gesichtsausdruck.
»Guten Morgen, Sir.«
»Morgen.«
»Wir suchen nach einem weißen Ford Transit, der am vergangenen Mittwoch durch diese Gegend gekommen sein muss. Er fuhr auffällig, vermutlich zu schnell. Ist Ihnen etwas aufgefallen?«
Tooth schüttelte den Kopf. »Nein.«
»Vielen Dank. Dürfte ich fragen, was Sie hier machen? Es ist nur eine Formalität.«
Mit der Frage hatte Tooth gerechnet. »Ich warte auf meine Freundin. Sie lässt sich die Haare machen.« Er deutete auf den Friseursalon namens Jane’s.
»Wenn sie wie meine Frau ist, dürfte das noch eine Weile dauern.«
Der Beamte schaute ihn noch einmal an, richtete sich auf und ging zum nächsten Haus. Tooth schloss das Fenster und betrachtete ihn im Rückspiegel. Plötzlich blieb der Polizist stehen und schaute noch einmal zu seinem Auto. Dann ging er zur Haustür.
Tooth beobachtete, wie er und sein Kollege sämtliche Häuser an der Straße abarbeiteten, bis sie außer Sicht waren. Dann fuhr er weg. Es hatte keinen Sinn, bei Tageslicht hier herumzuhängen. Er würde in der Dunkelheit wiederkehren. Bis dahin gab es noch viel zu tun.
47
ROY GRACE WAR MÜDE und ein bisschen niedergeschlagen, als er sich mit einem Kaffee an seinen Schreibtisch in der Soko-Zentrale 1 setzte. Ewan Preece war untergetaucht, und niemand wusste, wie lange er sich noch verstecken würde. Morgen wäre der Unfall schon eine ganze Woche her, und trotz der Belohnung war der Mann angeblich kein einziges Mal gesehen worden.
Positiv war die Tatsache, dass Preece als nicht sonderlich intelligent galt und früher oder später sicher einen Fehler begehen würde – falls er nicht schon vorher verpfiffen wurde. Bis dahin übte ACC Rigg, der wiederum von Chief Constable Tom Martinson zu schnellen Ergebnissen gedrängt wurde, allerdings großen Druck auf Grace aus.
Sicher würde sich alles beruhigen, wenn es eine sensationellere Geschichte für die Medien gab, doch im Augenblick verursachte die Operation Violin vielen Leuten Unbehagen. Vor allem auch John Barradell, dem neuen Geschäftsführer der Brighton Corporation, der sein Bestes tat, um die Stadt vom unwillkommenen Etikett der Verbrechenshauptstadt Großbritanniens zu befreien. Er übte den größten Druck auf die leitenden Polizeibeamten aus.
»Dienstag, 27. April, 8.30 Uhr«, eröffnete Grace die Morgenbesprechung. »Wir haben aus dem Ford Prison neue Informationen über den Tod von Warren Tulley erhalten.«
Er schaute zu Glenn Branson und dann zum Rest seines Teams, das jeden Tag wuchs. Zuletzt war DS Duncan Crocker hinzugekommen. Er war siebenundvierzig und hatte welliges Haar mit Geheimratsecken, das an den Schläfen grau wurde. Er war immer gut aufgelegt und entspannte sich auch nach dem düstersten Arbeitstag bei einem anständigen Drink. Effizient war er und ein erfahrener Ermittler, der großen Wert auf Details legte.
Glenn Branson sagte: »Ich habe den Autopsiebericht über Tulley, Chef. Er hing in seiner Zelle an einer Stahlstrebe. Das Seil hatte er aus zerrissenen Bettlaken geknüpft. Der Wärter, der ihn gefunden hat, schnitt ihn oberhalb des Knotens ab und versuchte, ihn wiederzubeleben. Zwanzig Minuten später wurde er von einem Sanitäter für tot erklärt. Es gibt einige Faktoren, die gegen einen Selbstmord sprechen. Die Akte des Gefängnisses weist keine potentielle Selbstmordgefahr aus, und genau wie Ewan Preece sollte Tulley in nur drei Wochen entlassen werden.«
Die Titelmelodie von James Bond erklang, das war das Handy von Norman Potting. Er brachte es mit einem Knurren zum Schweigen.
»Ach, haben Sie nicht mehr Indiana Jones ?«, erkundigte sich Bella Moy.
»War beim Telefon dabei.«
»Das ist so klischeehaft.«
Branson schaute in seine Notizen. »Es gibt Hinweise, dass in der Zelle ein Kampf stattgefunden hat, und man entdeckte an der Leiche mehrere blaue Flecken. Der Rechtsmediziner sagt, er scheine zunächst erwürgt und dann erst erhängt worden zu sein. Außerdem fand man unter einigen Fingernägeln menschliches Gewebe, das zur DNA-Analyse geschickt wurde. Das alles deutet auf einen Kampf hin.«
»Falls er von einem anderen Gefangenen erwürgt wurde, haben wir ihn nach der DNA-Analyse«, bemerkte Crocker.
»Mit etwas Glück«, erwiderte
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