Rigor Mortis: Thriller Ein neuer Fall für Roy Grace (German Edition)
andere Regeln galten.
Nun, in seiner Stadt würden sie damit nicht durchkommen.
57
»SAMSTAG, 1. MAI, 8.30 UHR«, verkündete Roy Grace seinem Team. »Dies ist die achtzehnte Besprechung der Operation Violin. Zunächst möchte ich vermelden, dass Ewan Preece eindeutig identifiziert wurde.«
»Schade, dass die Stadt Brighton einen so aufrechten Bürger verloren hat, Chef«, sagte Norman Potting. »Und auf so klebrige Art und Weise.«
Manche lachten. Grace schaute ihn vorwurfsvoll an.
»Vielen Dank, Norman. Verzichten Sie jetzt mal auf Ihren Humor. Es gibt ernste Dinge zu besprechen.«
Bella Moy warf sich ein Malteser in den Mund und zerbiss es mit einem Knirschen.
»Es wird einige Tage dauern, bis uns die toxikologischen Berichte vorliegen, aber die Autopsie hat schon wichtige Ergebnisse erbracht. Zunächst einmal gleicht das Hämatom an seinem Hals dem, das wir bei seiner Schwester Evie entdeckt haben, die sich angeblich an nichts erinnern kann, nachdem sie am Montagabend ihre Katze in den Garten gelassen hatte. Laut Nadiuska de Sancha passt das zu einem Schlag aus den asiatischen Kampfsportarten, der mit der Handkante beigebracht wird und sofortige Bewusstlosigkeit zur Folge hat. Womöglich wurde auch Preece auf diese Weise von seinem Angreifer überwältigt.«
Er schaute in seine Notizen. »Das Meerwasser in seinen Lungen weist darauf hin, dass er noch lebte, als der Lieferwagen im Wasser versank, und der Tod durch Ertrinken eintrat. Die Tatsache, dass seine Hände ans Lenkrad geklebt waren, schließt einen Selbstmord fast gänzlich aus. Ist jemand anderer Meinung?«
»Wie ist der Lieferwagen ins Wasser gelangt, wenn der Mann bewusstlos war?«, wollte Nick Nicholas wissen. »Es dürfte schwierig gewesen sein, ihn hineinzuschieben, denn sobald die Vorderräder über die Kante des Kais rollen, setzt der Unterboden auf. Hätte er nicht hineingefahren werden müssen?«
»Ein guter Einwand. Dudman, dem dieser Teil des Kais gehört, hat ausgesagt, dass sein Gabelstapler bewegt wurde. Möglicherweise hat man den Lieferwagen damit ins Wasser geschoben.«
»Hätte derjenige keinen Zündschlüssel gebraucht?«, erkundigte sich Bella Moy.
»Man hat mir gesagt, dass dieses Modell noch über einen Universal-Zündschlüssel verfügt. Man kann mit einem Schlüssel sämtliche Fahrzeuge in Großbritannien bedienen. Und jeder, der über ein gewisses Grundwissen verfügt, hätte ihn auch mit einem Schraubenzieher anlassen können.«
»Wurde der Klebstoff schon analysiert?«, fragte DS Duncan Crocker.
»Wir haben ihn ins Labor geschickt. Das Ergebnis liegt noch nicht vor.«
»Es wurde aber keine Tube oder Ähnliches im Fahrzeug gefunden?«
»Nein. Die Specialist Search Unit hat den Umkreis, in dem das Fahrzeug gefunden wurde, gründlich mit Tauchern abgesucht, bislang aber nichts gefunden. Die Sicht dort unten ist allerdings gleich null. Sie werden die Suche heute fortsetzen und auch den gesamten Kai überprüfen. Aber ich habe das Gefühl, dass sie nichts finden werden.«
»Wie kommst du darauf, Chef?«, wollte Glenn Branson wissen.
»Weil es nach der Arbeit eines Profis aussieht. Alle Anzeichen sprechen dafür.« Grace schaute in die Runde. »Die Geschichte mit der Belohnung hat mir von Anfang an nicht gefallen. Sie wurde nicht, wie sonst üblich, für Hinweise ausgesetzt, die zur Verhaftung und Verurteilung des Täters führen, es ging nur um die Identität des Fahrers. Ich glaube, wir haben es hier mit einem Mordanschlag aus der Unterwelt zu tun.«
»Was bedeutet das für unsere Ermittlungen, Sir?«, fragte Emma-Jane Boutwood.
»In den 1930er Jahren galt diese Stadt als Mordhauptstadt Europas«, erwiderte Grace. »Ich werde nicht zulassen, dass Leute glauben, sie könnten hier jemanden für ein Kopfgeld töten und damit durchkommen. Denn genau damit haben wir es zu tun.«
»Wenn es ein professioneller Mordanschlag der Mafia war, könnte der Täter schon wieder in Amerika sein«, gab Nick Nicholas zu bedenken. »Oder wo immer er herkommen mag.«
»In Evie Preeces Garage gibt es keine Verbindungstür ins Haus«, sagte Grace. »Falls unser Mann Preece ausgeknockt hat, hätte er ihn aus dem Haus in die Garage tragen müssen – und das in dieser dichtbesiedelten Gegend. Als er in den Hafen fuhr, hätte er ihn im Lieferwagen lassen müssen, während er das Tor öffnete. Dann hätte er seine Hände ans Lenkrad kleben, den Gabelstapler anlassen und den Lieferwagen damit ins Wasser schieben müssen. Gut, das ist
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