Rigor Mortis: Thriller Ein neuer Fall für Roy Grace (German Edition)
jemand aus dem Team den Reporter angerufen?
»Im Lieferwagen liegt eine Leiche, aber sie wurde noch nicht identifiziert.«
»Könnte es der Lieferwagen sein, nach dem Sie suchen?«
Er bemerkte Nadiuska de Sancha, die in Schutzanzug und weißen Stiefeln auf sie zukam, in der Hand ihre große schwarze Tasche.
»Es ist noch zu früh, um das zu sagen.«
Spinella notierte sich etwas.
»Der Unfall liegt zehn Tage zurück. Machen Sie gute Fortschritte bei Ihren Ermittlungen in Sachen Lieferwagen und Fahrer, Detective Superintendent?«
»Wir sind mit den Hinweisen aus der Bevölkerung bisher sehr zufrieden«, log Grace. »Wir möchten aber an alle Personen im Bereich Southwick appellieren, die zwischen sechs Uhr abends am Montag und acht Uhr morgens am Dienstag einen weißen Lieferwagen gesehen haben. Sie sollen uns in der Soko-Zentrale oder anonym bei Crimestoppers anrufen. Soll ich Ihnen die Nummern geben?«
»Die habe ich.«
»Das wäre alles«, sagte Grace, nickte der Rechtsmedizinerin zu und gab ihr ein Zeichen, dass er gleich zu ihr kommen würde.
»Vielleicht sind Sie so nett und teilen mir mit, wenn Sie Leiche und Lieferwagen identifiziert haben.«
»Sehr witzig.«
Nadiuska trug sich ins Register ein und schlüpfte unter dem Absperrband hindurch.
»Die Rechtsmedizinerin des Innenministeriums?«, fragte Spinella. »Sieht aus, als hätten Sie es mit einem Mordfall zu tun.«
Grace drehte sich um und funkelte ihn an. »Ist mal was anderes, es als Letzter zu erfahren, oder?«
Zufrieden wandte er sich ab und begleitete Nadiuska zu Preece. Da er wusste, dass sie gern allein arbeitete, kehrte er zu Cleo und dem Rest des Teams in den warmen Einsatzwagen zurück.
*
Eine halbe Stunde später kam Nadiuska die Stufen herauf. »Roy, ich muss Ihnen etwas zeigen.«
Er zwängte sich in seinen Anorak und folgte ihr zu dem weißen Lieferwagen. Die Gerichtsmedizinerin blieb neben der offenen Fahrertür stehen.
»Ich denke, wir können einen Unfall definitiv ausschließen und mit großer Sicherheit auch einen Selbstmord.«
Er schaute sie fragend an.
Sie deutete auf einen kleinen, zylinderförmigen Gegenstand, den Grace vorhin nicht bemerkt hatte. Er war an der Sonnenblende auf der Fahrerseite befestigt. »Sehen Sie mal. Das ist eine digitale Unterwasserkamera – mitsamt einem Sender. Und sie ist eingeschaltet, wenngleich die Batterie leer ist.«
Grace runzelte die Stirn und ärgerte sich, weil er sie nicht selbst entdeckt hatte. Wie zum Teufel war ihm das Ding entgangen? Es maß zwei bis drei Zentimeter im Durchmesser und war etwa acht Zentimeter lang, mit einem dunkelblauen Metallgehäuse und einem Fischaugenobjektiv. Wozu sollte sie gut sein? Hatte Preece sich selbst gefilmt?
Nadiuska riss ihn aus seinen Gedanken, indem sie auf die Hände des Mannes deutete und ihn belustigt ansah. »Der Totengriff wird durch die Leichenstarre verursacht.«
Grace nickte.
Sie streckte ihre Hand im Latexhandschuh aus und hob einen der alabasterweißen Finger an. Die Haut von der Fingerspitze blieb am Lenkrad kleben. Sie sah aus wie eine Blase mit winzigen Armen.
»Ich muss noch einige Untersuchungen im Labor durchführen, aber hier ist irgendein Klebstoff im Spiel. Für mich sieht es aus, als hätte man dem armen Mann die Hände ans Lenkrad geklebt.«
55
TOOTH SASS IN SEINEM HOTELZIMMER am Laptop, trank Kaffee und schnitt das Video der letzten Minuten von Ewan Preece. Der Rauchmelder an der Decke war zugeklebt, und neben der Untertasse, die er als Aschenbecher benutzte, lagen ein Päckchen Zigaretten und ein Plastikfeuerzeug.
Er hatte drei Kameras verwendet: eine am Handgelenk, eine im Inneren des Lieferwagens und eine, die er auf der Kante des Containers platziert hatte. Der Film war im Rohzustand und musste noch überarbeitet werden. Er begann mit einer Außenaufnahme des Lieferwagens am Kai. Rechts davon war ein Poller zu sehen. In der oberen Ecke des Bildes waren Uhrzeit und Datum angegeben: Dienstag, 27. April, 2.00 Uhr. Man sah Preece am Steuer, offenbar bewusstlos, mit Klebeband über dem Mund.
Dann blendete er ins Wageninnere. Eine Großaufnahme von Preece, angeschnallt auf seinem Sitz, bekleidet mit einem schmuddeligen weißen T-Shirt. Er öffnete die Augen, als erwachte er aus dem Schlaf, wirkte verwirrt und orientierungslos. Er schaute auf seine Hände, die auf dem Lenkrad lagen, und schien sich zu wundern, weshalb er sie nicht bewegen konnte.
Er bemühte sich, sie zu lösen. Seine Augen traten vor Angst aus den
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