Riley Jenson 01 - Die Mondjägerin
stopfte ich sie zu der anderen Kleidung, zog meinen dicken Wollmantel über und ging. Quinn befand sich an seinem mittlerweile schon gewohnten Platz, und ich musste sämtliche Selbstbeherrschung aufbringen, um wortlos an ihm vorbeizugehen.
Als ich bei der Arbeit ankam, saß Jack immer noch an seinem Computer. »Irgendwelche Neuigkeiten?«, erkundigte ich mich, während ich meine Tasche neben den Stuhl warf und mich auf ihn fallen ließ. »Gautier hat die sechs Sauger erledigt, die in Footscray für Terror gesorgt haben.« Dieser Mann war selbst für einen Vampir ziemlich irre. »Ich meinte Nachrichten von Rhoan.« »Weiß ich.« »Und?« »Es gibt nichts Neues.« »Hast du irgendjemanden losgeschickt, um herauszufinden, was los ist?« »Ja. Rhoan ist an seinem Einsatzort gesehen worden, doch offensichtlich ist er nicht dort geblieben.« »Wo sollte er denn eigentlich sein?«
Jack schenkte mir sein Krokodilsgrinsen. »Heißt das, du hast es dir mit dem Test noch einmal überlegt?« »Nein.« »Tja, dann ist das leider eine vertrauliche Information.« »Mistkerl.« Er hob eine Braue. »Für jemand, der sich so große Sorgen macht, kümmerst du dich ziemlich wenig um Rhoan.« »Ich wollte mich ja letzte Nacht nach ihm umsehen, aber irgendein Idiot hat auf mich geschossen.«
Das Lächeln verschwand von seinem Gesicht. »Was genau ist passiert?« »Ich war gerade aus der Bahn gestiegen. Der Kerl ist aus der Dunkelheit aufgetaucht und hat auf mich geschossen.« Ich zuckte mit den Schultern. »Wölfen passieren gelegentlich solche Dinge.« Ich wusste nicht, ob ich versuchte, mich oder ihn zu beruhigen. Schließlich war der Wolf das Ebenbild von Gautier gewesen, selbst wenn er anders gerochen hatte. »Und dein Angreifer?« »Tot.« Ich zögerte. »Er wurde … von einem Zug überrollt.« »Das erspart uns zumindest den Papierkram.« Er zögerte, dann fügte er hinzu: »Du wirst also weiter nach Rhoan suchen?« »Gleich nach dem Mittagessen.« »Ich bin gespannt, wer ihn zuerst findet – du oder Kelly.«
Ich musste unwillkürlich grinsen. Er hatte nicht wissen können, dass Kelly sowieso nach Rhoan gesucht hätte, auch wenn er sie nicht damit beauftragt hätte. Dass er es tat, bedeutete jedoch, dass er Rhoans Verschwinden ernster nahm, als ich angenommen hatte. »Du schickst sie noch heute Abend los?« Er nickte, und ich fühlte mich etwas erleichtert. Wenn wir beide loszogen, konnten wir bestimmt herausfinden, was hier vor sich ging. Denn irgendetwas stimmte nicht, auch wenn mein ungutes Gefühl noch nicht seinen Höhepunkt erreicht hatte.
»Gut«, sagte ich und setzte mich, um ein bisschen Papierkram zu erledigen. Doch Jack sah mich unverwandt an. Er wartete auf etwas, ich hatte keine Ahnung worauf. »Hast du vor, nachher auszugehen?«, fragte er nach einer Weile. Ich blickte zu ihm hoch, und er deutete auf meine große Tasche. »Noch fünf Tage bis Vollmond«, gab ich zur Erklärung. Er lehnte sich amüsiert auf seinem Stuhl zurück. »Wie kommt es eigentlich, dass Wölfe nie schwanger werden? Ich habe gehört, dass ihr nicht die Pille nehmt. Da vögelt ihr euch sieben Tage um den Verstand, und nie kommt etwas dabei heraus.«
»Wie kannst du eine zutiefst befriedigende Erfahrung nichts nennen?«, erwiderte ich grinsend. Er winkte ab. »Ehrlich. Das habe ich mich immer schon gefragt.« »Bist du nie auf die Idee gekommen, einmal einen Wolf zu fragen? Oder seine Gedanken zu lesen, um es herauszufinden?« »Dazu hat es mich nicht genug interessiert.« »Wieso fragst du dann jetzt danach?« »Ich habe eine Abneigung gegen Schweigen.« »Ja. Richtig.« Er hasste Schweigen genauso sehr wie ich den Mondtanz. Ich fand allerdings nichts dabei, seine Frage zu beantworten, schließlich fragte man mich das nicht zum ersten Mal. »Werwölfe nehmen zwar nicht die Pille, doch ein elektronischer Chip verhindert, dass wir schwanger werden. Frag mich nicht, wie das funktioniert, es klappt einfach. Der Chip wird uns in der Pubertät unter die Haut gepflanzt, und bis er wieder entfernt wird, sind wir unfruchtbar.«
Bei mir war diese Übung ziemlich überflüssig gewesen, weil ich offenbar unter irgendwelchen merkwürdigen Hormonschwankungen litt, die verhinderten, dass meine Eier es jemals bis hinunter in die Gebärmutter schafften. Das Gute daran war, dass ich keine Menstruation hatte. Das Schlechte, dass ich ohne medizinische Hilfe nicht schwanger werden konnte. Und selbst in dem Fall waren die Ärzte nicht sicher, ob ich ein Kind
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