Riley Jenson 02 - Wächterin des Mondes
Whitby. Sie ist die derzeitige Anführerin des Helkirudels.« Rhoan und ich tauschten einen überraschten Blick. »Das Rudel wird von einer Frau geleitet?«, fragte Rhoan.
»Ja. Wieso?« »Rudel werden ausschließlich von männlichen Alphatieren geleitet, nie von Frauen.« »Dann scheint es sich bei den Helkis um ein sehr fortschrittliches Rudel zu handeln.« »Es gibt in diesem Punkt keine fortschrittlichen Rudel«, widersprach Rhoan. »Die Führung obliegt einem männlichen Alphatier, keinen Frauen, keinen Betas, keinen Gammas. Das ist ein Naturgesetz und das Gesetz des Rudels.« Er blickte zu mir. »Es muss einen Grund geben, weshalb sie die Leitung hat.«
»Kann sein«, sagte ich nachdenklich. »Misha hat mir erzählt, dass die Helkis echte Gestaltwandler sind. Einige können sich in andere Tierarten verwandeln, und manche können sogar die Gestalt anderer Menschen annehmen. Einer der Männer, der mich in dieser Laborzelle vergewaltigt hat, ist einer von Mishas geklonten Freunden und kann offenbar verschiedene menschliche Gestalten annehmen. Kann es nicht sein, dass diese Roberta die Zellen gespendet hat? Es ist doch möglich, dass er als anderer Mensch auftreten kann, weil sie es kann?«
»Das würde immer noch nicht erklären, wieso eine Frau das Rudel anführt«, bemerkte Rhoan skeptisch. »Vielleicht ist sie ja so etwas Ähnliches wie ein Hermaphrodit? Vielleicht kann sie sowohl als Frau als auch als Mann in Erscheinung treten?« »Das kann nicht sein«, erwiderte Jack. »Wieso nicht? Hermaphroditen gibt es. Ein Gestaltwandler, der mit männlichen und weiblichen Anteilen auf die Welt kommt, könnte doch in der Lage sein, beide Gestalten anzunehmen?« »Das ist bloße Spekulation.«
»Vielleicht nicht.« Ich zögerte und erinnerte mich an mein allererstes Gefühl, als ich Mrs. Hunt gesehen hatte. Ich hatte meine Reaktion schon meinen verwirrten Gehirnzellen zugeschrieben. Aber wenn ich jetzt an Mishas vage Andeutungen dachte, war mein Gedächtnis vielleicht gar nicht so durcheinander. »Misha hat letzte Nacht gesagt, dass eine enge Verbindung zwischen Mrs. Hunt und dem Mann besteht, der mich in der Zuchtanlage missbraucht hat. Vielleicht war das seine Art, mir zu sagen, dass es sich um ein und dieselbe Person handelte?«
»Das ist Spekulation«, bemerkte Kade. »Ach ja? Sie haben dieselben Augen, und was noch wichtiger ist, sie hatten denselben Geruch.« »Zwei Personen können nicht denselben Geruch haben«, sagte Rhoan. »Selbst innerhalb einer Familie nicht. Auch dort gibt es Nuancen.« »Vielleicht.« Jack klang nicht überzeugt, fügte jedoch hinzu: »Es würde allerdings erklären, wieso die Rudelmitglieder nicht in unsere Fallen getappt sind.« »Das hieße, dass der Mann, der die Oberaufsicht über die Labore hat, jede Gestalt annehmen kann«, bemerkte Rhoan grimmig. »Er könnte jeder sein.«
»Es würde auch erklären, was gestern Nacht passiert ist«, schaltete sich Quinn ein. Seine Stimme klang total emotionslos. Aber seine Wut brannte leicht auf meiner Haut. Diesmal schien sie sich allerdings nicht gegen mich zu richten. »Was ist denn gestern Abend noch passiert, nachdem ich weg war?«, fragte ich neugierig.
Quinn hielt es immer noch nicht für nötig, sich umzudrehen. »Mrs. Hunt ist nach ihrer Befragung durch die Polizei direkt nach Hause gefahren. Der Fahrer hat den Wagen abgestellt und ist zu der kleinen Wohnung über der Garage gegangen. Nach zwanzig Minuten gingen die Garagentüren wieder auf, und der Fahrer fuhr erneut hinaus. Die Wärmeflecken deuteten aber daraufhin, dass sich der Fahrer noch in der Wohnung aufhielt. Offenbar hat Mrs. Hunt den Wagen selbst gefahren.«
»Bist du ihr gefolgt?« »Ja. Zu einem kleinen Haus in Gosford.« »Ist sie noch dort?« Und wenn ja, wieso war Quinn dann hier? Das Haus wird von Wächtern beobachtet«, erklärte Jack, als hätte er meine Gedanken gelesen. »Ich fand, dass wir Quinn hier besser gebrauchen können.« »Hat Roberta eine Tochter?« Er nickte. »Nasia. Sie war Wissenschaftlerin am Holgram Pharmaceutical Labor, hat jedoch vor ungefähr sieben Jahren gekündigt. Laut Unterlagen von der Steuerbehörde hat sie seither nicht mehr gearbeitet.«
»Oder nur keine Steuern mehr bezahlt.« Er nickte wieder. »Wenn sie das andere Labor leitet, wäre das logisch.« »Also«, sagte Kade ernst, »haben wir es mit Leuten zu tun, die entweder ganz oder zum Teil Helkis sind und die vermutlich jede verfluchte Gestalt annehmen können. Wie zum Teufel
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