Riley Jenson 02 - Wächterin des Mondes
überwachen, du solltest dort sicher sein.«
Solltest und bist waren zwei ganz verschiedene Dinge. Ich hatte den Verdacht, dass alles zu glatt lief, dass sich das Rad noch einmal drehen würde. Ich rieb meine Arme und ignorierte das ungute Gefühl. Ich hatte nur Angst oder keine Lust, wieder mit Misha zusammen zu sein. Ich hatte überhaupt kein Talent zum Hellsehen, egal was Jacks Test behauptet hatte, und ich wollte es auch gar nicht erst entwickeln.
»Ich würde lieber selbst fahren.« Vor allem hatte ich keine Lust, hier so lange mit Quinn und ein paar Wächtern herumzulungern. Ich hatte Besseres zu tun, zum Beispiel ein gewisses Restaurant auszukundschaften. Jack hob eine Braue. »In Anbetracht deiner Fahrstatistik halte ich das nicht für ratsam.« »Habe ich jemals ein Auto der Abteilung zu Schrott gefahren?« »Nein, aber …«
»Dann gib mir eins. Wir wissen nicht, ob sie mich nicht noch überwachen. Oder zumindest das Rocker. Wenn Gautier auf deren Gehaltsliste steht, kennen sie wahrscheinlich jeden Mitarbeiter der Abteilung, und wenn sie mich mit irgendeinem von ihnen am Rocker ankommen sehen, werden sie sich denken, dass ich es bin,Verkleidung hin oder her.«
Jack zog leicht die Augen zusammen, als wüsste er, dass ich etwas im Schilde führte. Da wir bereits eine ganze Weile zusammenarbeiteten, war das durchaus möglich. Aber meine Schutzschilder hielten ihn davon ab, in meinen Verstand einzudringen und zu überprüfen, ob er mit seiner Vermutung richtig lag.
»Also gut«, sagt er schließlich. »Wenn das Treffen mit Misha vorbei ist, kommst du direkt hierher zurück. Ohne Umwege.« »Abgemacht«, stimmte ich mit reinem Gewissen zu. Ich würde vor dem Treffen mit Misha einen kleinen Abstecher machen, nicht danach.
Jack hatte zwar die Stirn gerunzelt, stand jedoch jetzt auf. »Gehen wir«, sagte er und verließ den Raum. Kade folgte ihm. Rhoan blieb an meinem Sessel stehen und gab mir einen Kuss auf die Stirn. »Sei vorsichtig.« »Du auch.« »Ich begebe mich ja nicht in die Höhle des Löwen.« Er drückte meinen Arm. »Vergiss nicht aufzupassen, auch wenn du dich amüsierst.« »Mach dir keine Sorgen und kümmere dich um deinen Auftrag.«
»Es gehört zu den Aufgaben eines Bruders, sich Sorgen um seine kleine Schwester zu machen.« Er warf einen Blick in Quinns Richtung und murmelte: »Merk dir außerdem, dass manche Süßigkeiten, so köstlich sie auch sein mögen, langfristig das Gehirn schädigen können.«
»Ich merk es mir. Kümmere dich jetzt um deine eigenen Angelegenheiten, und mach dich auf den Weg.« Er grinste, gab mir noch einen Kuss auf die Stirn und fügte hinzu: »Liander hat ein paar Perücken und farbige Kontaktlinsen dagelassen, falls du Lust hast, dich ein bisschen zu verändern. Versprich mir nur, dass du dich nicht zu erkennen gibst, wenn du in dieses Restaurant gehst.«
Ich grinste. Rhoan brauchte keine übersinnlichen Fähigkeiten. Er wusste von vornherein, was ich vorhatte, denn er würde an meiner Stelle genau dasselbe tun. »Das verspreche ich.« »Gut.« Er küsste mich ein drittes Mal, dreimal bedeutete Glück, pflegten wir zu sagen, dann stieß er sich vom Sessel ab und ging.
Nun war ich mit dem mürrischen Quinn allein. Ach, wie schön!
»Wir müssen noch eine gewisse Unterhaltung zu Ende bringen«, sagte er, kaum dass wir allein waren. Ich hob meine Beine vom Sofa und ging hinüber zu dem Wasserspender. »Ich habe alles gesagt.« »Dann erklär mir, wieso du gestern Abend mit Kellen gevögelt hast. Wolltest du dich an mir rächen?«
Ich stieß verächtlich die Luft aus, während ich den kleinen Plastikbecher füllte. »Quinn, ich mag dich, aber du musst mit diesen Eifersüchteleien aufhören.Vor allem wenn du kein Recht dazu hast.« »Heißt das also ja?«
»Das heißt nein. Ich habe mit ihm gevögelt, weil ich Lust dazu hatte, weil er heiß war und weil ich ihm hinterher ein paar Fragen stellen wollte. Das genau habe ich gemacht.« Ich trank einen Schluck Wasser, drehte mich herum und begegnete seinem wilden Blick. »Kellen wusste genau, dass ich mit dir zusammen auf der Veranstaltung erschienen bin, klar. Ich glaube, es hat ihm außerordentlich gefallen, mich dir wegzuschnappen.«
»Willst du ihn wiedersehen?« »Möglichst oft. Wenn es dir nicht passt, kannst du gehen. Von dieser Panikmache haben wir beide nichts.«
Quinn reagierte nicht. »Wenn ein Vampir der Meinung ist, dass ihm etwas gehört, gibt er es nicht auf.« Er sah mich aus seinen dunklen
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