Riley Jenson 02 - Wächterin des Mondes
seit wann war eine so simple Angelegenheit wie Sex derart kompliziert? Ich rieb mir die Augen. »Hör zu, wir müssen noch weiter darüber reden, aber ich glaube, dies ist nicht der richtige Ort dafür. Gehen wir in das Gelände und suchen die anderen.«
Er stand auf und streckte mir die Hand entgegen. Ich zögerte. Eigentlich wollte ich es nicht riskieren, ihn zu berühren. Andererseits wusste ich, wie albern es wirkte, wenn ich seine Hilfe ausschlug. Ich wusste ebenfalls, dass er mir genau deshalb seine Hand anbot. Es war in gewisser Weise eine Herausforderung.
Und ich bin noch nie einer Herausforderung ausgewichen. Also legte ich meine Hand in seine, woraufhin so etwas wie eine elektrische Spannung zwischen uns entstand. Sein Blick zuckte zu meinem, und ich verlor mich in seinen wunderschönen dunklen Augen. Seine Finger fühlten sich warm, zärtlich und zugleich stark an, als er mich nach oben zog. Auf einmal erinnerte ich mich daran, wie diese Hände geschickt über meinen Körper geglitten waren, mich gereizt, liebkost und befriedigt hatten. Die Luft zwischen uns brannte vor Erregung, nur für einen kurzen Augenblick schwebten diese Erinnerungen über uns.
Er lächelte zaghaft, intim. Mein Puls ging bereits deutlich schneller und begann nun beinahe zu rasen. Ich bekam kaum Luft. Es war das Lächeln, das zwei Liebende nach einer fantastischen Nacht miteinander teilten. Das hatten wir mehr als einmal erlebt.
Er sah mir eine Weile durchdringend in die Augen, dann ließ er seinen Blick lasziv meinen Körper hinuntergleiten, und dort, wo er kurz verweilte, wurde mir ganz warm. Ein solcher Blick brachte selbst Eis zum Schmelzen, und ich war alles andere als ein Eisblock. Tief in mir baute sich eine Spannung auf, die in Wellen durch meinen Körper strömte. Die Luft war so schwül und lustvoll, dass ich kaum noch atmete.
Nur ein Schritt. Schon wäre ich in seinen Armen, würde seine wundervollen Lippen küssen, seinen kräftigen Körper spüren. Neben mir. In mir.
Ich ballte die Hände zu Fäusten, grub die Fingernägel so fest in meine Handflächen, dass es schmerzte, und kämpfte so gegen meine Lust an. »Ich werde nicht mit dir schlafen, nur weil du zu dem Schluss gekommen bist, dass du es erträgst, regelmäßig Sex mit einem Werwolf zu haben.« Wieder blitzte etwas in seinen Augen auf. »Warum nicht? Du hast einmal gesagt, dass guter Sex ein guter Anfang für eine Beziehung wäre.«
Das stimmte. Normalerweise. »Die Dinge haben sich seitdem verändert. Ich hatte Zeit nachzudenken.« »Das ist doch erst ein paar Wochen her.«
Ich trat zurück und verschränkte die Arme. Offenbar war ich dem Schicksal wirklich sehr nachhaltig auf die Zehen getreten, und nun schlug es zurück.
»Nicht hier, nicht jetzt, Quinn«, sagte ich und zwang mich, an ihm vorbeizugehen. »Gehen wir.«
Ich schaltete auf Infrarotsicht und überprüfte die leere Fläche sowie die Gebäude direkt hinter dem Zaun. Es war effektiv kein Anzeichen von Leben zu erkennen. Nicht die leiseste Bewegung.
Wir erreichten den Zaun. Quinn streckte eine Hand aus und fuhr mit etwas Abstand mit den Fingern an dem Draht entlang. »Ich spüre keinen Strom.« Er berührte ihn leicht. »Nichts. Wir können ihn aufschneiden.« Ich trat zurück und zog einen der Laser. »Wenn sogar der Strom abgeschaltet ist, ist hier mit Sicherheit niemand mehr.« »Trotzdem müssen wir vorsichtig sein.« »Ich weiß.« Als ob ich überhaupt anders könnte.
Ich schnitt ein Loch in den Zaun, groß genug, dass wir hindurch schlüpfen konnten. Quinn stieg als Erster hindurch und ließ seinen Blick erst prüfend über das Gelände gleiten, bevor er zu mir zurückkam. »Nichts. Komm.«
Ich folgte ihm, auch wenn mir das Herz bis zum Hals schlug und mir das Atmen auf einmal schwer fiel. Wir schlichen im Schatten der Gebäude entlang, lauschten auf die Stille und beobachteten fortwährend das Gelände.
Nichts. Nicht einmal Insekten.
Als wir weiter vordrangen, ließ ich den Blick zu der mit Bäumen bestandenen Anhöhe schweifen. Von dort oben war ich erst kürzlich geflohen.
Quinn berührte leicht meinen Arm, woraufhin ich erschrocken zur Seite sprang. »Tut mir leid«, flüsterte ich. »Du musst da nicht hinaufgehen, wenn du nicht willst. Wir können am Zaun auf die anderen warten.« Ich befeuchtete meine Lippen und schüttelte den Kopf. »Ich muss es tun.«
Er nickte, legte mir eine Hand auf den Rücken und führte mich. Die Wärme, die von seinen Fingern abstrahlte, breitete
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