Riley Jenson 02 - Wächterin des Mondes
griff mich an. Ich trat nach ihm, doch es riss mit den Zähnen an meiner Schulter und biss sich an mir fest. Ich keuchte und wehrte mich. Es hatte schleimige kühle Haut. Ich rutschte daran ab, und das Wesen bohrte die Zähne noch tiefer in mein Fleisch, bis es auf meinen Knochen traf. Der Schmerz brach wie eine rote Welle über mich herein, und über meiner Braue bildeten sich Schweißperlen. Mir wurde übel, und ich schluckte heftig, während die anderen beiden Wesen auf mich zukamen. Ich ignorierte das Biest, das versuchte, meine Schulter aufzufressen, und versetzte der ersten Kreatur einen Tritt, so dass sie gegen die andere taumelte.
Rote Strahlen schnitten durch die Nacht, und auf einmal fehlte bei allen Wesen der Kopf. Es stank bestialisch nach verbranntem Fleisch. Ich würgte. Wieder tauchten die roten Strahlen auf, verfehlten meinen Arm nur um wenige Millimeter, und das Wesen, das versuchte, meine Schulter zu verschlingen, ließ mit einem Brüllen von mir ab. Ich verwandelte mich in einen Wolf und hinkte davon. Nachdem ich das kaputte Ladenfenster erreicht hatte, nahm ich wieder menschliche Gestalt an, ließ mich auf den Boden sinken, versorgte meinen verletzten Arm und meine Hand und beobachtete, was vor sich ging.
Unsere Rettung war da. Rhoan, Jack und Kade warfen sich in die Schlacht und kämpften erfolgreich und brutal gegen die Chamäleons. Ich hatte meinen Bruder noch nie zuvor im Einsatz gesehen, und es war ziemlich gruselig. Er war schnell, effizient und absolut unbarmherzig – genau wie ein Wächter sein sollte, und genau so, wie ich meinen Bruder nicht kannte.
Kade war zwar nicht so schnell und weniger brutal, aber genauso effektiv. Er war ganz offensichtlich nicht nur ein einfacher Bauunternehmer.
Ich wandte den Blick ab. Ich konnte Quinn nirgends entdecken. Er war verschwunden, und einen Augenblick bekam ich Angst. Dann nahm ich den intensiven Geruch von Sandelholz wahr, und eine Sekunde später kniete er neben mir. Sein schönes Gesicht war zerkratzt, sein roter Pullover zerrissen und voll Blut.
»Bist du in Ordnung?« Der Singsang seiner Stimme war stärker als sonst, und in seinen dunklen Augen schimmerte Angst. »Haben sie dich gebissen?« Ich zeigte ihm meine Schulter. Er fluchte leise. »Das müssen wir versorgen. Diese Mistkerle gelten als Träger verschiedenster Viren.« »Das Team von der Abteilung ist in fünf Minuten hier«, erklärte Rhoan, der plötzlich aus dem Tumult auftauchte. Er hob mich auf seine Arme. »Wir haben für solche Fälle stets ein Ärzteteam dabei.«
Er lief mit mir durch die Nacht den Hang hinunter zu einem Bereich, den ich nur von weitem gesehen hatte. Als wir dort ankamen, war das medizinische Team bereits vor Ort.
Der Arzt warf einen Blick auf meine Schulter und meine Hand und schob mich in den nächsten Raum. Er legte die Wunde frei, säuberte und verband sie. Dann bekam ich die dicksten Spritzen in den Hintern, die ich je gesehen hatte. Das tat fast mehr weh als der verdammte Biss.
»Behalten Sie die Schulter im Auge«, riet der Arzt, als er die Handschuhe abstreifte. »Werwölfe sind zwar in der Regel nicht anfällig für Virusinfektionen, aber trotzdem. Falls Sie eine Entzündung entdecken oder sich angeschlagen fühlen, kommen Sie einfach vorbei.«
Ich nickte. Er blickte auf den Computermonitor auf dem Schreibtisch. »In Ihrer Akte hier steht, dass wir Sie an Ihren Termin am Freitag erinnern sollen.« Ich blinzelte. »Welchen Termin?« »Mit Dr. Harvey. Um vier Uhr.«
Ich starrte ihn ein paar Sekunden an, während mir das Herz fast bis in den Hals schlug. Dr. Harvey war der Spezialist, an den ich mich gewandt hatte – der Mann, der mir sagen würde, ob ich Kinder bekommen konnte oder nicht. Er war kein Arzt der Abteilung, aber er war von der Abteilung überprüft und genehmigt worden. »Steht dort sonst noch etwas?« Der Arzt blickte mich an. »Es hat wohl etwas mit Testergebnissen zu tun.«
O Gott, o Gott. In zwei Tagen würde ich es wissen. Und nun, wo ich bald die Wahrheit erfahren sollte, wusste ich nicht, ob ich dem gewachsen war.
»Danke.« Er nickte und drehte sich um. Ich zog mich vorsichtig wieder an und lief hinaus in den Warteraum. Rhoan erhob sich von seinem Stuhl. »Diagnose?« »Mir geht’s gut.« Ich zögerte und sah mich um. »Wo ist Quinn?« »Er wartet draußen. Er wollte diesen Ort hier nicht betreten.« Ich lächelte. »Tatsächlich nicht?« »Du weißt doch, dass er über eine starke Empathie verfügt. Er sagte, dass die
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