Riley Jenson 02 - Wächterin des Mondes
bitte.«
Mehr gab es dazu nicht zu sagen, und wir schwiegen. Ich starrte aus dem Fenster, betrachtete die Bürogebäude und Restaurants, die erst Wohnhäusern wichen, dann Landschaft, und schließlich fragte ich mich, wo wir eigentlich hinfuhren. Es verging eine weitere halbe Stunde, bevor wir anhielten. Inzwischen war es dunkel geworden. Ich stieg aus dem Transporter und schnupperte, während ich mich umsah. Der Geruch von Eukalyptus wetteiferte mit dem Duft von Regen, doch darunter roch es nach Tod und Erde.
Ich entdeckte einen Weg, der auf riesige Eisentüren zuführte. Wir waren wieder in Genoveve. »Wieso hier?«, fragte ich, als Jack um den Wagen herum kam. »Weil nur ein Weg in das Gebäude hinein und wieder herausführt und es von Angestellten der Abteilung bewacht wird, denen ich vertraue.« »Gibt es die in der Zentrale nicht?« »Gautier soll heute Abend zurückkommen.«
Gautier war nur eine Person. Ich hasste ihn zwar sehr, glaubte allerdings nicht, dass er in der Lage war, uns alle vier zu erledigen. Er war zwar gut, aber so gut nun auch wieder nicht.
Jack lief auf den Eingang zu, und wir trotteten hinter ihm her. Nachdem die Sicherheitsleute unsere Identität überprüft hatten, senkten sie die Lasertore, die Eisentüren glitten auseinander, und wir durften eintreten.
Wir gingen zum Zentralbüro. Rhoan, Quinn und Kade ließen sich auf dem gemütlichen Ledersofa nieder, doch ich trat ans Fenster, wandte ihnen den Rücken zu, verschränkte die Arme und starrte hinaus auf die Arena. Talon hatte in dem kleinen Stadion einst die Fähigkeiten seiner Kreationen getestet, und selbst jetzt, Monate später, waren auf dem goldenen Sand noch die Blutflecke zu erkennen, wo seine Klone und viele unserer Wächter gekämpft und ihr Leben gelassen hatten.
Ich hob den Blick zu den gegenüberliegenden Fenstern. Dort war ich aufgewacht, und hatte herausgefunden, dass er mich missbrauchte. Ich war zwar ein Werwolf und machte mir keine großen Gedanken um Sex, aber ich war auch eine Frau und so behandelt zu werden, hatte mir nicht gefallen. Überhaupt nicht.
»Also«, sagte Jack, während er hinter dem riesigen Schreibtisch Platz nahm, der mit Papieren übersät war. »Was ist passiert?« »Er hat mir einen Ausgangspunkt genannt. Einen Namen.« Jack wartete eine Weile, und als ich nicht fortfuhr, fragte er: »Und?« »Du kennst ihn bereits.« »Riley, hör auf, Spielchen zu spielen.« »Nur, wenn du dem Rest von uns erzählst, was eigentlich los ist.« Ich drehte mich um und sah ihm in die Augen. »Er hat mir Kades Namen genannt. Kade ist kein einfacher Bauunternehmer, er ist beim Militär und dort offenbar in eine Art Ermittlung eingebunden.«
»Hat Misha dir das alles erzählt?« »Einiges davon, ja.« Ich zögerte, aber früher oder später würde er sowieso merken, dass ich mir seinen Computer »ausgeborgt« hatte, also war es besser, es gleich zuzugeben. »Du hast deinen Computer in der Wohnung zurückgelassen, und ich habe ihn benutzt.«
Er kniff die Augen zusammen. »Du kennst meine Codes doch gar nicht.«
Wenn er mich so ansah, würde ich nicht zugeben, dass ich zumindest zwei kannte. »Die brauchte ich nicht. Ich bin deine Assistentin. Ich habe zu den meisten sensiblen Bereichen Zugang.« Ich zögerte und sah Kade an. »Auch zum Militär.« Seine Augen wirkten belustigt und sein Mund dadurch weicher. »Du hättest eigentlich nicht in unser System eindringen dürfen.«
»Bin ich auch nicht. Nicht ganz jedenfalls.« »Aber meine Akte ist gesperrt.« Das hatte ich bereits vermutet, nachdem mir klar geworden war, dass er offenbar zum Militär gehörte. »Deshalb habe ich gar nicht erst nach ihr gesucht.« Er hob erstaunt eine Braue. »Wie hast du dann herausgefunden, wer ich bin?« »Ich war in der Personalabteilung. Sie bewahren von allen Bewerbungen Kopien auf.« Am Ende war ich dort bloß hineingekommen, weil ich einen von Jacks Sicherheitscodes benutzt hatte. Wenn er das herausfand, würde ich dafür büßen müssen. »Du warst ganz schön schlaksig, als du angefangen hast, oder?«
Kade schnaubte leise. »Du bist wirklich gut.« »Sehr gut«, betonte Jack mit Nachdruck. »Deshalb will ich sie ja auch als Wächterin haben.« Ich warf ihm meinen üblichen, ausdruckslosen Blick zu. »Also, was genau machst du beim Militär?«, fragte Rhoan und trommelte mit den Fingern auf die Stuhllehne.
Kade schnitt eine Grimasse. »Ich gehöre zum militärischen Geheimdienst und ermittle in einem bestimmten Fall. Aus
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