Riley Jenson 02 - Wächterin des Mondes
dem Club tot und nicht nur ein paar. Außerdem hätte ich vielleicht noch schwerer mit dem Wissen leben können, dass ich jemand meine Hilfe verweigert hatte als mit dem ganzen Mist, den ich jetzt durchmachte.
»Wenn du mich erst beobachtet hast, wieso hat man dann Talon auf mich angesetzt?« »Ganz einfach. Nachdem ich dich monatelang jede Nacht beobachtet hatte, wollte ich dich unbedingt haben. Nur deshalb hat er den Auftrag Talon überlassen.« Und ich war komplett auf Talons Köder hereingefallen. Sein Köder war allerdings auch sehr beeindruckend. »Klingt nach einem richtig netten Chef.« »Man hat ihn so erzogen.« Er nahm meine Füße zwischen seine Hände und massiert leicht abwesend meinen Spann.
»Wenn du dich von mir fernhalten solltest, wie bist du dann schließlich doch noch mein Partner geworden?« Auf einmal umspielte ein maliziöses Lächeln seine Lippen. »Weil es Talon genervt hat.« »Dann wusste der Mann im Hintergrund, dass du ebenfalls versucht hast, mich zu schwängern?« »Ja.« »Wieso wurde ich entführt und in diese Zuchtanlage gebracht?« »Sie haben eine Chance gesehen und sie ergriffen.« Er zögerte. »Über neunzig Prozent der Klone und fünfundneunzig Prozent der im Labor erzeugten Mischlinge sind steril, und man weiß noch nicht warum.«
»Ich kämpfe mit demselben Problem«, erinnerte ich ihn. »Bei mir weiß auch niemand, ob ich schwanger werden kann.« »Nein, niemand weiß, ob du es austragen kannst, aber du bist jetzt absolut in der Lage, schwanger zu werden.« Ich beherrschte mich und widersprach ihm nicht. »Wer hat mich in dieser Zuchtanlage gevögelt? Der Mann mit den blauen Augen, der glaubt, dass ich ihm gehöre?« »Ja.« »War er der Einzige?« »Nein.« »Wer noch?« »Einer seiner Hintermänner.«
Und wegen dieses verdammten Unfalls konnte ich mich an nichts erinnern. »Warum?« Er zuckte mit den Schultern. »Weil er dort war, um Anweisungen zu geben und weil er auf knackige Hintern steht.« »Vermutlich mag er seinen Hintern leblos«, bemerkte ich trocken, und Misha lächelte erneut. »Widerwillig gefällt ihm nicht, weckt aber sein Interesse, anders als Unterwürfigkeit.«
Ich hob die Brauen. »Ist das ein Hinweis?« »Ja, aber ein gefährlicher.« »Wenn du mir keinen Namen nennst, kann ich nichts mit ihm anfangen.« »Alles zu seiner Zeit, Riley.«
Ich ging davon aus, dass es ziemlich lange dauern würde, bevor ich den Namen erhielt. »Wieso war er dort, um Anweisungen zu geben, und nicht der große Mann selbst?« »Weil das sicherer ist.« Sicherer wegen was? Sicher nicht unseretwegen, denn wir hatten keine Ahnung, wer er war. Noch nicht jedenfalls. Ich musterte ihn einen Moment und sagte dann: »Wenn dein Chef so gefährlich ist, wieso bist du dann jetzt hier?«
Er hob eine Braue. »Für eine ehrliche Antwort will ich zwei weitere Stunden mit dir.« Als ob ich eine Wahl hätte! Als ob ich wüsste, ob er ehrlich war! Ich zuckte mit den Schultern. »Was auch immer.« »Es gibt zwei Gründe. Erstens bin ich schon lange mit meinen Laborkumpels und unserem so genannten Anführer zerstritten. Ihre Vision war nie meine.«
Dann war der Anführer kein Kumpel aus dem Labor? Was oder wer war er denn dann? »Wie sieht ihre Vision aus?« »Wie schon gesagt, ursprünglich ging es ihnen um Vollkommenheit. Sie wollten den perfekten Humanoiden schaffen, der die besten Eigenschaften von allen Zweigen der Menschheit in sich vereint.« »Ich nehme an, das hat sich geändert, als euer Meister im Feuer umgekommen ist.« Er nickte. »Jetzt geht es um Macht und Herrschaft.«
Es lag mir auf der Zunge, nach seinem Namen zu fragen, aber wenn ich direkt danach fragte, würde er mir sowieso nicht antworten. »Hat ein Bruder aus einer anderen Klonlieferung das Ruder übernommen?« »Nein. Wir sind der erste Satz, von dem es einige bis ins Erwachsenenalter geschafft haben.« »Wer ist es dann?« Er hob eine Braue, ein Lächeln umspielte seine dünnen Lippen. »Sein Sohn.« Ich runzelte die Stirn. »Einer von deinen jüngeren Klon-Brüdern?« »Nein. Sein leiblicher Sohn.«
Das hatte ich in keiner Akte gelesen. Und Jack offenbar auch nicht. Es sei denn, er wusste von einem Sohn und hatte es mir nur nicht erzählt. Da Jack sich nur ungern in die Karten blicken ließ und ich lediglich Assistentin und nicht Wächterin war, hielt ich das durchaus für möglich.
»Es gibt keine Unterlagen über diesen besagten Sohn«, behauptete ich. »Nein. Er wurde von einer der Frauen zur Welt
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