Riley Jenson 03 - Der Gefähfrte der Wölfin
Kilda, Poppy Burns?« Etwas an der Art, wie sie das sagte, bereitete mir ein ungutes Gefühl. Ich zuckte mit den Schultern und gab mir große Mühe, diese verfluchten Schmetterlinge in meinem Bauch zu ignorieren. »Ich suche Arbeit und eine Bleibe. Der übliche Mist.« »Wo hast du vorher gelebt?« »Kann es sein, dass du schrecklich neugierig bist?« Sie zuckte die Schultern. »Nach dem, was du mir erzählt hast, bevor diese Vampire aufgetaucht sind, habe ich ja wohl ein Recht darauf, neugierig zu sein.«
Ich schnaubte und erwiderte nichts.
»Wieso sagst du mir erst so offen deine Meinung«, fuhr sie fort, »und rettest mich dann auf einmal?« »Wer sagt, dass ich dich gerettet habe? Diese Stinker hatten es auf mich genauso abgesehen.« »Vielleicht.« »Wo wir gerade beim Thema Neugierde sind, wieso bist du blind wie ein Maulwurf und kannst trotzdem herumlaufen wie jeder andere?«
Dia schwieg, und einen Augenblick dachte ich, ich hätte es versaut. »Woher weißt du, dass ich blind bin?« Ihre Stimme war bislang sehr warm gewesen. Auf einmal klang sie knallhart und verursachte mir einen kalten Schauer auf dem Rücken. Das erinnerte mich daran, dass diese Frau, und wenn sie auch noch so nett wirkte, zu den fünf Klonen gehörte und mit dem Mann zusammenarbeitete, den ich zur Strecke bringen wollte.
»Ganz einfach. Du scheinst die Leute zwar direkt anzusehen, aber deine Augen wirken leblos, und du reagierst nicht auf kleine Gesten oder auf Mimik. Es ist, als wärst du weitsichtig und könntest in der Nähe nichts erkennen.« Dia wirkte amüsiert und wieder herzlicher. »Du bist eine gute Beobachterin.« »Das wird man zwangläufig, wenn man auf der Straße lebt.« »Wahrscheinlich.« Sie zögerte und musterte mich. »Suchst du noch Arbeit?« Ich zuckte die Schultern. »Kommt darauf an.« »Du verdienst in zwei Wochen mehr als andere in einem Jahr.« »Das klingt ein bisschen zu schön, um wahr zu sein, Lady. Wo ist der Haken?« »Du wirst dafür bezahlt, dass du mit fremden Männern schläfst.« Ich hob eine Braue. »Und?« »Nichts und. Das Etablissement gehört meinem … Arbeitgeber.«
Arbeitgeber? Starr war mehr als nur das. »Du bist also nicht nur eine betrügerische Psychotante, sondern auch noch eine Zuhälterin?« Dia veränderte ganz leicht die Haltung. »Das bin ich nicht. Ich biete dir lediglich die Gelegenheit, eine Menge Geld zu verdienen.« »Ja. Mit Sex. Das nennt man Zuhälterei, ob dir das nun passt oder nicht.«
Ich musterte sie aufmerksam und fragte mich, ob ich mich eher distanziert oder offen geben sollte. Aber Poppy fasste aufgrund ihrer Lebensgeschichte sicher nicht schnell Vertrauen.
»Ist das etwa dieser Trick mit den Sexsklaven, über die neulich in der Zeitung berichtet wurde? Die Leute werden mit Geld angelockt, dann bringt man sie irgendwohin, hält sie gefangen und missbraucht sie. Nein danke, kein Interesse, Lady.« Ich hämmerte gegen die Scheibe, die uns von dem Fahrer trennte, und zuckte zusammen, als das Geräusch in meinem Kopf widerhallte. »He, du, halt die Kiste an und lass mich raus.« »Es ist kein Trick. Das verspreche ich dir.« »Ja klar.«
Sie griff in die Tasche und zog eine Visitenkarte heraus. Es war keine Karte von der Arbeitsagentur, die Jack erwähnt hatte, sondern ihre persönliche mit ihrer Privatadresse. »Wenn du mehr darüber wissen willst, komm morgen vorbei.« Ich betrachtete erst sie, dann die Karte und nahm sie schließlich an mich. »Du hast gar nicht meine Frage beantwortet. Wegen des Blindseins.« Sie lächelte wieder. »Nein. Vieleicht später. Wenn du den Job angenommen hast.« »Damit kriegst du mich nicht rum.«
»Aber ich könnte dir vieleicht beibringen, wie du deine telepathischen Kräfte einsetzt, ohne deine Schutzschilde zu weit zu senken.« Der Wagen hielt. Ich fasste den Türgriff, hielt die Tür aber noch geschlossen. »Und wieso solltest du das tun?« »Weil du es brauchst.« »Rennst du immer herum und bietest Leuten an, ihre übersinnlichen Fähigkeiten zu trainieren?« »Nein.« Sie wandte mir ihre Augen zu. »Nur solchen, die mich und sich retten werden.« »Das sagst du jetzt schon zum zweiten Mal, und ich kapiere es immer noch nicht.« »Natürlich nicht.« Sie lehnte sich auf dem Sitz zurück und wandte den Kopf ab. »Bis morgen.«
Das war ein Abschiedsgruß und zugleich eine Feststellung. Ich runzelte die Stirn, stieß jedoch die Tür auf und stieg aus. In der Zwischenzeit war die Nacht kühler geworden. Mich überlief eine
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