Riley Jenson 03 - Der Gefähfrte der Wölfin
herum und verschwanden in der Nacht.
Während sie davonliefen, schoss ein stechender Schmerz durch meinen Kopf. Ich wusste nicht, warum. Ich hatte so etwas schon früher gemacht und eine solche Reaktion dabei noch nie erlebt. Doch ich hatte jetzt keine Zeit, mir darüber noch nie erlebt. Doch ich hatte jetzt keine Zeit, mir darüber Gedanken zu machen. Während mir der Schmerz die Tränen in die Augen trieb, begann die Luft um mich herum zu wabern, und ich spürte, wie jemand wütend auf mich zustürzte. Ich wich der Faust des übrig gebliebenen Vampirs aus, so dass sie nur flüchtig meine Wange streifte. Anschließend duckte ich mich, fuhr herum und trat ihm die Beine weg, so dass er mit einem Stöhnen auf den Boden krachte. Die Überraschung in seinem Gesicht amüsierte mich, jedoch wich sie augenblicklich einem mordlüsternen Ausdruck.
Der Vampir bleckte die Zähne, rappelte sich auf und zielte erneut mit der Faust auf mich. Ich wich aus, aber er erwischte meinen Arm und grub seine scharfen Nägel in meine Haut. Ich schrie auf, und er lachte. Es war ein spitzer Laut, der Allerdings sofort erstarb, als ich ihm meine Faust in den Kiefer rammte. Er taumelte nach hinten, wobei er wild mit den Armen fuchtelte und Blut und Zähne ausspuckte. Ich ließ einen zweiten Schlag folgen, und dieses Mal donnerte ich gegen seinen Hals, zerquetschte seinen Kehlkopf und warf ihn zu Boden. Er blieb nicht liegen, sondern krabbelte auf allen vieren auf Dia Jones zu. Obwohl sie blind war, spürte sie das offenbar, denn sie schnappte erschrocken nach Luft und wich zurück.
Ich packte sein Bein und riss ihn von ihr weg. Er wehrte sich wie ein Wahnsinniger und trat so heftig gegen meinen blutenden Arm, dass ich ihn kaum halten konnte. Ein wütendes Knurren kroch meine Kehle hinauf. Ohne nachzudenken senkte ich erneut die Schutzschilde und griff seinen Verstand an. Bei meinem Eindringen wichen seine Gedanken fluchtartig zurück, doch vergeblich. Innerhalb von Sekunden hatte ich ihn bewegungsunfähig gemacht.
Aber, o Gott, es tat so weh.
Ich sank auf die Knie nieder und versuchte, ruhig weiterzuatmen, während der Schmerz in meinem Kopf stetig zunahm und ich nur noch weiße Blitze sah. Nach einem Moment verschwanden sie, doch der Schmerz blieb.
Was war das? Als ich die beiden Werkatzen in Moneisha in Schach gehalten hatte, war das zwar auch schmerzhaft gewesen, aber nicht annähernd so heftig wie jetzt. Auch bei meinem morgendlichen Angriff auf Quinn hatte ich nichts Derartiges gespürt – oder etwa doch?
Ich runzelte die Stirn und erinnerte mich an die kurze Schmerzattacke, als ich mein Höschen vom Boden aufgehoben hatte und in das andere Zimmer gestürmt war. Vieleicht hatte ich das heftige Stechen in meiner Wut nur nicht bemerkt.
Jemand fasste meinen Ellbogen und half mir auf die Beine. »Wir müssen hier weg«, sagte Dia. »Bevor er sich erholt und uns wieder angreift.«
Solange ich ihn nicht losließ, würde er nirgendwo hingehen, doch angesichts des überwältigenden Schmerzes würde ich ihn nicht mehr lange halten können. Ich taumelte hinter Dia her, ließ mich von ihr stützen und folgte dem Geräusch ihrer Schritte. Mein Blick war verschwommen, und vor meinen Augen tanzten wieder weiße Punkte. Als ich die Kontrolle über den Vampir aufgab, wurde es nicht unbedingt besser. Ganz im Gegenteil. Nachdem ich ihn losgelassen hatte, schoss ein heftiger Schmerz durch meinen Kopf. Dia hielt meinen Arm und stützte mich mit beinahe übermenschlicher Stärke.
Klar, Dia Jones war ja auch kein Mensch, also war es nur logisch, dass sie übermenschliche Kraft besaß. Ich fragte mich, wie sie sich ohne Stock oder Blindenhund nur so sicher bewegen konnte.
Mit verschwommenem Blick sah ich vor uns einen Wagen auftauchen. Ein Mann im dunklen Anzug hielt die Hintertür der Limousine auf, die unendlich lang zu sein schien, und schob mich hinein. Ich robbte über das weiche Leder, lehnte den Kopf gegen das dicke Sitzpolster und schloss die Augen. Die Türen wurden zugeschlagen, und das Geräusch halte durch die Stile und in meinem Kopf wider, dann fuhr der Wagen los.
Minutenlang herrschte Schweigen. Ich spürte, wie Dia mich neugierig und aufmerksam musterte. Zum Glück fasste sie mich nicht an. Dabei hätte sie jetzt vermutlich zu viele Geheimnisse von mir erfahren.
»Du hast noch nicht viel Erfahrung mit Telepathie, stimmt’s?«, fragte sie schließlich.
Ich öffnete die Augen. In der Limousine war es zwar dunkel, doch ich konnte kaum
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