Ring aus Feuer
Arztes.
„Ich habe dir doch gesagt – ich brauche keine neue Untersuchung“, flüsterte sie eindringlich und berührte spontan seine Hand.
Wieder erfolgte so etwas wie ein Stromschlag, als sich ihre Hände berührten. Oder bildete Tessa sich das nur ein? Erschrocken zog sie ihre Finger zurück. Stavros musterte sie mit hochgezogenen Augenbrauen. Er schien sich seine eigenen Gedanken über ihre merkwürdige Reaktion zu machen.
„Michaelis wird in wenigen Minuten hier sein“, verkündete er gedehnt.
Nach wie vor hielt Tessa eine weitere Untersuchung für überflüssig. „Dann werdet ihr beide euch hoffentlich gut unterhalten“, erwiderte sie spitz. „Ich werde jedenfalls nicht mit ihm sprechen.“
Sein mildes Lächeln reichte aus, um ihr einen sehnsüchtigen Stich zu versetzen. „Reiz dein Glück nicht aus, Miss Marlowe“, riet er ihr spöttisch. „Solange du in meinem Haus wohnst, trage ich die Verantwortung für dein Wohlergehen. Und da werde ich bestimmt kein Risiko eingehen.“ Lässig steckte er sein Telefon zurück in die Tasche. „Schließlich wollen wir nicht, dass du dich unter meiner Obhut körperlich vernachlässigt fühlst, nicht wahr?“, setzte er anzüglich hinzu. „Vielleicht gehört das sogar zu deinem Plan. In diesem Fall hast du allerdings keine besonders großzügige Abfindung zu erwarten.“
Sind wir schon wieder an diesem Punkt?, fragte sie sich enttäuscht. Es war niederschmetternd!
Für einen Moment hatte sie geglaubt, sie hätten so etwas wie einen Waffenstillstand geschlossen. Aber sein Misstrauen schien stärker als sein Gewissen zu sein.
„Du denkst noch immer, ich will an dein Geld?“ Jede weitere Erklärung ihrerseits war offensichtlich zwecklos.
„Soll ich dich für vollkommen unschuldig halten, nur weil du ein hartes Leben geführt hast?“, erkundigte er sich scharf. „Wohl kaum.“
Wutentbrannt krallte Tessa ihre Finger in die Armlehnen der Sonnenliege. Sie räusperte sich, um einen klaren Ton von sich geben zu können. „Scheinbar hältst du dich für einen Experten, wenn es um Frauen geht. Ist dir vielleicht irgendwann einmal in den Sinn gekommen, dass du dich irren könntest?“
Höhnisch sah er sie an. „Du hättest dich besser vorbereiten sollen, wenn du es auf das Vermögen meiner Familie abgesehen hast. Unter den gegebenen Umständen hast du gewiss nicht die Möglichkeiten gehabt, dich in Bezug auf mich ausreichend zu informieren.“
„Wahrscheinlich glaubst du wirklich, alle Frauen wären nur hinter deinem Geld her“, sagte sie und unterdrückte den Impuls, ihm einfach ins Gesicht zu schlagen. „Äußerst schade, dass du dich selbst so wenig wertschätzt. Ständig auf der Hut davor, dass jemand etwas von deinem Vermögen oder deinem Ansehen wollen könnte.“
Seine Augenbrauen schoben sich zusammen, und sein Blick bekam einen finsteren Ausdruck. „Ich bin daran gewöhnt, dass Frauen sich mir an den Hals werfen. Ich kenne ihre Strategie, über ein Verhältnis mit mir an das Ziel ihrer Träume zu gelangen.“
Er zuckte die Achseln, und Tessa fühlte sich ihm in diesem Augenblick näher als jemals zuvor.
„Ich bin Experte in Bezug auf Frauen, die durch eine Heirat an mein Geld kommen wollen.“ Sein Mund wurde schmal. „Meine erste Stiefmutter habe ich kennengelernt, als ich zehn Jahre alt war. Der zweiten begegnete ich mit zweiundzwanzig. Keine von ihnen stellte sich als liebende Ehefrau heraus, die sich auf eine neue Familie freute.“ Sein Hass ließ die Worte hart klingen. „Meine Stiefmütter waren selbstsüchtige und geldgierige Biester, eine wie die andere.“
Er drehte sich weg, um auf die tiefblaue ägäische See hinauszublicken. Im Profil sah sein Gesicht angespannt und verbittert aus. Er wirkte so einsam, wie Tessa ihn nie zuvor erlebt hatte.
„Ich habe eine Menge mitgemacht“, gab er zu. „Jeden hinterlistigen Plan, jede berechnende Strategie und jede Darstellung scheinbar echter Gefühle. Frauen, die ihre eigenen Körper strapazieren, nur um wie eine filmreife Verführerin auszusehen. Die sich mehr für ihre Maniküre als für ihren ehelichen Treueschwur interessieren. Deren einziges Bestreben ein Leben im Luxus ist, selbst wenn sie sich dafür verkaufen müssen.“
Seine tiefe Stimme wurde harsch, und Tessa erschreckte der bittere Spott in seinem Tonfall. Sie würde ihn niemals davon überzeugen, dass sie anders war. Warum sollte sie es also versuchen?
Ergeben stand sie auf und wollte Stavros alleine lassen. Dabei wäre
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