Ring aus Feuer
hatte sie eben keinen eigenen Badeanzug, das war doch nicht das Ende der Welt! Nichts, wofür man sich schämen musste, und trotzdem fühlte Tessa sich grauenhaft.
Sie schlang die Arme um ihren Oberkörper und sah sich nach einem Handtuch um. Stavros umgab sich mit den schönsten und reichsten Menschen der Welt. Das allein reichte, um Tessa ein minderwertiges Gefühl zu vermitteln. Glamour war ein Fremdwort für sie, obwohl sie sich insgeheim ein Leben lang danach gesehnt hatte.
Heute Morgen hatte sie Stavros und seine Verlobte aus der Ferne beobachtet. Er hatte die schöne Frau liebevoll im Arm gehalten, als wollte er sie vor etwas beschützen. Und dieser Anblick wütete wie ein hässliches Gift in Tessas Innerem.
Stavros fiel auf, wie unsicher und ruckartig ihre Bewegungen waren. Tessa war ganz offensichtlich extrem nervös. Frustriert fuhr er sich durch die Haare. Warum geriet mit ihr jede Situation gleich außer Kontrolle? Seine eigenen Gefühle hatte er auch längst nicht mehr im Griff! Und er wusste nicht einmal, ob er auf seine Ehefrau oder auf sich selbst wütend war.
Als er den Bericht des Detektivs über sie gelesen hatte, war er zutiefst geschockt gewesen. Tessa Marlowe war während der letzten vier Jahre tatsächlich nicht bei ihrer Familie in Sicherheit gewesen. Sie hatte sich auch nicht irgendeinem gut aussehenden Mann hingegeben. Stattdessen hatte sie sich in einem Dritte-Welt-Land mit Armut und Bürgerkrieg herumschlagen müssen, weil er, Stavros Denakis, versagt hatte!
Er war in Sicherheit gewesen, während sie tausend Qualen erlitt. Er selbst hatte sich nur mühsam mit einer schweren Gehirnerschütterung und einer gebrochenen Rippe über die Grenze schleppen können. Alle hatten Tessa für tot gehalten.
Sein Magen krampfte sich zusammen. Sogar die Gewissheit, dass sie nur auf einen Teil seines Vermögens aus war, konnte seine Schuldgefühle nicht lindern. Es war kein Wunder, dass sie nach Geld lechzte, nachdem sie jahrelang so viel entbehren musste. Sto diavolo! Das erklärte auch ihren geschwächten Zustand. Sie sah aus, als könnte ein kräftiger Windstoß sie zu Fall bringen.
Das verringerte jedoch nicht das überwältigende Verlangen, das er verspürte, wann immer Tessa in seiner Nähe war. Obwohl er an eine andere Frau gebunden war, kam er nicht dagegen an. Immerhin bestand keine emotionale Verbindung zwischen ihm und Angela. Er hatte ihr lediglich ein Eheversprechen gegeben.
Andererseits hatte er vor vier Jahren auch versprochen, eine wehrlose Fremde aus ihrer misslichen Lage zu befreien! Stavros schluckte den bitteren Kloß hinunter, der sich in seinem Hals bildete. Er durfte sich nicht auf diese Weise für eine andere Frau als seine Verlobte interessieren. Es würde seine Pläne, seine Selbstbeherrschung und vor allem seine Ehre zunichte machen.
Tessa Marlowe in ihren nassen Shorts und ihrem schlecht sitzenden Top zu sehen, hätte ihm vor Augen führen müssen, wie wenig sie miteinander verband. Doch der Anblick ihrer nassen Kleider, die eng an ihrem Körper klebten, hatte ihn fast um den Verstand gebracht. Man konnte die klar gezeichnete Linie ihrer vollen Brüste erkennen, deren Knospen sich durch den nassen Stoff drückten. Stavros war machtlos gegen die Wirkung ihrer weiblichen Kurven. Selbst die nasse Fülle ihrer dunklen Haare, die ihr über den Rücken fielen, fand er erregend.
Die wenigen Tage Erholung und gutes Essen hatten bereits Wunder gewirkt. Tessa sprühte wieder vor Lebenskraft, und ihre Figur wurde immer reizvoller.
Stavros ballte die Hände zu Fäusten, um sich zu sammeln. An diesem Morgen war Angela ins nördliche Griechenland aufgebrochen, um dort Verwandte zu besuchen. Er selbst musste hierbleiben, um seine unliebsame Ehe aufzulösen. Dabei stand er in diesem Augenblick nur nutzlos herum und starrte wie gebannt auf Tessa Marlowe, die sich ihre langen schlanken Beine abtrocknete.
Was für einen Mann machte das aus ihm?
Unsicher schlang Tessa sich das flauschige Badehandtuch um den Körper. Sie traute Stavros nicht, und trotzdem sehnte sie sich unheimlich nach ihm. Warum konnte ihr Verstand nicht über diese physischen Bedürfnisse siegen?
Schließlich verabscheute Stavros Tessa und hatte außerdem vor, eine atemberaubende Frau aus seinen Kreisen zu ehelichen. Dennoch spürte Tessa Schmetterlinge im Bauch, sobald sie ihn zu Gesicht bekam. Aber sie verlangte nach etwas, das sie niemals haben durfte oder konnte.
Viel zu lange schon hatte sie sich ihren
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