Ring aus Feuer
hielt, desto besser.
„Setz dich.“
Neugierig sah Tessa sich in dem geräumigen Arbeitszimmer um, das mit der neuesten Technik ausgestattet war. Auf keinen Fall wollte sie sich auf den mickrigen Besucherstuhl gegenüber seinem großen Schreibtisch setzen. Stattdessen wählte sie einen Platz an dem niedrigeren Konferenztisch. Sie setzte sich und legte die Hände an ihre Ellenbogen. Ein vergeblicher Versuch, ihre Verletzlichkeit zu verbergen.
Mit langen Schritten ging Stavros zum Fenster und sah auf das weite Meer hinaus. Nach einer Weile drehte er sich um. Sein Gesichtsausdruck war verschlossen. Das Tageslicht hinter ihm warf einen Schatten auf seine Züge, aber seine Schultern waren definitiv angespannt. Kein gutes Zeichen!
„Ich will mich bei dir entschuldigen“, begann er unerwartet.
Ich muss mich verhört haben, schoss es Tessa durch den Kopf. Nie und nimmer hatte sie eine Entschuldigung von Stavros Denakis erwartet. Aber er klang so kleinlaut, dass seine Reue nicht vorgespielt sein konnte.
„Dann glaubst du mir endlich?“
„Ich weiß jetzt, dass du die Geschichte unserer Hochzeit nicht an die Presse weitergeleitet hast.“
Wenigstens das! Sie lehnte sich zurück. „Wer hat es dann getan?“
Unruhig trat er von einem Bein aufs andere. „Ein Aushilfskellner, den unser Caterer auf der Verlobungsfeier eingesetzt hat. Wir haben die Beweise direkt von dem Journalisten, mit dem er gesprochen hat.“ Eisiges Missfallen verlieh seiner Stimme einen schneidenden Klang.
Tessa wurde ganz unwohl. Journalisten waren bekannt dafür, ihre Informanten und Quellen anonym zu halten und zu schützen. Sie mochte sich gar nicht vorstellen, welchen Druck Stavros auf den Mann ausgeübt hatte, um ihn zum Reden zu bringen.
„Und der Kellner? Was geschieht mit ihm?“ Eigentlich sollte sie froh sein, dass der Schuldige nun entlarvt war. Trotzdem wollte sie wissen, ob er für seine mangelnde Loyalität bezahlen musste.
„Er bekommt, was er verdient.“ Stavros machte eine kurze Pause. „Er wird nie wieder in seinem Beruf arbeiten können. Jedenfalls nicht hier in Griechenland, und sicherlich nicht mehr für irgendeine angesehene internationale Firma.“
Ihr Entsetzen stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben.
„Du findest das zu hart?“
„Nein, ich … Es wird für ihn nur sehr schwer sein, woanders noch einmal neu anzufangen.“
Gleichgültig hob er die Schultern. „Das hätte er sich überlegen sollen, bevor er das Vertrauen seines Arbeitgebers und seiner Kundschaft ausgenutzt hat. Wenn er Geld will, soll er ehrlich dafür arbeiten gehen, wie jeder andere auch.“
Darauf gab es nichts zu erwidern.
„Ihn reizte das schnelle Geld“, fuhr Stavros fort. Er kam langsam auf sie zu. „Genau wie die Frauen, die eine Ehe als bewährtes Mittel ansehen, um reich zu werden.“
Tessa hielt den Atem an. Bitte nicht schon wieder!, dachte sie entnervt.
Als er direkt neben ihr stehen blieb, sprang sie von ihrem Stuhl auf. „Du weißt mittlerweile, dass ich dich nicht hintergangen habe. Trotzdem traust du mir immer noch zu, dass ich dir dein Vermögen abnehmen will?“
„Es braucht ein wenig mehr, um mich von einem unschuldigen Wesen zu überzeugen“, sagte er herausfordernd.
Das Herz hämmerte in Tessas Brust, und ihre Hände begannen zu zittern. Sie war seine Vorwürfe und sein Misstrauen so unendlich leid.
„Es muss ein erbärmliches, einsames Leben sein, wenn man ständig mit dem Schlimmsten rechnet und niemandem vertraut.“ Sie funkelte ihn an. „Bleibt nur zu hoffen, dass deine Verlobte ein verständnisvolles Wesen hat und dir dein Misstrauen nachsieht.“
„Meine Verlobte?“
Sein Ton klang äußerst merkwürdig. Tessa wurde sofort klar, dass sie eine Grenze überschritten hatte. Vielleicht war es Frauen wie ihr verboten, seine Zukünftige zu erwähnen!
„Ja, deine Verlobte“, setzte sie nach und hielt seinem finsteren Blick stand.
„Diese Art von Humor ist hier fehl am Platz“, sagte er gepresst. „Oder willst du absichtlich Salz in meine Wunden streuen?“
Sie konnte seinen Worten nicht ganz folgen.
„Komm schon, Miss Marlowe!“, spottete er. „Spar dir das Theater. Du müsstest längst wissen, dass ich keine Verlobte habe. Nicht mehr.“ Er trat dichter an sie heran. „Und das habe ich dir zu verdanken.“
Vorsichtig rückte sie von ihm ab und schluckte ein paarmal. „Das wusste ich nicht.“
„Es kam in allen Nachrichten, zusammen mit jedem einzelnen Detail aus meinem
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