Ring aus Feuer
Schuld zuzuschieben.“
„Diese Möglichkeit kannst du doch nicht einfach ignorieren!“
„Ich kann, und ich werde. Ich kenne jeden meiner Angestellten so gut wie meine eigene Familie.“ Mit den meisten war er bereits aufgewachsen, und er würde jedem Einzelnen eher trauen als dieser Frau. „Ohne Frage wurde die Geschichte brühwarm weitererzählt. Vielleicht hast du es ja schon getan, bevor du hergekommen bist.“
„Deine Anschuldigungen sind ziemlich heftig.“
„Und du bist leicht zu durchschauen.“ Leider. Insgeheim fragte er sich, wie es wohl sein mochte, eine Frau kennenzulernen, die so ehrlich und aufrichtig war, wie Tessa es zu sein behauptete. Aber das war eine bloße Traumvorstellung, an die er schon genug Zeit verschwendet hatte.
„Keine Sorge! Ich werde herausfinden, wann und wie die Nachricht an die Öffentlichkeit geraten ist. Und wer dafür verantwortlich ist. Und dann kommt der Tag der Abrechnung.“
6. KAPITEL
Sie waren noch immer da.
Verborgen hinter den Vorhängen, beäugte Tessa die Straße, die sich am Anwesen der Denakis vorbeischlängelte. Alles stand voll mit Übertragungswagen und unzähligen Kameraleuten. Fotolinsen waren auf das Eingangstor und den Garten ausgerichtet und schwenkten von Zeit zu Zeit auf die Seitenfenster der Villa.
Paparazzi lungerten überall herum, seit die Welt vor zwei Tagen erfahren hatte, dass der Kopf des internationalen Denakis-Konzerns eine namenlose Australierin geheiratet hatte. Man spekulierte darüber, wie einer der begehrtesten Junggesellen Europas gleichzeitig an eine Verlobte und eine Ehefrau kam.
Am Vorabend hatte Tessa einen kurzen Fernsehbericht über Stavros gesehen. Mit grimmiger Miene verließ er eine schwarze Luxuslimousine und eilte an den Kameras vorbei in ein Gebäude. Er sah weltmännisch, sexy und kraftvoll aus, einmal abgesehen von dem wütenden Funkeln in seinen Augen.
Um ehrlich zu sein, konnte Tessa seinen Frust gut nachvollziehen. Schließlich war sie ohne Vorwarnung in sein Leben geplatzt, und das auch noch zu einem äußerst ungünstigen Zeitpunkt.
Wenigstens war sie ihm nicht mehr über den Weg gelaufen, seit er sie beschuldigt hatte, sich an die Presse gewandt zu haben. Seine Wut war grenzenlos. Tessa konnte kaum darauf hoffen, dass seine Laune sich angesichts dieser unverschämten Belagerung bald besserte.
Sie reckte den Hals und sah zum seitlichen Eingangstor hinüber. Wie die Fotografen wohl reagieren würden, wenn sie sich an den Wachen vorbeischleichen und das Anwesen verlassen würde? Vielleicht konnte sie vorgeben, eine ausländische Touristin zu sein, die von ihrer Sensationsgier getrieben wurde.
Nein, es gab keine Chance für Tessa, unbemerkt zu entkommen. Sie hatte keinen Ausweg. Selbst die australische Botschaft riet ihr, vorerst zu bleiben, wo sie war.
Eigentlich hatte sie sagen wollen, dass sie keinen Pass mehr besaß, aber irgendetwas hielt sie zurück. Sie war eine Gefangene in der Denakis-Villa. Das Haus war nun gleichzeitig zu ihrem einzigen Zufluchtsort geworden.
Tessa fühlte sich nicht mehr ganz so schwach wie in den letzten Wochen, aber auch nicht stark genug, um mit dem Presserummel souverän umzugehen. Es war momentan einfacher, Stavros’ unwillkommener Gast zu sein, als einen Fluchtversuch zu wagen.
Abrupt drehte sie sich um und ging zur Treppe. Sie brauchte dringend frische Luft, und sosehr die Paparazzi sich auch bemühten, der Garten der Villa war von außen nicht einsehbar.
Im Erdgeschoss blieb sie erschrocken stehen, als sie ein Geräusch hörte. Neben ihr wurde eine Tür geöffnet, und Stavros trat in die Eingangshalle. Sein Blick fesselte Tessa. Sie blieb stehen, obwohl sie lieber weitergegangen wäre und so getan hätte, als hätte sie ihn nicht bemerkt.
Er trug einen dunklen Maßanzug und darunter ein schneeweißes Hemd. Seine Krawatte war von einem tiefen Dunkelrot. Alles in allem wirkte er wie der perfekte erfolgreiche Geschäftsmann.
Regungslos ließ Tessa seinen aufregenden Anblick auf sich wirken. Dominanz und Stärke waren eigentlich nie die Eigenschaften gewesen, die Tessa an einem Mann begeisterten. Doch bei Stavros fand sie genau das überwältigend attraktiv.
„Wir müssen etwas besprechen“, verkündete er unumwunden.
Dieser Satz klang nicht wie eine Einladung, sondern wie ein Befehl. Tessa straffte die Schultern und ging an ihm vorbei in das Zimmer, auf das er wies. Sie war froh, dass er zur Seite trat und ihr Platz machte. Je weiter er sich von ihr entfernt
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