Ring aus Feuer
Privatleben, das die Journalisten in die Finger bekommen konnten.“
„Ich spreche kein Griechisch“, entgegnete sie abwesend. Sie fühlte sich schrecklich und war sich ihrer Schuld an der aufgelösten Verlobung durchaus bewusst. Hilflos rang sie die Hände. „Es tut mir so leid. Gibt es denn keine Möglichkeit, dass deine Verlobte und du …?“
„Was? An unserer Verlobung festhalten? Nachdem die ganze Welt weiß, dass ich mit dir verheiratet bin?“ Höhnisch warf er den Kopf in den Nacken. „Wohl kaum. Selbst wenn Angela es gewollt hätte, würde ich ihr so etwas niemals zumuten. Ich habe die Verlobung selbst gelöst und zwar an dem Tag, als unsere Geschichte zum ersten Mal durch die Presse ging.“
Tessa fühlte sich wie ein Fisch auf dem Trockenen. Sie hatte keine Ahnung, auf welche Weise sich Stavros für diese Umstände rächen würde. Aber dass er auf Rache sann, dessen war sie sich sicher.
„Damit bleiben nur noch wir beide“, murmelte er leise. „Wie reizend. Niemand außer mir und meiner wundervollen Ehefrau.“
Ehe sie sich versah, hatte er seine Arme um Tessa gelegt und sie eng an sich gezogen. Fassungslos starrte sie in seine kalten Augen und versuchte, sich von ihm loszumachen – vergeblich. Also gab sie auf und verhielt sich möglichst still. Nur ihren rasenden Herzschlag und den schnellen Atem hatte sie nicht unter Kontrolle.
„Schon besser“, raunte er seidenweich. „Schön, dass du dich so fügsam zeigst.“
Er hob eine Hand und legte sie an ihre Wange. Dabei lagen seine Fingerspitzen an ihrem Hals. Tessa hatte das Gefühl, er würde ihr die Kehle zudrücken.
„Jetzt ist die Frage: Was tun wir?“, fuhr er herausfordernd fort. „Irgendwelche Vorschläge?“
Tessas Mund war trocken, und sie konnte nicht antworten.
„Zu dumm, dass ich einen Termin mit meinen Anwälten in Athen habe“, fuhr er fort. „Aber du wirst sicher verstehen, dass ich das unmöglich absagen kann.“ Mit dem Daumen strich er sanft über ihre Unterlippe. „Sei nicht zu enttäuscht, meine Gemahlin. Ich werde mir schon etwas einfallen lassen für unsere Zukunft. Wir sprechen darüber, wenn ich zurück bin.“
Schon vor Stunden hatte Tessa den Helikopter abfliegen sehen. Sie wusste, dass Stavros fort war. Trotzdem dauerte es eine Ewigkeit, bis ihre Anspannung endlich nachließ.
Natürlich hatte er sie nur provozieren wollen, sie musste nicht ernsthaft etwas von ihm befürchten. Zumindest glaubte sie das. Dennoch war sie heilfroh, jetzt allein zu sein.
Auf dem Weg in den Garten vernahm sie ein Klicken aus dem offenen Wohnzimmer. Verwundert machte sie sich auf die Suche nach der Ursache. An einem geschnitzten Holztisch saß ein Mann und bewegte Figuren über ein Spielbrett.
Verblüfft schnappte sie nach Luft. Die breiten Schultern, das arrogante Kinn und die massive Statur … genau wie bei Stavros. Allerdings war dieser Mann wesentlich älter als Stavros. Sein Haar war von silbrigen Strähnen durchzogen, und das Gesicht wies attraktive Lebenslinien auf. Aber er war offensichtlich krank, denn die Wangen waren tief eingefallen, und sein Oberhemd schlackerte um seinen Körper.
Das Klicken hörte auf, und er sah zu Tessa hoch.
„ Kalimera, kyria Denakis .“ Er neigte den Kopf und betrachtete sie mit Augen, die ihr seltsam vertraut vorkamen.
„Entschuldigen Sie bitte, aber ich verstehe kein Griechisch“, murmelte sie unsicher.
Die Bewegung seiner Mundwinkel konnte man als Willkommenslächeln, aber auch als genervte Ungeduld auslegen.
„Guten Tag, Mrs. Denakis“, übersetzte er mit tiefer Stimme, die der seines Sohnes überraschend ähnlich war.
Wie angewurzelt stand sie in der Tür und öffnete langsam den Mund, um seine Anrede zu korrigieren. Dabei hatte er formal gesehen recht. Sie war tatsächlich Mrs. Denakis. Und diese Erkenntnis erschütterte sie.
„Ich war neugierig und wollte Sie kennenlernen“, fuhr er fort, so als hätte er sie nicht gerade entsetzlich verwirrt. Dann musterte er sie in aller Ruhe. „Erlauben Sie mir, mich vorzustellen. Ich bin Vassilis Denakis. Ihr Schwiegervater.“
Stavros schlenderte vom Hubschrauberlandeplatz in Richtung seiner Villa. Er genoss es, wieder auf heimischem Boden zu sein. Die Journalisten verfolgten ihn außerhalb seines eigenen Anwesens auf Schritt und Tritt, immer auf der Suche nach frischem Material für das Feuer der Gerüchteküche.
Er war mit der öffentlichen Aufmerksamkeit groß geworden, aber diese Sache brachte ihn an den Rand des
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