Ring frei fuer die Liebe
weiß nämlich nicht, ob ein toter schottischer Großvater ein ausreichender Grund ist, um einen Ceilidh-Tanz aufzuführen. Außerdem hat sich die Suche nach einem Dudelsackpfeifer als nahezu irrwitzig entpuppt. Jedenfalls setzt sie jetzt auf das Motto Schwarz-Weiß. Was sicher sensationell wird. Auch wenn ich dazu komplett neue Tischwäsche, Besteck, Geschirr und Deko besorgen muss. Die Floristin, mit der wir arbeiten, sagt, dass sie unmöglich genügend schwarze Blumen für die vielen Gestecke und Sträuße beschaffen kann, die Edwina sich wünscht. Der einzige Trost ist, dass sie ihre Mission, Kylie Minogue zu verpflichten, aufgegeben hat. Stattdessen will sie jetzt eine Band. Die Blues Brothers zum Beispiel. Angeblich will sie Simmys inneren Funk entfachen. Ohne ›en‹.«
Es dauerte ein paar Sekunden, bis Verity das Hühnchen heruntergebracht hatte, das sich in ihrer Kehle verkeilt hatte, weil sie gleichzeitig lachen und schlucken wollte. Talli stand kurz davor, lebensrettende Maßnahmen einzuleiten, als ihre Freundin endlich wieder Luft bekam und damit auch ihre Stimme wiederfand.
»Hat Domenics Firma nicht diese Band unter Vertrag, die bei Großbritanniens Song für Europa gewonnen hat? Du weißt schon, die, die die ganzen Mowtown Songs gemacht hat.«
Talli unterbrach kurz das Kauen auf ihrem Maiskorn und nickte. »O mein Gott, du hast recht! An die hab ich gar nicht gedacht! Die wären perfekt. Wie heißen sie noch mal?«
»Billy and the Brass. Das weiß ich deshalb, weil ich versucht habe, sie für den nächsten Charity Event zu buchen, was mir aber nicht gelungen ist. Angeblich halten ihre PR-Leute sie streng aus der Öffentlichkeit, bis das Album im Januar erscheint.«
Talli griff nach ihrem Handy und tippte kurz eine Nachricht an Domenic: . Darling, gibt’s ne Chance, Billy and the Brass für die Hochzeit zu kriegen? Würde mir das Leben retten.
Die Antwort kam umgehend. Gebe alles. Kostet aber mindestens zwanzigtausend.
»Ach du Schande!« Die Vollfett-Cola schwappte über, als Talli das Glas erschrocken abstellte. »Sie nehmen schlappe Zwanzigtausend«, informierte sie Verity.
Aber sie war sicher, dass es genau die richtige Band war. Edwina und Simmy hatten immer betont, dass sie auf keinen Fall etwas Spießiges wollten, und sie standen voll auf diese Soul-Motown-Schiene. Billy war ein toller eins achtzig großer farbiger Typ mit einer Stimme wie Otis Redding, und die Brass Band, auf die sich der Name bezog, bestand aus einer Trompeten-, Horn- und Saxophon-Einheit, die die Leute in den Livekonzerten verrückt gemacht hatte.
Zwanzigtausend Pfund war viel Geld, aber ihre Eltern zahlten das, und sie war sicher, dass sie nichts dagegen hatten. Schließlich gab ihre Mutter jedes Jahr für ihre Schönheitsreparaturen weitaus mehr aus.
Wieder tippte sie eine kurze Nachricht in ihr Handy. Diesmal an Edwina. Was hältst du von Billy and the Brass?
Scheißgute Idee, kam Sekunden später zurück.
Talli frohlockte. Perfekt! Wenn Domenic das hinkriegte, und sie war sicher, dass er das hinkriegte, hatte sie wieder ein Problem weniger.
»Verity, ich könnte dich küssen!«
»Ich weiß, Schätzchen. Kann ich gut verstehen. Aber mal im Ernst, wenn ich dir sonst irgendwie helfen kann, sag mir einfach Bescheid.«
Eine Gruppe von ungefähr zwanzig Personen, darunter mindestens ein Dutzend Kinder, quetschte sich an den Tisch neben ihnen und zwang Talli, näher an Verity heranzurücken.
»Danke. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich das allein schaffen muss. Simmy zuliebe. Ich will den Tag perfekt für ihn machen. Was wiederum bedeutet, dass ich die ganze Organisation eigentlich einer Person überlassen sollte, die was davon versteht. Aber nach dem Cosima-Carlton-Debakel muss ich mich unbedingt rehabilitieren vor meiner Mutter und ihren ganzen sogenannten Freunden. Schließlich kommen alle: die Abercrombies, die Deloites und die Carltons. Ich hab die Security extra verstärkt – für den Fall eines Kriegs.«
Verity kicherte. »Themawechsel. Wie läuft’s zwischen dir und dem heißen Typen aus dem Restaurant?«
Talli sah sie verständnislos an. »Wen meinst du?«
»Na, den mit den vielen Muskeln.«
Eine Mischung aus Magenverstimmung und Herzschmerz kroch durch Tallis Körper.
»Der ist widerwärtig.«
»Er ist vieles, aber ganz bestimmt nicht widerwärtig. Ist er schwul?«
»Nein! Wie kommst du denn auf die Idee?«
»Weil ich noch nie jemand so Gepflegtes gesehen hab, der es nicht
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