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Ringkampf: Roman (German Edition)

Ringkampf: Roman (German Edition)

Titel: Ringkampf: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Dorn
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›Der Stern von Kalibur‹. Er möchte sie gerne dem Oberbürgermeister von Frankfurt als eine ›moralische Wiedergutmachung‹ zur Verwertung anbieten. «
    Die Souffleuse wiegte beeindruckt das Haupt. »Wurde ja damals mächtig viel geschrieben in dieser Stadt«, sagte sie. »Schade, daß man später nix mehr davon gehört hat.«
    Mit einer unkontrollierten Geste fegte Cora die Blättervom Tisch. »Es ist doch nicht zu glauben, daß keinem von diesen Pressefritzen aufgefallen ist, was sie da selbst für einen Unsinn zusammengeschrieben haben. Irgendwann Mitte April gab es noch ein, zwei höflich skeptische Artikel über die Ungereimtheiten der Brandnacht, und danach war das Thema wie vom Erdboden verschluckt.«
    Elli Schubertzuckte die Achseln. »Was wunderts dich«, sagte sie. »Wer hätte sich denn dafür interessieren sollen? Unsere Frankfurter Chefzeitung vielleicht? Die Jungs im kleinen Dunkelblauen kommen doch von ihrem Traumschiff
erst wieder runter, wenns hier ne Runde Freikarten für die Eröffnungspremiere gibt.« Sie lockte letzte Tropfen aus ihrem Glas. »Und die Schmocks, die hierzulande hauptberuflich hinter Skandalen her sind, die haben auch hauptberuflich mit Oper nix am Hut. Die haben sich höchstens eins gegrinst, wie sie gehört haben, daß ein verkorkster Ossi die Frankfurter Oper samt Ring abgefackelt hat.«
    Die Dramaturgin stützte das Kinn auf die Faust. »Ich verstehe es trotzdem nicht«, brummte sie. »Nach Frankfurter Spekulatius haben sich die Medien doch bisher noch immer die Finger geleckt.«
    Elli schaute sie mißtrauisch an. »Spekulatius«, sagte sie und lüpfte die Oberlippe.
    Cora rückte ungeduldig mit dem Stuhl. »Laß uns die ganze Geschichte zur Abwechslungmal mit nüchternen Augen betrachten. Dann sieht es doch schwer danach aus, als ob eine der berühmten Frankfurter Immobilien- oder Grundstücksschweinereien dahinterstecken würde.«
    Die Souffleuse zog ihre Oberlippe noch höher. »Wie kommstn darauf?«
    »Hans hat mir den Tip gegeben«, sagte Cora und tauchte unter den Tisch. Sie raschelte mit den am Boden verstreuten Blättern. »Und ich habe auch tatsächlich einen Artikel gefunden, derwunderbar dazu paßt.«
    Schallendes Gelächter ließ die Musiker am Nachbartisch zusammenfahren. Die Dramaturgin schlug sich den Kopf an der Tischplatte an. »Aua. Was ist denn jetzt los?«
    »Hans hat dir den Tip gegeben, daß hinter dem Brand eine Immobilienschweinerei steckt? Ausgerechnet
Hans?« Die Souffleuse klatschte sich auf die Schenkel. »Deralte Knochen hat wirklich Sinn für Humor.«
    »Würde es dir was ausmachen, mich an deiner Heiterkeit teilhaben zu lassen«, sagte Cora leicht verschnupft.
    Elli wischte sich Tränen aus den Augen. »Wenn du mal ein bißchen die Ohren aufsperrst, würden dir die Wände hier vielleicht erzählen, daß hinter dem Brand eine Versicherungsschweinerei steckt«, sagte sie laut.
    Die Musiker am Nachbartisch begannen unisono, an ihren Frikadellen zu sägen.
    »Ja und? Was hat das mit Hans zu tun?« Cora rieb sich die Stirn.
    Die Souffleuse schaute sie gönnerhaft an. »Na, wenn sich hier einer auskannte im Haus – mit all seinen kleinen Sicherheitsmängeln und brenzligen Stellen –, dann wars Hans. Und Hans hat damals hier im Haus gewohnt. Und – « Sie bleckte das vergilbte Gebiß, »Hans hatte in seinem Apartment einen Brandmelder.« Sie hob die Hand, um Coras heftig eingesogenen Atem zu stoppen, bevorer sich in Widerspruchentlud.
    »Unsere altehrwürdige Riesen-Drehscheibe kippte damals langsam ausm Lot«, sagte sie gedankenvoll. »Die ganze Unterbühne war marode, die Obermaschinerie völligüberholt. Wärdochmöglich, daß Hans in jener Nacht gemerkt hat, daß an der Bühne ein kleines Feuerchen brannte. Und wär doch weiter möglich, daß sich Hans gefragt hat, warum aus nem kleinen Feuerchen nicht gleich ein großes Feuerchen werden soll. So schnell und billig hätt er seine neue Technik nie wieder gekriegt. Hat ja damals noch nicht ahnen können, daß Preuss & Co. ihm einen Arschtritt verpassen würden.
    »Unsinn«, fauchte Cora nun doch dazwischen.
    Elli Schubert lächelte nachsichtig. »Schätzchen, der ganze technische Klimbim, den die beim Wiederaufbau hier reingeklotzt haben, der hat mehr als hundert Millionen gefressen. Verrätst du mir, wer die hätt zahlen sollen – außereiner Versicherung.«
    Die Dramaturgin schlug auf den Tisch. »Elli, red keinen Stuß«, herrschte sie die Souffleuse an. »Erstens hätte es Hans sowieso

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