Ringwelt 03: Ringwelt-Thron
über Protektoren bekannt war. Wo bleibt nur der Sashimi-Teller?
Eine Reihe von Yogaübungen half ihm, seine Ungeduld zu zügeln. Wie schnell war schnell?
Fünfundvierzig Minuten später war der Teller noch immer noch nicht wieder zurück.
Seine Gefährten befanden sich vielleicht bei einem der Stepperpunkte – wahrscheinlich sogar –, und Akolyth hatte sich möglicherweise den Teller geschnappt. Trotzdem: Denk noch einmal nach.
Der am weitesten entfernte Punkt im Diagramm hatte sich ein wenig bewegt.
Ein wenig bewegt, eindeutig. Louis’ Hals war wie zugeschnürt. Er schnaufte. Zweihundert Millionen Meilen den Bogen hinauf, auf einer logarithmischen Skala – und der Punkt bewegte sich? Dieser Punkt mußte sich mit der Geschwindigkeit eines interplanetaren Schiffs bewegen! Hunderte von Meilen pro Sekunde!
Es war die Treibstoffsonde. Natürlich. Sie hatten anscheinend eine neue Stepperscheibe an die Flanke montiert und die Sonde in einen Orbit über dem Randwall geschickt. Der Sashimi-Teller war wahrscheinlich wie ein Meteorit verbrannt.
Louis hob die Verkleidung der Scheibe an und legte die Kontrollen frei. Er setzte eine nach der anderen zurück, während er vor sich hinfluchte und zu sich selbst redete und das fremdartige Orchester nach Kräften ignorierte. »Das hier sollte diese Verbindung zurücksetzen, und das …« Tanj! Warum funktionierte es nicht? »Oh! Stet. Dunkel bedeutet Aus. Also probieren wir einmal das hier …«
Er tastete sich eine Scheibe Brot aus der Küchenautomatik und legte sie auf die Stepperscheibe. Sie verschwand.
Eine Stunde und zehn Minuten, seit er seine Gefährten von der Hot Needle of Inquiry abgeschnitten hatte. Er hatte sie genau genommen vom gesamten Reparaturzentrum abgeschnitten. Es würde offenen Krieg bedeuten, falls sie es bemerkten. Außerdem einen Vertragsbruch.
Andererseits … was konnten sie schon dagegen unternehmen?
Das Kichern blieb ihm im Hals stecken. Louis kannte die Puppenspieler. Der Hinterste würde chirurgisch implantierte Zusatzkontrollen besitzen. Louis tat gut daran, sich zu überlegen, wann er mit seiner Spielerei aufhören wollte. Der Hinterste mochte es vielleicht tolerieren, doch Louis verspürte nicht die geringste Lust, sich den Zorn Brams zuzuziehen.
Das Brot war wieder da.
Der Prärieschoner des Maschinenvolks flog jetzt über Wasser. Die Berge befanden sich zur Linken und drifteten mit jeder Minute weiter spinwärts. Die Plattform mußte den Kurs geändert haben … um sechzig Grad gedreht. Ein zögerndes Grinsen stahl sich in Louis’ Gesicht.
Die Plattform folgte dem Gitter aus Supraleitern!
Ein Netzwerk aus supraleitenden Strängen war in das Fundament der Ringwelt eingearbeitet und bildete Sechsecke von fünfzigtausend Meilen Kantenlänge. Es dirigierte die Magnetfelder, mit deren Hilfe die Sonnenprotuberanzen manipuliert werden konnten. Offensichtlich befand sich der Prärieschoner auf einem Magnetschwebefahrzeug, vielleicht einer Konstruktion der Städtebauer, aber wahrscheinlicher so alt wie die Ringwelt selbst.
Ob der Hinterste davon wußte?
Reaktion. Louis reagierte immer noch, statt die Initiative zu ergreifen. Und das Brot war zurück. War es das Risiko wert? Louis trat auf die Scheibe.
Im Landerdock fehlten Druckanzüge: einer für den Hintersten, Chmeees Reserveanzug und einer, der eigentlich für Louis gedacht war.
Es bedeutete nicht notwendigerweise, daß Brams Mannschaft sich im Vakuum aufhielt. Der Protektor war vielleicht einfach vorsichtig und benutzte die Druckanzüge als Schutzpanzer.
Louis trat von der Scheibe und klemmte sich seinen Reserveanzug unter den Arm. Er nahm noch einen Kummerbund, den Helm und einen Lufttank aus dem Spind. Dann zurück auf die Scheibe und weiter zur Stadt der Weber.
Er materialisierte und verlor augenblicklich das Gleichgewicht. Stolpernd ließ er alles fallen, was er bei sich trug. Verlegen und mißtrauisch blickte er sich um.
Hellichter Tag. Die Stepperscheibe ruhte auf dem Ufer an der Badestelle der Weber. Sie stand schief. Niemand befand sich im Pool. Louis lauschte, ob Kinderstimmen zu hören waren – vergeblich.
Er bückte sich, um die Scheibe zu untersuchen, als eine bissige Stimme dicht hinter ihm sprach. »Grüße«, drang es aus dem Lautsprecher des heruntergefallenen Helms. »Zu welcher Spezies gehörst denn du?«
Louis richtete sich wieder auf. »Ich gehöre zum Kugelvolk«, erwiderte er. »Kidada?«
»Ja. Louis Wus Volk?« Der alte Weber musterte Louis
Weitere Kostenlose Bücher