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Ringwelt 05: Crashlander

Ringwelt 05: Crashlander

Titel: Ringwelt 05: Crashlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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zerfetzt worden.
    Ich streifte die Jacke von dem Leichnam und machte mich daran, die Taschen zu durchsuchen.
    Keine Geldbörse, kein Ausweis. Ein Paket Taschentücher. Die zerfetzten Überreste eines Handcomputers. Mehrere Taschen waren versiegelt: Notfallausrüstung, gegen versehentliches Öffnen geschützt. Ein Teil des Inhalts hatte überlebt.
    Ich fand ein extrem scharfes Messer in einem speziellen Etui. Eine Taschenlampe. Einen Nahrungsriegel. Ich biß in den Riegel und kaute, während ich weitersuchte. Eine Vergrößerungsbrille: eine Linse zersplittert. Ich setzte sie trotzdem auf. Ohne getönte Gläser würden meine roten Albinoaugen ziemlich bald erblinden.
    Sonnenblocker, in Sprayform und unbeschädigt. Wunderbar. Eine Pillenschachtel. Zerbrochen, doch in einer noch immer luftdichten Tasche. Tannin-Pillen! Das war noch besser!
    Die Stiefel schrumpften, paßten sich meinen Füßen an. Ein gutes, beruhigendes Gefühl. Meine intimsten Freunde auf dieser einsamen Insel.
    Ich war noch immer benommen. Vielleicht war es besser, wenn ich mich jetzt in den Doc begab; später würde ich die Tannin-Pillen nehmen. Ich schüttelte gebrochene Rippen aus der Jacke. Schüttelte die Hosen leer. Ballte die Kleidung zusammen und warf sie aus dem Loch. Versuchte schließlich, ebenfalls nach draußen zu klettern.
    Meine Finger erreichten den Rand nicht.
    »Was für ein beschissener Weg zu sterben, nach alledem!« sagte ich zu meiner geistigen Projektion von Sharrol Janss. »Was soll ich jetzt tun? Eine Leiter aus Knochen basteln?« Falls ich je lebend aus diesem Loch kam, würde ich alles bis zu Ende durchdenken, bevor ich jemals wieder etwas tat.
    Ich hockte mich nieder, dann brüllte ich laut auf und sprang. Meine Finger, Handflächen, Unterarme landeten auf rauen Korallen. Ich zog mich über den Rand des Lochs und lag ächzend, schwitzend, blutend und weinend da.
    Dann humpelte ich zum Autodoc zurück, jetzt mit Stiefeln an den Füßen, während ich die Kleider als Sonnenschutz über meinen Kopf hielt. Inzwischen hatte ich einen Sonnenstich und Fieber.
    Ich konnte die Stiefel nicht mit in den Intensivtank nehmen. Halt. Denk nach! Wind? Wellen? Ich schnürte die Kleider und die Stiefel zu einem Bündel und setzte sie auf dem Autodoc direkt neben der Sichtplatte ab. Dann erst kletterte ich in den Tank, legte mich hin und zog den Deckel hinter mir zu.
    Sharrol würde eben eine Stunde länger warten müssen – falls sie überhaupt noch am Leben war. Und die Kinder. Und Carlos.
    Ich erwartete nicht, daß ich einschlafen würde.
     
    Ich schlafe. Fieber wegen des Sonnenstichs. Das Medizinprogramm kitzelt Nervenblöcke, spielt mit mir wie mit einem komplexen Spielzeug. In meinem Schlaf verspüre ich zuerst Wut darüber, dann höre ich einen Donnerschlag, schmecke Zimt oder Kaffee, balle eine Phantomfaust.
    Meine Haut erwacht zuerst. Eine Piloarrekion läuft in Wellen über meinen Körper, dann ein Kitzeln, überall zugleich, dann Druck … ganz ähnlich der federbüschelgeschmückten Schlangenhaut, in die Sharrol mich für Carlos’ Party gesteckt hat …
     
    Sharrol war dabei, in ihren eigenen regenbogenfarbenen Hautanzug zu gleiten. Halb angezogen hielt sie inne. »Du willst das doch wohl nicht wirklich anziehen, oder?«
    »Ich halte es aus, keine Sorge. Wie sehe ich aus?« Ich hatte niemals das richtige Gespür für Flatlandermoden entwickelt. Sharrol suchte für mich die Kleidung aus.
    »Halb Mensch, halb Schlange«, antwortete sie. »Und ich?«
    »Wie die zu dieser Schlange passende Gefährtin.« Nicht wirklich. Kein Flatlander ist so geschmeidig wie wir Crashlander. Sharrol war unter Erdgravitation aufgewachsen, einen Fuß kleiner als ich bei gleichem Gewicht. Sie war pummelig.
    Die Wohnung war längst auf Kinder hin eingerichtet: nirgendwo scharfe Kanten, alles war weggeschlossen oder auf Augenhöhe gelagert (meine Augenhöhe). Tanya war fünf, Louis vier, und beide waren agil wie kleine Affen. Ich suchte ständig nach Gegenständen in ihrer Reichweite, die ihnen gefährlich werden konnten.
    Louis musterte uns ehrfürchtig, beeindruckt. Tanya kicherte. Wir mußten noch merkwürdiger als sonst ausgesehen haben, obwohl es bei den ständig wechselnden schrillen Moden der Flatlander ein Wunder ist, daß Kinder ihre Eltern überhaupt erkennen. Warum müssen sie nur die Farben und Muster ihrer Haut und ihrer Haare so häufig wechseln?
    Als wir die Kinder zum Abschied umarmten, machte Tanya ein Spiel daraus, meine Frisur zu

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