Ringwelt 05: Crashlander
antwortete Sharrol.
»Sharrol, Liebes, wir zensieren dieses Zeug. Die ARM allein entscheidet, was ihr über uns erfahrt und was nicht. Die meisten von uns nehmen psychoaktive Drogen, die uns während unserer Arbeitszeit in dem erforderlichen paranoiden Geisteszustand halten. Wir bleiben vier Tage unter Drogeneinfluß und gehen dann wieder nüchtern ins Wochenende. Wenn wir der Belastung nicht mehr gewachsen sind, versetzen sie uns in den Ruhestand.«
Feather war nervös und versuchte, es zu verbergen, doch ihre harten Muskeln waren angespannt, und sie hatte Knie und Ellbogen schützend an den Leib gezogen. »Einige von uns jedoch werden so geboren. Wir setzen die Drogen ab, bevor wir zur Arbeit gehen. Der Autodoc spritzt uns in einen Zustand der Normalität, wenn donnerstags unser Wochenende beginnt. Ich bin seit fünfunddreißig Jahren ein ARM-Schitz. Sie wollen mich in den Ruhestand versetzen, doch sie würden mich niemals auf eine andere Welt auswandern lassen. Ich weiß zu viel. Und sie wollen auch nicht, daß ein Schitz Kinder bekommt.«
Ich sagte nicht, daß ich sie verstand. Ich warf einen Blick zu Sharrol und erkannte Hoffnung in ihren Mundwinkeln. Sie unterdrückte ihr Lächeln. Sie hatten uns viel zu spät in ihre Pläne eingeweiht. Meine Nackenhaare richteten sich auf, und jegliche postkoitale Mattigkeit schwand dahin.
»Auch dich würden sie nicht mehr gehen lassen, Beowulf«, sagte Feather an mich gewandt.
Das war natürlich Unsinn. »Feather, ich war schon drei Mal außerhalb der Erde, seit ich hergekommen bin.«
»Beschrei es nicht, ein viertes Mal wird es nicht geben. Du weißt zu viel. Du weißt von der Explosion des Milchstraßenzentrums, du weißt über diplomatische Verwicklungen mit anderen Spezies …«
»Ich habe die Erde danach verlassen …«
»… und du weißt über Julian Forwards Arbeiten Bescheid.« Sie legte eine dramatische Pause ein. »Wir entwickeln eine fortgeschrittene Waffe daraus. Wir wollen nicht, daß die Kzinti oder die Trinocs oder gewisse menschliche Kolonien davon erfahren. Weißt du eigentlich, wie viel du auf deiner letzten Reise geredet hast, während du auf Gummidgy und Jinx warst? Du bist ein freundlicher, redseliger Bursche mit großartigen Geschichten, Beowulf Shaeffer.«
Ich zuckte die Schultern. »Und warum habt ihr uns in diese Geschichte eingeweiht? Warum sind du und Carlos nicht einfach verschwunden?«
Sie deutete auf Carlos. Er grinste und sagte: »Ich bestand darauf.«
»Außerdem brauchen wir einen Piloten«, sagte Feather. »Und das bist du, Beowulf. Und ich kann uns zur Flucht verhelfen. Ich habe einen Plan entwickelt, auf den niemand außer einem ARM je auch nur im Traum kommen würde.«
Für die Kzinti war die Welt nur eine Nummer. Kzinti betreiben keinen Sport, der mit Wasser in Verbindung steht. Der Kontinent hatte den Namen Shasht, Kzinti für »Wühlender Mörder«. Shasht war nahezu frei von jeglichem Leben, doch die Luft war atembar, und es gab reiche Bodenschätze. Die Kzinti hatten Megatonnen von Meeresschlamm als Dünger verwandt, um einen Jagddschungel zu errichten, und sie waren bis hin zum Säen und Anpflanzen gekommen, als der Vierte Kzin-Krieg ausgebrochen war.
Hinterher hatte die Menschheit den Kontinent Shasht als Reparationsleistung annektiert, und die Welt auf den Namen Fafnir getauft.
Feathers Bemühungen hatten sie zu einer sechsköpfigen Familie auf Fafnir geführt: zwei Frauen, zwei Männer, zwei Kinder. Die Graynors waren bereit auszuwandern. Die einheimischen Gesetze zwangen sie, den größten Teil ihres Besitzes zurückzulassen – andererseits hatten sie das meiste Geld bereits verloren, als sie bei einem Bauträger zur Errichtung eines Freizeitparks auf dem Kontinent eingestiegen waren.
»Ich habe über beide Familien Aufzeichnungen gemacht«, berichtete Feather. »Die Graynors werden auf Wunderland herausfinden, daß man ihnen eine große Summe hat zukommen lassen. Sie werden den Mund halten. Die andere Graynor-Familie wird nach Home emigrieren …«
»Und das sind wir?«
Feather nickte.
»Aber falls ihr beide und die Kinder nicht mitkommen wollt, muß Feather nach einer anderen Familie Ausschau halten«, sagte Carlos.
»Carlos, auch du stehst unter Beobachtung«, gab ich zu bedenken. »Ich denke nicht, daß Feather dich davor schützen kann.«
»Nein. Feather ist ein viel größeres Risiko eingegangen …«
»Sie werden gar nicht wissen, daß er weg ist.« Feather wandte sich an mich. »Ich habe einen
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