Ringwelt 05: Crashlander
und ich teilten uns ein Tamale, das für Sharrol zu stark gewürzt war. Feather bemerkte mein Starren und grinste zurück. Sie und eine ARM?
Ich hatte erwartet, daß sie atemberaubend war. Doch Feather war nicht wirklich schön. Sie war stark: schlank, beinahe hager, mit hervortretenden Sehnen am Hals und deutlich sichtbaren Kiefermuskeln. Derartige Kraft hatte man nicht ohne gründliches Training der illegalen Kampfsportarten.
Die Alliierte Regionalmiliz. Die ARM ist die Polizei der Vereinten Nationen, und die Vereinten Nationen hatten ein sehr starkes Interesse an Carlos Wu. Was war sie? Carlos’ Leibwächterin? Hatten sie sich auf diese Weise kennen gelernt?
Wann immer einer von uns an jenem Nachmittag auf die ARM zu sprechen kam, wechselte Feather das Thema.
Ich hatte gedacht, Carlos würde unseren Tanz im Schlaffeld orchestrieren. Immerhin war er ein anerkanntes Genie – mußte er dann nicht auch in dieser Beziehung herausragend sein? Doch Feather hatte ihre eigenen Vorstellungen, und Carlos überließ ihr die Führung. Sie liebte aggressiv und akrobatisch. An jenem Nachmittag spürte ich ihre Kraft. Und meine eigene Schwäche, der ich in der niedrigen Gravitation von We Made It aufgewachsen war.
Drei Stunden vergingen auf diese Weise, während derer die wunderbaren Farben des Reefs der lichtverstärkten Nacht wichen.
Und dann streckte Feather die Hand aus dem Feld, gelenkig wie eine Schlange … griff in ihren Rucksack, fummelte darin herum, runzelte die Stirn, bis sie sich schließlich zurückrollte und sagte: »Jetzt sind wir abgeschirmt.«
»Sie werden es merken«, sagte Carlos.
»Sie kennen mich«, entgegnete Feather. »Sie werden denken, daß ich sie über ihre Monitore zusehen lasse, weil es mir Spaß macht, und daß wir jetzt zu den bizarren Dingen übergehen. Oder vielleicht will ich sie nur ärgern. Das habe ich auch schon früher hin und wieder getan …«
»Dann …«
»Ich finde einen Fehler, der mir gestattet, ihre Ausrüstung mit etwas Neuem zu blockieren. Sie bringen es in Ordnung. Sie werden auch das hier wieder in Ordnung bringen, aber nicht heute Abend. Das ist typisch für eine Feather, die nach einer langen Woche wieder sie selbst wird.«
Carlos gab sich damit zufrieden. »Stet. Sharrol, Beowulf, wollt ihr die Erde verlassen? Wir könnten in einer Gruppe reisen, Louis und Tanya und wir vier. Ich meine es ernst.«
»Ich kann nicht«, sagte Sharrol. Carlos mußte das wissen.
»Du kannst im Kälteschlaf reisen«, sagte er. »Die Rotationsperiode von Home ist nur fünfzig Minuten kürzer als die der Erde. Die Masse ist gleich, die Luft ungefähr auch. Höhere tektonische Aktivität, deswegen riecht es ständig ganz schwach nach Smog …«
»Carlos, wir haben uns vor ein paar Jahren ausgiebigst über dieses Thema unterhalten!« Sharrol klang verärgert. »Sicher könnte ich auf Home leben. Mir gefällt der Gedanke nicht, wie ein … ein Leichnam von einer Welt zur anderen zu reisen, aber ich würde es tun. Doch die Vereinten Nationen wollen nicht, daß ich auswandere, und Home nimmt niemanden auf, der unter Flatlanderphobie leidet!«
Die Flatlanderphobie äußert sich in einer bis ins Mark gehenden Furcht davor, die Erde zu verlassen. Die Furcht zu fliegen und/oder zu fallen ist eine extreme Angelegenheit, doch kein Flatlanderphobiker kann durch den Weltraum reisen. Selbstverständlich gab es außerhalb der Erde Menschen, die plötzlich Flatlanderphobien entwickelten – was der Grund war, daß jeder Erdgeborene Flatlander genannt wurde, ganz gleich, wie gut er sich an das Leben auf einer anderen Welt angepaßt hatte. Doch Feather grinste Sharrol nur an. »Wir reisen über Fafnir und treffen als Bürger von Shasht auf Home ein. Die Behörden von Home haben uns bereits eine Einwanderungsgenehmigung erteilt …«
»Unter dem Namen Gaynor. Wir sind alle miteinander verheiratet«, bekräftigte Carlos.
»Carlos, du warst schon außerhalb der Erde«, sagte ich. »Du hast ein ganzes Jahr auf Jinx verbracht.«
»Jepp. Beo, während der gesamten Zeit haben Sigmund Ausfaller und seine Gnome mich keine Sekunde aus den Augen gelassen. Die Vereinten Nationen denken, meine Gene gehören ihnen. Sie lassen mich beaufsichtigen, wohin auch immer ich gehe.«
Aber sie halten dich in einem goldenen Käfig, dachte ich. Und auf der anderen Seite des Zauns ist das Gras immer grüner.
Feather hatte ihre eigenen Gründe. »Was wißt ihr über die ARM?« fragte sie uns.
»Wir sehen Nachrichten«,
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