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Ringwelt 05: Crashlander

Ringwelt 05: Crashlander

Titel: Ringwelt 05: Crashlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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Bekannten Weltraum zu.
    Lebten wir noch in knapp zwanzigtausend Jahren, so wären wir alle in tödlicher Gefahr.
    Was, Sie machen sich keine Sorgen deswegen? Ich auch nicht, ehrlich gesagt. Doch jeder Puppenspieler im Bekannten Weltraum war über Nacht verschwunden, auf der Flucht in eine andere Galaxis, Finagle weiß wo.
    Ich war deprimiert. Ich vermißte die Puppenspieler, und ich verabscheute den Gedanken, daß ich für ihr Verschwinden verantwortlich war. Ich hatte Zeit, ich hatte Geld, und eine pechschwarze Melancholie wartete darauf, vertrieben zu werden. Und ich hatte schon immer einmal die Erde besuchen wollen.
     
    Die Erde roch gut. In der Luft lag ein gebrauchtes Aroma, wie schon einmal geatmet, anders als alles, was ich je kennen gelernt hatte. Es war wie der Unterschied zwischen Quellwasser und destilliertem Wasser. Irgendwo in jedem meiner Atemzüge befanden sich Moleküle, die schon Dante, Aristoteles, Shakespeare, Heinlein, Carter und meine eigenen Vorfahren geatmet hatten. Spuren längst vergangener Industrien hingen in der Luft, mehr zu ahnen als zu riechen: Benzin, Ruß, Schwefeldioxid, Tabak, verbrannte Zigarettenfilter, Dieselabgase, Brauereigestank. Ich verließ das Zollgebäude mit weit geblähten Lungen und suchendem Blick. Ich hätte eine Transferkabine direkt zum Hotel nehmen können, aber ich entschloß mich, zuerst ein wenig spazieren zu gehen.
    Jeder Mensch auf der Erde schien den gleichen Gedanken gehabt zu haben.
    Auf den Gehsteigen waren Massen unterwegs, wie ich es mir nicht in meinen kühnsten Träumen vorgestellt hätte. Ich sah alle Rassen und alle Hautfarben, und sie kleideten sich auf merkwürdige, gewagte Weise. Sich ständig ändernde Farben überfielen das Auge und ließen den Betrachter schwindeln. Auf jeder Welt im Bekannten Weltraum, mit einer einzigen Ausnahme, weiß man augenblicklich, wer die Einheimischen sind. Wunderland? Asymmetrische Bärte kennzeichnen den Adel, und das einfache Volk besteht aus denjenigen, die stets rasch zur Seite treten, um besagten Adel durchzulassen. We Made It? Die vornehme Blässe unserer Haut, sommers wie winters, und die Tatsache, daß wir im Frühling und im Herbst wie die Besessenen nach oben rennen, hinaus in die blühende Wüste, begierig auf Sonnenlicht, während die mörderischen Winde schlafen. Jinx? Die Eingeborenen sind stämmig, breit und unglaublich stark; der gebrechliche Händedruck einer alten Lady von Jinx kann Stahl zerquetschen. Selbst im Belt, im Sonnensystem, ziert der berühmte Kamm die Schädel von Männern und Frauen gleichermaßen. Aber auf der Erde …!
    Keine zwei Flatlander sahen gleich aus. Ich sah Rot und Grün und Blau, Gelb und Orange, Schottenmuster und Streifen. Ich rede nicht von Kleidung, sondern von Haaren, verstehen Sie, und von Haut! Ich habe mein ganzes Leben lang Tanninsekretierende Kapseln zum Schutz gegen ultraviolette Strahlung geschluckt, und meine Hautfarbe ist von ihrem normalen rötlichen Weiß (ich bin ein Albino) in ein tiefes Tuxedoschwarz (zumindest unter dem Licht blau-weißer Sonnen) übergegangen. Doch ich hatte nicht einmal geahnt, daß es noch andere hautfärbende Pillen gab. Ich stand wie angewurzelt auf dem Rollsteig und ließ mich tragen, wohin auch immer das Band wollte, während ich gebannt auf das unglaubliche Gewimmel rings um mich starrte. Jeder setzte Knie und Ellbogen ein. Am nächsten Tag würde ich sicher blaue Flecken haben.
    »Heh!«
    Die Frau war vier oder fünf Köpfe weit entfernt, und sie war klein. Ich hätte sie niemals entdeckt, wenn nicht alle anderen ebenfalls klein gewesen wären. Flatlander werden selten größer als sechs Fuß. Nun war dort diese Frau, mit Haaren, die aussahen wie eine topologische Explosion in Orange und Silber, mit einem Gesicht in einem schwachen, ganz subtilen Grünton, weltraumschwarzen Augenbrauen und geschminkten Lippen. Sie winkte mit irgendetwas und rief ganz offensichtlich nach mir.
    Sie wedelte mit meiner Brieftasche.
    Ich zwängte mich zu ihr durch, bis wir so nah beieinander standen, daß ich sie hätte berühren können. Erst jetzt konnte ich verstehen, was sie mir über den Lärm der Menge hinweg mitzuteilen versuchte. »Dummkopf! Wo steht Ihre Adresse? Sie haben ja nicht einmal Platz für eine Briefmarke!«
    »Wie bitte?«
    Sie sah mich verblüfft an. Dann dämmerte es ihr. »Oh, Sie sind ein Außenweltler.«
    »Ja.« Meine Stimme hätte bei diesem Geräuschpegel nicht lange durchgehalten.
    »Also schön, sehen Sie, Sie können

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