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Ringwelt 05: Crashlander

Ringwelt 05: Crashlander

Titel: Ringwelt 05: Crashlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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darauf, sich die Sache selbst anzusehen. Carlos und ich warteten im Kontrollraum. Eine ganze Weile noch brach Carlos immer wieder in unkontrolliertes Kichern aus. Dann irgendwann trat ein verträumter, weit entfernter Ausdruck in seine Augen, und das ärgerte mich, wenn überhaupt möglich, noch mehr.
    Ich fragte mich, was in seinem Kopf vor sich gehen mochte und kam zu der unbehaglichen Schlußfolgerung, daß ich es niemals erfahren würde. Vor einigen Jahren habe ich mich einigen Intelligenztests unterzogen, in der Hoffnung, vielleicht auf diese Weise eine Vaterschaftslizenz zu erhalten. Ich bin kein Genius.
    Ich wußte nur, daß Carlos etwas gefunden hatte. Etwas, das mir nicht aufgefallen war. Er rückte nicht damit heraus, und ich war zu stolz, um ihn zu fragen. Ausfaller besaß keinen derartigen Stolz. Er kam zurück und blickte drein, als hätte er einen Geist gesehen. »Weg! Einfach verschwunden! Wo ist er hin? Wie konnte das passieren?«
    »Diese Frage kann ich möglicherweise beantworten«, sagte Carlos fröhlich. »Man benötigt einen extrem hohen Gravitationsgradienten. Der Motor prallte darauf, bog den Raum um sich selbst herum und startete zu einer höheren Hyperraumebene, einer Ebene, die wir nicht erreichen können. Bis zu diesem Augenblick kann er schon ein ganzes Stück auf dem Weg zum Rand des Universums zurückgelegt haben.«
    »Du bist dir ganz sicher, wie?« sagte ich. »Vor einer Stunde gab es nicht einmal eine theoretische Möglichkeit für so etwas.«
    »Nun, ich bin zumindest sicher, daß unser Motor unwiderruflich weg ist. Darüber hinaus wird es ein wenig undurchsichtig. Doch es existiert ein gut etabliertes Modell darüber, was geschieht, wenn ein Schiff im Hyperraum auf eine Singularität trifft. Bei einem niedrigeren Gravitationsgradienten nimmt der Motor das gesamte Schiff mit, um dann seine Atome hinter sich zu verstreuen, bis nichts mehr übrig ist außer dem Hyperraumfeld selbst.«
    »Uff!«
    Carlos hatte sich in die Vorstellung verliebt. Er strahlte förmlich. »Sigmund, ich möchte, daß Sie das Hyperradio benutzen. Ich könnte mich zwar immer noch täuschen, doch es gibt ein paar Dinge, die sich überprüfen lassen.«
    »Falls wir uns noch immer innerhalb der Singularität einer Masse befinden, wird sich das Hyperradio selbst zerstören!«
    »Ja. Aber ich denke, es ist das Risiko wert.«
    Wir waren zehn Minuten vor der Singularität der irdischen Sonne aus dem Hyperraum gefallen – oder besser: gerissen worden. Damit hatten wir sechzehn Lichtstunden mehr im Normalraum zurückzulegen, plus beinahe fünf Lichtstunden vom Rand der Singularität bis zur Erde. Zum Glück breiten sich Hyperwellen ohne Zeitverlust aus, und jedes besiedelte System betreibt eine Hyperrelaisstation unmittelbar außerhalb der Singularität. Die Southworth Station würde unsere Nachricht per Laser weiterleiten, die Antwort auf die gleiche Weise erhalten und sie zehn Stunden später zu uns abstrahlen.
    Wir schalteten das Hyperraumradio ein, und nichts explodierte.
    Ausfaller erledigte zuerst einen eigenen Anruf nach Ceres, um die Kennungen der Schlepper zu überprüfen, denen wir begegnet waren. Anschließend rief Carlos Elephants Computernetzwerk in New York an, wobei er einen Code benutzte, den Elephant nicht vielen Menschen gab. »Ich werde mich später bei ihm revanchieren. Vielleicht gleich mit einer passenden Geschichte«, freute er sich.
    Ich lauschte, während Carlos seine Fragen formulierte. Er wollte sämtliche Aufzeichnungen über einen Meteoriten, der im Jahr 1908 bei Tunguska in Sibirien eingeschlagen war. Er wollte eine Zusammenfassung der drei wichtigsten Modelle über den Ursprung des Universums beziehungsweise den Mangel eines Ursprungs: Urknalltheorie, Zyklisches Universum und Stabiles Universum. Er verlangte Daten über Kollapsare. Er wollte Namen, Lebensläufe und Adressen der größten Kapazitäten auf dem Gebiet von Gravitationsphänomenen im Sonnensystem. Er grinste, als er die Verbindung schließlich unterbrach.
    »Ich gebe mich geschlagen«, sagte ich. »Ich habe nicht die leiseste Idee, hinter was du her bist.«
    Carlos grinste noch immer, als er schweigend aufstand und in seine Kabine ging, um die Wartezeit mit ein wenig Schlaf zu überbrücken.
    Ich schaltete den Hauptantrieb völlig ab. Sobald wir im Solsystem angekommen wären, konnten wir mit dreißig g verzögern. Bis dahin würden wir mit der Geschwindigkeit auf ballistischem Kurs weitertreiben, die wir auf unserem Weg aus

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