Ringwelt 05: Crashlander
Volltrottel … Die Theorie, die ich verfolge, ist längst nicht mehr in Mode. Jetzt, da wir wissen, was Quasare sind, scheint jedermann der Hypothese vom Gleichgewicht anzuhängen. Du weißt, auf welchen Annahmen sie basiert: Die Spannung im vollkommen leeren Raum produziert neue Wasserstoffatome, und das für immer und ewig. Das Universum hat keinen Anfang und kein Ende.« Er blickte starrköpfig drein. »Aber wenn ich recht habe, dann weiß ich, wohin die Schiffe verschwunden sind, nachdem man sie ausgeraubt hat. Und das ist mehr, als irgendjemand anderer weiß.«
Ausfaller sprang herbei. »Wer war es? Leben die Passagiere noch?«
»Es tut mir leid, Sigmund, aber sie sind alle tot. Wir werden nicht einmal mehr ihre Leichen finden.«
»Was ist es? Gegen was kämpfen wir an?«
»Ein Gravitationseffekt. Eine scharfe Krümmung im Raum. Ein Planet wäre dazu nicht imstande, ebenso wenig wie eine ganze Batterie von internen Gravitationsgeneratoren. Sie wären nicht imstande, ein so scharf gebündeltes Feld hervorzubringen.«
»Also ein Kollapsar«, schlug Ausfaller vor.
Carlos grinste ihn an. »Das wäre eine Möglichkeit, doch sie würde uns vor andere Probleme stellen. Ein Kollapsar benötigt mindestens die fünffache Masse unserer Sonne, um sich zu bilden. Man sollte glauben, daß eine derart große Masse nicht unbemerkt bleibt, jedenfalls nicht in dieser Nähe zu Sol.«
»Was dann?«
Carlos schüttelte den Kopf. Uns blieb nichts anderes übrig als warten.
Die Relaisstation von Southworth schickte uns die Registrierung der drei Schlepper. Sie waren allesamt gebraucht und verschieden alt und vor zwei Jahren aus dem Besitz von IntraBelt Mining auf die Sechste Kongregationskirche von Rodney übergegangen.
»Rodney?«
Sowohl Ausfaller als auch Carlos kicherten. »Eine Angewohnheit der Belter«, klärte mich Carlos auf. »Das ist ihre Art zu sagen, daß es niemanden etwas angeht, wer die Schiffe gekauft hat.«
»Schön, gut, lustig, aber jetzt wissen wir immer noch nicht, wer der Besitzer ist.«
»Vielleicht handelt es sich um ehrbare Belter. Vielleicht auch nicht.«
Unmittelbar nach dem ersten Funkspruch kamen die Daten, um die Carlos gebeten hatte, direkt in den Schiffsrechner. Carlos rief eine Liste mit Namen und Rufnummern auf: die bedeutsamsten Wissenschaftler des Sonnensystems, was Gravitation und ihre Effekte anbetraf, aufgeführt in alphabetischer Reihenfolge.
Ein Name erweckte meine Aufmerksamkeit:
Julian Forward, #1.192.326 Southworth Station.
Eine Adresse, die per Hyperfunk über die Relaisstation geleitet wurde! Das konnte nur bedeuten: Er war hier draußen, irgendwo in der gewaltigen Lücke zwischen dem Orbit des Neptun und dem Kometenhalo, an einem Ort, wo Hyperraumfunk zeitverlustfrei arbeitete! Ich suchte nach weiteren Anschriften, die über die Southworth Station geleitet wurden, und fand sie:
Lancelot Starkey, #1.244.719 Southworth Station.
Jill Luciano, #1.244.719 Southworth Station.
Mariana Wilton, #1.844.719 Southworth Station.
»Diese Leute«, sagte Ausfaller, »wollen Sie vielleicht Ihre Theorie mit einem von ihnen durchsprechen?«
»Das ist richtig. Sigmund, ist #1.844.719 nicht eine Leitzahl für die Quicksilver Group?«
»Ich glaube schon. Ich glaube allerdings auch, daß sie sich nicht in unserer Reichweite befinden, nachdem unser Antrieb verschwunden ist. Die Quicksilver Group wurde in einem fernen Orbit um den Planeten Antenora herum etabliert, der sich gegenwärtig auf der anderen Seite des Sonnensystems befindet. Carlos, ist Ihnen schon einmal der Gedanke gekommen, daß vielleicht einer dieser Leute diese Schiffe fressende Apparatur konstruiert haben könnte?«
»Was …? Sie haben recht. Man muß sich auf jeden Fall mit Gravitation auskennen. Trotzdem würde ich sagen, daß die Quicksilver Group über jeden Verdacht erhaben ist. Mit mehr als zehntausend Mitarbeitern – wie sollte da einer etwas vor allen anderen verbergen können?«
»Was ist mit diesem Julian Forward?«
»Forward, ja. Ich wollte ihn schon immer einmal kennen lernen.«
»Sie haben von ihm gehört? Was für ein Mann ist er?«
»Er war im Institut der Wissenschaften auf Jinx. Ich habe seit Jahren nichts mehr von ihm gehört. Er hat ein paar Arbeiten zu den Gravitationswellen aus dem galaktischen Zentrum veröffentlicht … Arbeiten, die sich als falsch herausstellten. Sigmund, was halten Sie davon, wenn wir ihn anrufen?«
»Und was wollen Sie ihn fragen?«
»Warum …?« Dann erinnerte sich
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