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Ringwelt 06: Flatlander

Ringwelt 06: Flatlander

Titel: Ringwelt 06: Flatlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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Der dritte Lunie war ein Arzt, und er war mit Penzler beschäftigt.
    Sie hatten einen mobilen Autodoc herbeigerollt, eine schwere, eindrucksvoll komplizierte Apparatur, die ausgerüstet war mit Skalpellen, chirurgischen Lasern, Klammern, Spritzen, Absaugschläuchen sowie Sensorfingern, die in winzigen Tastfühlern ausliefen, und alles war auf einen gewaltigen, justierbaren Halter montiert. Auch die Maschine benötigte eine Menge Platz. Der Lunie arbeitete angestrengt an der Tastatur unterhalb des Monitors, der ebenfalls in den Doc integriert war. Hin und wieder tippten die langen, zerbrechlich aussehenden Finger des Arztes mit maschinengewehrgleicher Geschwindigkeit Befehle ein.
    Penzler lag rücklings auf dem Bett. Die Schlafstätte war von Wasser und Blut durchnäßt. Eine Druckflasche versorgte ihn über eine Ader am Oberarm mit Blut; auf dem Mond reicht die Gravitation nicht aus, um normale Tropfinfusionen zu verwenden. Wir sahen zu, wie der Autodoc Penzler einschäumte, bis er vom Kinn bis zum Bauchnabel eingehüllt war.
    Ich fluchte leise, doch ich konnte ihnen keinen Vorwurf machen, daß sie nicht bis zu meinem Eintreffen gewartet hatten.
    »Hier.« Marion Shaeffer stieß mir den Ellbogen in die Rippen und reichte mir drei Hologramme. »Die Reporter haben Fotos gemacht. Gute Idee. Niemand außer ihnen hatte eine Kamera dabei.«
    Das erste Bild zeigte Penzler in seinem Bett. Seine gesamte Brust war blutverschmiert. Die Wunde war breit und ausgefranst. In der Mitte hatte ein Laser ein tiefes, zollbreites Loch in Penzlers Brustbein gebrannt. Die Wunde war allem Anschein nach bereits ausgetupft worden, bevor das Foto gemacht worden war.
    Das zweite Holo zeigte Penzler mit dem Gesicht nach oben in blutigem Badewasser. Die Wunde war die gleiche, und er sah aus, als wäre er tot.
    Das dritte Holo zeigte einen Einschuß im Panoramafenster und war über den Rand der Badewanne hinweg aufgenommen worden.
    Penzler bewegte den Kopf ein winziges Stück und bückte mich schmerzerfüllt an. »Ein Laser«, sagte er. »Der Schuß kam durch das Fenster.«
    »Laserstrahlen streuen normalerweise nicht so stark. Die Wunde wäre keiner und tiefer, oder etwa nicht? Was meinen Sie, Doktor?«
    Der Arzt nickte, ohne sich zu mir umzudrehen. Penzler unternahm eine größere Anstrengung, um mich anzusehen, doch der Arzt drückte ihn mit der Hand wieder auf das Bett zurück.
    »Es war ein Laser! Ich habe es gesehen. Ich hatte mich in der Badewanne aufgerichtet, weil ich jemanden draußen vor dem Fenster gesehen habe.« Er unterbrach sich stöhnend, dann fuhr er fort: »Rotes Licht. Der Schuß warf mich zurück ins Wasser. Es war ein Laser!«
    »Chris, haben Sie nur eine einzige Person gesehen?«
    »Ja«, grunzte er.
    Bürgermeister Watson meldete sich zum ersten Mal zu Wort. »Wie das?« fragte er. »Dort draußen herrscht tiefe Nacht. Wie konnten Sie überhaupt etwas sehen?«
    »Ich habe ihn gesehen«, beharrte Penzler mit schwerer Zunge. »Drei-, vierhundert Meter. Hinter dem massiven, schiefen Felsen.«
    »Was hatte er an?« fragte ich. »War es ein Belter, ein Flatlander oder ein Lunie?«
    »Konnte ich nicht erkennen. Es ging alles viel zu schnell. Ich stand auf, sah nach draußen, und zack! Ich dachte … im ersten Augenblick … nein, ich weiß es wirklich nicht.«
    »Lassen Sie ihn jetzt«, sagte der Arzt. »Er braucht Ruhe.«
    Verdammt! Penzler hätte zumindest erkennen können müssen, welcher Menschengruppe der Täter angehört hatte. Nicht, daß es irgendetwas bewiesen hätte. Ein Belter konnte zur Tarnung einen normalen Druckanzug anziehen, oder ein Flatlander konnte sich einen Hautanzug anfertigen lassen … obwohl es darüber irgendwelche Aufzeichnungen geben müßte. Ein Lunie… sicher, es gibt auch kleine Lunies. Kleinere zumindest als beispielsweise Desirée Porter, die aus dem Belt stammte.
    Ich schritt an der Badewanne vorbei zum Fenster. In der Wanne befand sich noch immer das blutige Wasser. Penzler wäre ertrunken oder verblutet, wenn Tom und Desirée nicht so schnell reagiert hätten.
    Ich blickte aus dem Fenster auf die Mondlandschaft dahinter.
    Die Dämmerung hatte inzwischen die unteren Gipfel erreicht. Das Flachland lag größtenteils noch immer in tiefem Schwarz, und der Schatten von Hovestraydt City erstreckte sich scheinbar bis in die Unendlichkeit. Direkt neben dem Schatten der Stadt, 190 Meter entfernt und auf der linken Seite, erhob sich ein massiver Monolith, bei dem es sich möglicherweise um den großen,

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