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Ringwelt 06: Flatlander

Ringwelt 06: Flatlander

Titel: Ringwelt 06: Flatlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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entgegen. Ich beugte mich dicht über die winzige Figur und suchte nach Einzelheiten. Ein normaler Druckanzug, himmelblau; die Gestalt war keiner als die näherkommenden Lunie-Polizisten. Unter dem Kuppelhelm erblickte ich blondes Haar.
    Ich hörte ein zufriedenes »Ah!« Als ich mich umdrehte, fügte Marion Shaeffer hinzu: »Ich war von Anfang an ziemlich sicher, daß es sich bei dem Attentäter um einen Flatlander handelt.«
    Penzlers Zimmer mußte das zweite am Ende der Westfront sein. Ich suchte es, dann verfolgte ich eine gerade Linie von dort zu dem schiefen Felsen, der wie ein längliches Ei aussah. Dahinter lag noch immer alles größtenteils im Schatten. Ich entdeckte in dem gesamten Gebiet keine weitere Person mehr. Niemand war dort draußen, mit Ausnahme des Flatlanders in seinem himmelblauen Raumanzug und den vier Lunie-Goldhäuten. Sie näherten sich einander.
    »Wie es scheint, gibt es nur einen einzigen Verdächtigen«, sagte Captain Jefferson. »Nicht einmal ein Puffer könnte einen Mörder so schnell außer Reichweite unseres Satelliten bringen.«
    »Ein Puffer?« fragte Shaeffer. »Was ist ein Puffer?«
    »Im Grunde genommen zwei Räder mit einem Motor und einem Sattel. Wir benutzen sie relativ oft.«
    »Aha. Wie steht es mit einem Raumschiff?«
    »Das haben wir selbstverständlich bereits überprüft. Das einzige Raumschiff in der Gegend kam der Stadt zu keiner Zeit nah genug.«
    Ich verfolgte verschiedene Gedanken gleichzeitig. »Wie sieht ein Nachrichtenlaser aus? Unser keiner blauer Tatverdächtiger scheint nichts dergleichen bei sich zu tragen.«
    »Wir würden ihn nicht übersehen können. Ein Nachrichtenlaser ist etwa einen Yard lang …« Jeffersons Hände zeigten die Länge, ungefähr einen Meter. »Und er masst vielleicht neun Kilo.«
    »Schön. In diesen Schatten könnte man eine ganze Armee verstecken. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich ein wenig umhertaste? Vielleicht finde ich sie ja.«
    Tom und Desirée grinsten sich gegenseitig zu. Shaeffer starrte mich entgeistert an. »Was?« fragte Jefferson. »Was haben Sie gesagt?«
    Die Nachrichtenleute lachten laut auf. Desirée klärte den Lunie-Captain auf: »Das ist Gil Hamilton. Gil ›der Arm‹! Haben Sie noch nie von ihm gehört?«
    »Er besitzt einen imaginären dritten Arm«, fügte Tom hinzu.
    »Aha?« entgegnete Jefferson mit bemerkenswerter Selbstbeherrschung.
    »Eine Kombination parapsychischer Kräfte«, verriet ich ihm. »Doch meine Vorstellungskraft limitiert die Reichweite. Als hätte ich einen geisterhaften Arm und eine Hand, weiter nichts.«
    Ich machte mir nicht die Mühe, ihn über die notorische Unzuverlässigkeit paranormaler Begabungen aufzuklären. Diesmal hatte ich allen Grund, Selbstvertrauen zu demonstrieren, denn ich hatte bereits begonnen, die Landschaft abzutasten. Meine imaginäre Hand fuhr über die glatte Fläche der Grimalde-Ebene, spürte die Struktur – erkaltetes Magma, Risse überall, gefüllt von Mondstaub –, dann stieß ich die Hand tiefer hinein und ließ den geisterhaften Fels zwischen meinen Fingern hindurchgleiten wie Wasser. Hier hartes Gestein, dort Tümpel voller Mondstaub im rauen, leeren Land hinter dem Ringwall des Grimalde. Hier, unter dem Staub: ein Sauerstofftank, in der Mitte geborsten und zerfetzt vom eigenen Innendruck.
    »Es wäre ganz hilfreich«, sagte ich, »wenn ich wüßte, wie so ein Nachrichtenlaser überhaupt aussieht.«
    Captain Jefferson nahm sein Mobiltelefon vom Gürtel und zitierte einen Beamten mit einem Nachrichtenlaser herbei. »Während wir warten«, sagte er, »könnten Sie vielleicht hier ein wenig herumtasten?« Er deutete auf die südöstliche Ecke des Hologramms von Hovestraydt City.
    Ich griff in die Mauer und fand einen großen Raum, der von oben bis unten mit verschiedenem Gerät überfüllt war. An den Wänden reihten sich Regale. Die einzige Tür fühlte sich massiv und einbruchssicher an. Sie führte zu den Spiegelwerken und ins Vakuum hinaus. Auf den Regalen fand ich die unterschiedlichsten Ausrüstungsgegenstände: gepanzerte Druckanzüge, Jetpacks, eine schwere, zweihändige Laserlampe. Ich beschrieb, was ich fand. Meine Zuhörerschaft war sicherlich von Skeptikern durchsetzt.
    Und ich bemühte mich, nicht darüber nachzudenken, was tatsächlich in diesem Augenblick geschah. Mein eigener, körperloser Tastsinn griff durch Wände und Türen und Felsen, die sich in einem Raum gut sieben Stockwerke über mir befanden. Sobald ich den Glauben daran verlor,

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