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Ringwelt 06: Flatlander

Ringwelt 06: Flatlander

Titel: Ringwelt 06: Flatlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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schiefen Felsen handelte, den Penzler erwähnt hatte. Er besaß die Umrisse eines länglichen Eis und war ganz glatt. Vielleicht war dieser Fels von der gleichen Explosion poliert worden, die nach dem Meteoriteneinschlag den Grimalde-Krater hatte entstehen lassen.
    »Ein Wunder, daß Penzler überhaupt etwas bemerkt hat«, sagte ich. »Warum ist der Mörder nicht einfach im Schatten geblieben? Die Sonne war schließlich noch nicht aufgegangen.«
    Niemand antwortete. Penzler hatte mittlerweile das Bewußtsein verloren. Der Arzt tätschelte seine Schulter und sagte: »In drei oder vier Tagen wird der Schaum beginnen, sich abzuschälen. Er kann dann zu mir kommen, und ich nehme ihm den Verband vollständig ab. Es dauert allerdings noch eine Weile, bis der Knochen verheilt ist.«
    Er drehte sich zu uns um. »Es war ziemlich knapp. Ein paar Minuten später, und er wäre tot gewesen. Der Strahl hat einen Teil des Brustbeins verbrannt und das Gewebe darunter gekocht. Ich mußte Teile seines Esophagus, der Vena cava superior und eine Menge an Gekröse ersetzen … Ich habe den verbrannten Knochen ausgekratzt und mit Stiften geflickt … es sah ziemlich schlimm aus. Auf der Erde würde er sich eine ganze Woche lang nicht bewegen können und danach auch nur in einem Rollstuhl.«
    »Angenommen«, fragte ich, »der Strahl wäre drei Zentimeter tiefer gegangen?«
    »Sein Herz wäre gekocht worden, die Brusthöhle aufgerissen … Sind Sie Gil Hamilton?« Er streckte mir die Hand entgegen. »Ich glaube, wir haben eine gemeinsame Freundin. Ich bin Harry McCavity.«
    Ich lächelte höflich und schüttelte seine Hand (ganz vorsichtig; ich mußte gegen die Versuchung ankämpfen: seine langen Finger sahen sehr zerbrechlich aus). Meine Gedanken waren nur milde rachsüchtig. Doktor McCavity war heute Nacht auch nicht mit Taffy zusammengewesen.
    McCavity besaß lockiges braunes Haar und eine Adlernase. Für einen Lunie war er recht klein, obwohl er immer noch aussah, als wäre er auf einer Streckbank gewesen. Nur Lunies konnten so aussehen. Belter lassen ihre Kinder in großen Hohlwelten aufwachsen, die schnell genug rotieren, um Erdgravitation zu erzeugen; Orten wie dem Gefängnis- oder dem Farmasteroiden. McCavity war auf eine elfenhafte, unheimliche Weise attraktiv. Und er wirkte alles andere als launisch.
    »Sehr eigenartig«, sagte er. »Wissen Sie, was sein Leben gerettet hat?« Er deutete mit einem langen Daumen auf die Badewanne hinter sich. »Er stand auf, und eine Menge Wasser wirbelte dabei mit hoch. Der Laserstrahl traf das Wasser. Überhitzter Dampf explodierte vor seiner Brust, doch das rettete ihm zugleich das Leben. Das Wasser streute den Strahl, und er hatte nicht mehr genug Energie, um tief genug einzudringen. Die Dampfexplosion warf Penzler zurück in die Badewanne, so daß der Mörder keine Gelegenheit mehr zu einem zweiten Versuch bekam.«
    Ich erinnerte mich, wie das Wasser mich eingehüllt hatte, als ich selbst in meiner Badewanne aufgestanden war. Aber … »Hat es wirklich so viel Energie aufgefangen? Doktor, könnte nicht auch das Fensterglas einen Teil der Energie weggenommen haben?«
    Der Bürgermeister schüttelte den Kopf. »Penzler hat rotes Licht gesehen. Das Fenster filtert kein rotes Licht aus. Nur nacktes Sonnenlicht, und das hauptsächlich im ultravioletten und Röntgenbereich.«
    »Wir sollten Mister Penzler jetzt besser schlafen lassen«, sagte McCavity. Wir folgten ihm aus dem Zimmer auf den Gang.
     
    Der Korridor war hoch, weil Lunies groß gewachsen sind, und zusammen mit der ungewöhnlichen Breite des Ganges entstand ein Hauch von Luxus. Eine Reihe von Fenstern gewährten freie Sicht auf den Garten.
    Die Nachrichtenleute erwarteten mich. Desirée Porter trat Marion Shaeffer in den Weg. »Ich hätte gerne meine Kamera zurück«, verlangte sie.
    Shaeffer reichte ihr das sperrige Gerät, das nur mit zwei Händen bedient werden mußte.
    »Und meine Holos?«
    Shaeffer deutete mit dem Daumen auf einen sieben Fuß großen, sommersprossigen Lunie-Polizisten. »Die hat Captain Jefferson beschlagnahmt. Als Beweismaterial.«
    Tom Reinecke wandte sich an Harry McCavity. »Doktor, wie ist der Zustand von Chris Penzler? War es Mord oder nur versuchter Mord?«
    McCavity lächelte. »Versuchter Mord«, sagte er. »Mister Penzler kommt wieder in Ordnung. Er sollte sich morgen noch schonen, aber ich denke, danach ist er wieder fit genug, um an der Konferenz teilzunehmen. Bürgermeister, brauchen Sie mich noch? Ich

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