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Ringwelt 06: Flatlander

Ringwelt 06: Flatlander

Titel: Ringwelt 06: Flatlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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in den wenigen Augenblicken, die der Kampf dauerte, überhaupt jemanden getroffen hatte – waren sicher längst wieder wach und im Vollbesitz ihrer Kräfte. Loren hatte mich in diese Bandagen wickeln lassen und in »Russischen Schlaf« versetzt, bis er bereit war, mit mir zu reden.
    Die Elektroden waren der »Russische Schlaf« gewesen. Eine auf jedem Augenlid, eine in der Nackenbeuge. Ein schwacher Strom fließt durch das Gehirn und versetzt das Opfer augenblicklich in Schlaf. Innerhalb einer Stunde fühlt man sich vollkommen ausgeschlafen. Falls der Strom nicht abgeschaltet wird, schläft man ewig weiter.
    Das also war Loren.
    Er stand da, den Kopf zur Seite geneigt, und beobachtete mich mit verschränkten Armen. In einer Hand hielt er einen Nadler – ziemlich nachlässig, wie mir auffiel.
    Wie spät war es? Ich wagte nicht, erneut zu fragen, weil Loren sonst möglicherweise Verdacht geschöpft hätte. Doch wenn ich ihn bis neun Uhr fünfundvierzig aufhalten konnte, würde Julie mir Hilfe schicken …
    Wohin schicken?!
    Finagle, jetzt wurde ich hysterisch. Wo war ich? Wenn ich es nicht wußte, konnte Julie es selbstverständlich auch nicht wissen!
    Und Loren hatte vor, mich in seine Organbänke zu schaffen. Ein kristalliner Anästhesiepfeil würde mich ausschalten, ohne einen der zahlreichen kostbaren Körperteile zu beschädigen, die in ihrer Gesamtheit Gil Hamilton ausmachten. Anschließend würden mich Lorens Ärzte zerlegen.
    In den Hinrichtungsräumen der Vereinten Nationen tötet man das Gehirn des Delinquenten mit einem Stromschlag, um es später einzuäschern und in einer Urne beizusetzen. Gott allein weiß, was Loren mit meinem Gehirn zu tun gedachte, doch der Rest von mir war jung und kräftig und gesund. Selbst unter Berücksichtigung von Lorens Kosten würde er an mir mehr als eine Million Kredits verdienen.
    »Warum ausgerechnet ich?« fragte ich. »Warum wollten Sie mich und nicht irgendeinen anderen ARM? Warum dieses Interesse an mir?«
    »Sie waren es, der den Tod von Owen Jennison untersucht hat. Und zwar viel zu gründlich.«
    »Anscheinend immer noch nicht gründlich genug, verdammt!«
    Loren sah mich verblüfft an. »Sie verstehen tatsächlich nicht, wie?«
    »Nein, kein Wort.«
    »Das finde ich wiederum hochinteressant«, dachte er laut. »Höchst interessant.«
    »Also schön, Sie finden es interessant. Warum lebe ich noch?«
    »Ich war neugierig, Mister Hamilton. Ich hatte gehofft, Sie würden mir von Ihrem imaginären Arm erzählen.«
    Also hatte er tatsächlich »Arm« gesagt, nicht »ARM«. Ich bluffte trotzdem. »Meinem was?«
    »Keine Spielchen bitte, Mister Hamilton. Wenn ich zu verlieren glaube, benutze ich das hier.« Er wackelte mit dem Nadler. »Und Sie wachen nie wieder auf.«
    Verdammt! Er wußte Bescheid! Bis auf meine Ohren und meinen imaginären Arm vermochte ich kein Glied zu rühren, und Loren wußte genauestens Bescheid! Er wußte alles über meinen Arm. Ich würde es niemals schaffen, ihn in Reichweite zu locken.
    Vorausgesetzt, er wußte tatsächlich alles.
    Ich mußte Zeit gewinnen.
    »Okay«, sagte ich. »Aber ich wüßte zu gerne, wie Sie es herausgefunden haben. Ein Spion in den Reihen der ARM?«
    Loren kicherte. »Ich wünschte, dem wäre so. Nein. Vor ein paar Monaten nahmen wir einen Ihrer Leute gefangen, und zwar rein zufällig. Als mir bewußt wurde, mit wem wir es zu tun hatten, brachte ich ihn zum Reden. Er hat mir einiges über Ihren bemerkenswerten Arm verraten. Ich hoffe, Sie verraten mir den Rest.«
    »Wer war es?«
    »Also wirklich, Mister Hamilton …«
    »Wer war es?!«
    »Erwarten Sie allen Ernstes, daß ich mich an die Namen sämtlicher Organspender erinnere?«
    Wer von unseren Leuten war in Lorens Organbänken verschwunden? Ein Fremder, ein Bekannter, vielleicht sogar ein Freund? Erinnert sich der Betreiber eines Schlachthauses an jede geschlachtete Kuh?
    »So genannte parapsychische Kräfte interessieren mich brennend«, fuhr Loren fort. »Ich konnte Sie nicht vergessen. Und dann, als ich im Begriff stand, mit Ihrem Belterfreund Owen Jennison ins Geschäft zu kommen, erinnerte ich mich daran, daß der einmal mit einem ungewöhnlichen Schiffskameraden zusammengearbeitet hatte. Man hat Ihnen den Namen Gil ›der Arm‹ gegeben, nicht wahr? Wie prophetisch! Sie bekamen überall in den Raumhafenbars freie Drinks, solange Sie Ihren imaginären Arm benutzen konnten, um zu trinken.«
    »Gott verdamme Sie! Sie dachten, Owen wäre ein Spion, was? Wegen mir!

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