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Ringwelt 06: Flatlander

Ringwelt 06: Flatlander

Titel: Ringwelt 06: Flatlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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Alles nur wegen mir!«
    »Es bringt Sie überhaupt nicht weiter, wenn Sie sich jetzt auf die Brust schlagen, Mister Hamilton.« Lorens Stimme war stahlhart geworden. »Unterhalten Sie mich, Mister Hamilton. Reden Sie.«
    Ich hatte ringsum nach etwas getastet, das mich vielleicht aus meinen Fesseln befreien konnte, ohne Erfolg. Ich war wie eine Mumie bandagiert, und die starken Binden vermochte ich nicht zu zerreißen. Meine imaginäre Hand fühlte nichts als Binden, bis zum Hals hinauf, und einen Stock im Rücken, der mich in aufrechter Position festhielt. Unter den Bandagen war ich nackt.
    »Ich werde Ihnen meine parapsychischen Kräfte demonstrieren«, sagte ich, »wenn Sie mir eine Zigarette geben.« Vielleicht gelang es mir, Loren nahe genug heranzulocken …
    Er wußte Bescheid über meinen Arm. Er kannte meine Reichweite. Er legte eine einzelne Zigarette auf den Rand eines kleinen Rollwagens und stieß ihn mit dem Fuß so eben in die Reichweite meines imaginären Arms. Ich hob die Zigarette auf und steckte sie mir in den Mund. Hoffnungsvoll wartete ich darauf, daß er näher treten und mir Feuer geben würde. »Mein Fehler«, murmelte er, zog den Tisch zu sich zurück und wiederholte die Prozedur mit einer bereits angesteckten Zigarette.
    Ich hatte einfach kein Glück. Wenigstens konnte ich rauchen. Ich streckte meinen Arm so weit ich konnte: ungefähr zwei Fuß. Ich kann meine imaginäre Hand immer nur langsam bewegen, weil sonst das, was ich gerade halte, spornstreichs durch meine Finger gleiten würde.
    Loren beobachtete fasziniert mein Tun. Eine schwebende Zigarette, gehalten von einer unsichtbaren Hand, die allein meinem Willen gehorchte! In seinen Augen erkannte ich eine Mischung aus Ehrfurcht, Mißtrauen und Entsetzen. Das war nicht gut. Vielleicht war der Trick mit der Zigarette ja doch ein Fehler gewesen.
    Für manche Menschen sind PSI-Kräfte verwandt mit Hexerei, und parapsychisch begabte Zeitgenossen stehen mit Satan persönlich in Verbindung. Falls Loren sich vor mir fürchtete, war ich schon so gut wie tot.
    »Interessant«, sagte er. »Und wie groß ist Ihre Reichweite?«
    Er wußte es. Trotzdem antwortete ich: »So groß wie mein Arm, was sonst?«
    »Aber warum? Andere besitzen eine viel größere Reichweite. Warum nicht Sie?«
    Er befand sich auf der gegenüberliegenden Seite des Raums, gut zehn Yards von mir entfernt, und räkelte sich in einem Kontursessel. In der einen Hand hielt er einen Drink, in der anderen seinen Nadler. Er war vollkommen entspannt. Ich fragte mich bereits, ob er jemals wieder von seinem bequemen Sessel aufstehen, geschweige denn in meine Reichweite gelangen würde.
    Der Raum war leer und trostlos und sah aus wie ein Kellergeschoß. Lorens Sessel und eine kleine tragbare Bar bildeten das einzige Mobiliar, es sei denn, hinter mir befanden sich noch weitere Einrichtungsgegenstände.
    Ein Kellergeschoß also. Es konnte überall sein. Überall in Los Angeles oder auch außerhalb. Falls draußen tatsächlich Morgen war, konnte ich inzwischen sonst wo auf der Erde sein.
    »Sicher«, sagte ich, »andere besitzen eine sehr viel größere Reichweite als ich, aber sie verfügen nicht über meine Kraft. Es ist ein imaginärer Arm, bei allem, was recht ist, und meine Imagination ist nicht imstande, ihn zehn Yards lang zu machen. Vielleicht hätte mich jemand überzeugen können, wenn er es nur entschieden genug versucht hätte … Wahrscheinlicher jedoch hätte er meinen Glauben an meinen imaginären Arm ruiniert, und ich hätte nur noch mit zwei Armen dagestanden wie jeder andere Sterbliche auch. Auf diese Weise ist es einfach besser, verstehen Sie …?« Ich verschluckte den Rest meiner Worte, weil Loren im Begriff stand, mich sämtlicher Arme zu berauben, so oder so.
    Ich war fertig mit meiner Zigarette und schnippte sie weg.
    »Möchten Sie einen Drink?«
    »Sicher, falls Sie einen Tumbler haben. Sonst kann ich ihn nicht heben.«
    Er förderte einen Whiskeytumbler zutage und schob ihn auf dem Rolltisch zu mir. Ich besaß kaum genügend Kraft, um das Glas zu heben. Lorens Blick haftete unverwandt auf mir, während ich an dem Drink nippte und ihn anschließend auf dem Tisch absetzte.
    Der verdammte Zigarettentrick. Letzte Nacht hatte ich ihn angewandt, um eine Frau aufzureißen. Und jetzt hielt er mich am Leben.
    Wollte ich tatsächlich aus der Welt gehen, während ich irgendeinen albernen Gegenstand mit meiner imaginären Faust umklammert hielt? Loren unterhalten? Sein Interesse

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