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Ringwelt 06: Flatlander

Ringwelt 06: Flatlander

Titel: Ringwelt 06: Flatlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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Wie lange schon hatte Graham in seiner Kundschaft nach Organspendern gesucht, Jahr für Jahr die wenigen ausgewählt, die weder Angehörige noch Freunde besaßen? Und dann? Er war sorglos geworden. Zweimal innerhalb weniger Monate hatte er Kunden getötet, die anschließend vermißt wurden. Unvorsichtig.
    Die meisten Kriminellen sind nicht sonderlich hell im Kopf. Loren besaß genügend Intelligenz, keine Frage, doch die Männer und Frauen auf seiner Gehaltsliste waren ganz gewöhnliche Kriminelle. Dumm. Loren würde sich um die Dummen kümmern … diejenigen, die zu Kriminellen wurden, weil sie nicht genügend Verstand besaßen, um das normale Leben auf andere Weise zu meistern.
    Doch wenn ein Mann wie Loren unvorsichtig wurde, dann würde es ganz genau auf diese Art und Weise geschehen. Unbewußt würde er die Intelligenz der ARM nicht höher einschätzen als die seiner eigenen Leute. Und angesichts eines derart genialen Mordplanes würde er die einzige Lücke ignorieren und ihn trotzdem durchführen. Mit Graham als Ratgeber wußte er wahrscheinlich mehr über Stromsucht als wir – genug, um Owen süchtig zu machen.
    Dann hatten Owens Mörder ihn zurück in seine Wohnung gebracht und sich darauf verlassen, daß er sterben würde. Es war ein kleines Risiko, das Loren eingegangen war, und es hatte sich ausgezahlt. Diesmal.
    Beim nächsten Mal würde er noch unvorsichtiger werden. Und eines Tages würden wir ihn überführen.
    Das Taxi scherte aus dem Feierabendverkehr aus und sank zielstrebig dem Dach meines Appartementhauses in den Hollywood Hills entgegen. Ich stieg aus und wandte mich den Aufzügen zu.
    Eine Lifttür glitt auf. Jemand trat nach draußen.
    Mein Instinkt schrie mir eine Warnung zu. Der Bursche bewegte sich so eigenartig. Ich wandte mich um, zog die Waffe aus dem Schulterhalfter und wollte hinter dem Taxi in Deckung gehen – doch der Wagen hatte bereits wieder abgehoben. Andere Gestalten traten von allen Seiten aus den Schatten.
    Ich glaube, ich habe zwei von ihnen erwischt, bevor mich irgendetwas in die Wange stach. Betäubungsgeschosse, Pfeile aus kristallinem Anästhetikum, die sich in meiner Blutbahn auflösten. Mit einem Mal drehte sich alles in meinem Kopf, und die Zentrifugalkraft schleuderte mich schlaff auf das Dach.
    Schatten ragten bedrohlich über mir auf, dann versanken sie in unendlicher Schwärze.
     
    Hände an meinem Kopf ließen mich aufschrecken.
    Als ich erwachte, befand ich mich in aufrechtem Stand, wie eine Mumie in weiche Bandagen gewickelt. Unterhalb des Halses konnte ich nicht einen Muskel rühren. Noch bevor ich meine Lage weiter analysieren konnte, war es zu spät. Der Mann hinter mir hatte die letzten Elektroden von meinem Kopf entfernt und war in mein Blickfeld getreten – außerhalb der Reichweite meines imaginären Arms.
    Er hatte etwas Vogelhaftes an sich: groß und schlank, feingliedrig, und das spitze Kinn betonte nachdrücklich das dreieckige Gesicht. Das wilde, seidig glänzende blonde Haar wich an den Schläfen bereits weit zurück und bildete einen Haaransatz, der auf der Stirn spitz zulief. Er trug tadellos geschnittene wollene Straßenkleidung in Braun und Orange. Grinsend verschränkte er die Arme vor der Brust, legte den Kopf zur Seite und wartete darauf, daß ich etwas sagte.
    Und ich erkannte ihn. Irgendwo unter Owens Holos hatte ich ein Bild von ihm gesehen.
    Ich stöhnte. »Wo bin ich?« fragte ich und bemühte mich, möglichst erschöpft zu klingen. »Wie spät ist es?«
    »Wie viel Uhr? Wir haben bereits Morgen«, sagte mein Wärter. »Was die Frage nach dem Wo angeht, dürfen Sie raten.«
    Irgendetwas an seinem Benehmen … »Loren?« Ich hatte auf gut Glück geraten.
    Loren verneigte sich leicht und ohne jede Übertreibung. »Und Sie sind Gilbert Hamilton von der Polizei der Vereinten Nationen. Gil der Arm.«
    Hatte er ARM oder ›Arm‹ gesagt? Ich tat, als hätte ich es nicht bemerkt. »Mir scheint, ich habe einen Fehler gemacht.«
    »Sie haben die Reichweite meines eigenen Arms unterschätzt, Mister Hamilton. Und Sie haben mein Interesse unterschätzt.«
    Das hatte ich tatsächlich. Es ist nicht sonderlich schwer, einen ARM gefangen zu nehmen, nicht schwerer als irgendeinen Zivilisten, wenn man ihn überrascht und gewillt ist, die eigenen Leute zu riskieren. In diesem Fall hatte ihn das Risiko nichts gekostet. Polizisten benutzen aus den gleichen Gründen Nadler wie die Organpascher auch. Die Männer, die ich niedergeschossen hatte – falls ich

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