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Ringwelt 06: Flatlander

Ringwelt 06: Flatlander

Titel: Ringwelt 06: Flatlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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Miller hatte nicht nur Bilder der Mieter übersandt, die während der vergangenen sechs Wochen auf der achtzehnten Etage gewohnt hatten, sondern auch Bilder derjenigen, deren Wohnungen auf der siebzehnten beziehungsweise neunzehnten Etage lagen. Eine verwirrende Fülle von Bildern.
    Ich spielte mit dem Gedanken, daß sich irgendjemand aus dem neunzehnten Stock fünf Wochen lang jeden Tag über die Brüstung seines Balkons nach unten abgeseilt hatte – doch 1809 lag weder an einer Außenmauer, noch besaß Owens Appartement ein Fenster, geschweige denn einen Balkon.
    Hatte Miller den gleichen Gedanken gehabt? Unsinn. Er ahnte nicht einmal etwas von meinem Problem. Er hatte mit den Holos übertrieben, um mir zu zeigen, wie kooperativ er war.
    Keines der Mieterholos zeigte auch nur einen der mutmaßlichen oder bekannten Kumpane Lorens.
    Ich gab ein paar unschöne Bemerkungen von mir und verließ den Raum, um mir Kaffee zu holen. Dann fielen mir die dreiundzwanzig verdächtigen Kandidaten ein, deren Holos wir in Owens Aktentasche gefunden hatten. Ich hatte sie einem Programmierer in die Hand gedrückt, weil ich nicht genau wußte, in welchem Datenformat ich sie in den Computer einspeisen sollte. Er mußte inzwischen vermutlich fertig sein.
    Ich rief in seinem Büro an.
    Er war fertig.
    Ich befahl dem Computer, die Aufnahmen mit den Holos aus Monica Appartements zu vergleichen.
    Fehlanzeige. Nicht die geringste Übereinstimmung mit irgendeinem der Verdächtigen.
     
    Die nächsten beiden Stunden verbrachte ich damit, einen Bericht über den Fall Jennison zu Papier zu bringen. Auch diesen Bericht würde ein Programmierer in die Maschine füttern. Ich war wirklich nicht gut in diesen Dingen. Noch nicht.
    Wir waren wieder dort angelangt, wo wir angefangen hatten: bei Ordaz’ widersprüchlichem Killer.
    Das, und ein ganzes Gewirr loser Fäden.
    Owens Vermächtnis war eine Hand voll neuer Bilder gewesen, Bilder, die inzwischen vielleicht sogar schon wieder veraltet waren. Organpascher veränderten ihre Gesichter schon beim kleinsten Lufthauch von Verdacht. Ich war fertig mit der Schilderung des Tatbestands und schickte die Formulare zu einem Programmierer in das Tiefgeschoß.
    Dann rief ich Julie an. Ich würde ihren Schutz gegenwärtig wohl nicht brauchen.
    Julie war bereits nach Hause gegangen.
    Ich wollte Taffy anrufen … doch ich hielt inne, als ich die Hälfte ihrer Nummer eingetippt hatte. Es gibt Zeiten, da sollte man telefonieren, und Zeiten, da ließ man es besser bleiben. Ich brauchte Zeit für mich, um zu schmollen; ich brauchte eine Höhle, in die ich mich ganz allein verkriechen konnte. Mein Gesicht hätte wahrscheinlich jede Holooptik stumpf werden lassen. Warum sollte ich noch eine unschuldige Frau damit belasten?
    Ich machte mich auf den Heimweg.
     
    Es war bereits dunkel, als ich auf die Straße trat. Ich ging über die Fußgängerbrücke, die über die Rollsteige hinwegführte, und wartete auf der Mittelplattform auf ein Taxi. Schließlich schwebte eins heran. Auf der Unterseite leuchtete das weiße FREI-Zeichen. Ich nahm Platz und schob meine Kreditkarte in den Leser.
    Owen hatte seine Holos überall auf dem eurasischen Kontinent gesammelt. Die meisten, wenn nicht alle, zeigten Lorens Auslandsagenten. Wieso hatte ich erwartet, einen davon ausgerechnet in Los Angeles zu finden?
    Das Taxi startete in den hellen Nachthimmel. Die Lichter der Stadt ließen die Unterseite der geschlossenen Wolkendecke wie einen weißen, dichten Vorhang erscheinen. Wir durchstießen die Wolken und blieben darüber. Dem Autopiloten des Taxis war es vollkommen gleichgültig, ob ich die Aussicht genießen konnte oder nicht.
    … Was hatte ich bisher in Erfahrung bringen können? Unter ein paar Dutzend Mietern versteckte sich irgendjemand, der zu Lorens Leuten gehörte. Entweder das, oder Ordaz’ widersprüchlicher Mörder, der vorsichtige, sorgfältige, hatte Owen fünf Wochen lang alleine sterben lassen, ohne jede Aufsicht und ohne Garantie, daß Owen nicht doch vorher gefunden wurde.
    … War die Vorstellung denn so unglaubwürdig?
    Schließlich war Loren selbst auch nur Hypothese, meine Hypothese. Und Loren hatte gemordet, hatte das schlimmste aller Verbrechen nicht nur einmal, sondern immer und immer wieder begangen, routinemäßig und mit unglaublichen Profiten. Die ARM war nicht imstande gewesen, an ihn heranzukommen. War es da nicht an der Zeit, daß er begann, sich sorglos oder unvorsichtig zu verhalten?
    Genau wie Graham.

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