Ringwelt 06: Flatlander

haben?«
    »Selbstverständlich. Sie könnte ihren Onkel des Geldes wegen umgebracht haben. Allerdings wüßte ich nicht, aus welchem Grund sie anschließend die Datenbänke gelöscht haben sollte. Es sei denn …«
    »Es sei denn?«
    »Vielleicht. Nur so ein Gedanke.« Vermißte Bera jemals diese Art von Jagd? Es war noch zu früh, um mit jemandem über meine Idee zu reden. Ich wußte nicht genug. »Erzähl mir mehr über die Maschine. Kannst du dieses Fünfhundert-zu-eins-Verhältnis variieren?«
    Er zuckte die Schultern. »Wir haben versucht, weitere Batterien hinzuzufügen. Wir dachten, daß sich dadurch vielleicht die Stärke des Feldes erhöhen ließe, doch wir lagen falsch. Es dehnte sich lediglich ein kleines Stückchen aus. Als wir eine Batterie entfernten, deaktivierten wir das Feld ganz. Bis jetzt sieht es also danach aus, als sei das Verhältnis konstant, und der Schluß liegt nahe, daß quantenmechanische Effekte eine Rolle spielen. Wir wissen erst mehr, wenn es uns gelungen ist, den Generator nachzubauen.«
    »Warum das?«
    »Sieh mal«, entgegnete Bera, »es gibt jede Menge guter Fragen. Beispielsweise, was geschieht, wenn sich die Felder zweier Generatoren überschneiden? Vielleicht fügen sie sich einfach zusammen, vielleicht aber auch nicht. Und der Quanteneffekt … Was geschieht, wenn die beiden Generatoren unmittelbar nebeneinander stehen? Wenn der eine im beschleunigten Zeitfeld des anderen arbeitet? Die Lichtgeschwindigkeit könnte subjektiv auf wenige Fuß pro Sekunde fallen! Beweg deine Hand zu schnell, und weg ist sie!«
    »Das wäre ärgerlich, zugegeben.«
    »Und gefährlich obendrein. Mann, wir sollten unsere Versuche besser auf dem Mond ausführen!«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Nein? Paß auf: Wenn du eine Maschine betreibst, wird ihre infrarote Strahlung zu ultraviolettem Licht, wenn die Strahlung das Feld verläßt. Wenn zwei Maschinen sich gegenseitig verstärken, was für eine Art von Strahlung würden sie produzieren? Alles ist möglich, von Röntgenstrahlung bis hin zu Antimaterie!«
    »Eine ziemlich kostspielige Methode, um eine Bombe zu basteln.«
    »Sicher. Aber es wäre eine Bombe, die man immer und immer wieder einsetzen könnte.«
    Ich lachte. »Wir haben einen Experten aufgetrieben«, sagte ich. »Vielleicht brauchst du Sinclairs Aufzeichnungen jetzt gar nicht mehr. Bernarth Peterfi sagt, daß er zusammen mit Sinclair an diesem Projekt gearbeitet hat. Möglicherweise lügt er … wahrscheinlicher ist, daß er für und nicht mit Sinclair gearbeitet hat, unter Kontrakt sozusagen … aber wenigstens weiß er, wozu die Maschine in der Lage ist.«
    Bera schien erleichtert darüber. Er notierte Peterfis Anschrift. Ich ließ ihn in seinem Labor zurück, wo er weiter mit seinem neuen Spielzeug spielen konnte.
     
    Die Akte des städtischen Leichenbeschauers lag offen auf meinem Schreibtisch und wartete seit dem Morgen darauf, daß ich einen Blick hineinwarf. Zwei Tote starrten mich aus leeren, geschwärzten Augenhöhlen an, wenn auch nicht anschuldigend. Sie warteten geduldig. Sie hatten alle Zeit der Welt.
    Der Computer hatte meine Datenbankrecherche beendet. Ich bewaffnete mich mit einer Tasse Kaffee und machte mich daran, den dicken Stapel Ausdrucke durchzugehen. Wenn ich erst herausgefunden hatte, was zwei menschliche Gesichter derart verbrannt hatte, dann war ich dem Wer ein gutes Stück näher. Finde das Werkzeug, und du hast den Mörder. Und das Werkzeug mußte einzigartig sein, oder zumindest nahezu einzigartig.
    Laser, Laser und nochmals Laser – mehr als die Hälfte aller Mutmaßungen über die Maschine bezogen sich auf Laser. Unglaublich, wie sich Laser durch die gesamte menschliche Industrie zogen und in welchen Variationen sie eingesetzt wurden. Laserradar. Laserleitsysteme für Tunnelbohrmaschinen. Einige der Mutmaßungen waren auf den ersten Blick unbrauchbar, einer aber war schon fast zu wahrscheinlich.
    Ein Standard-Jagdlaser feuert Impulse ab. Er kann ganz leicht so manipuliert werden, daß die Impulse sehr viel länger andauern oder sogar ein kontinuierlicher Strahl die Mündung verläßt.
    Man verändere einen Jagdlaser derart, daß er lange Impulse verschießt, und setze dann ein optisches Gitter mit einer Spaltbreite im Angstrom-Bereich über die Mündungslinse. Jetzt wird der Laserstrahl gestreut, sobald er die Linse verläßt. Ein Impuls von einer Sekunde Dauer verdampft das optische Gitter und vernichtet damit jeden Beweis. Das Gitter wäre kaum