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Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Titel: Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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sofort, und Matt wurde mit seinem Ärger alleingelassen, während die Söhne der Erde über alles mögliche diskutierten und ihre Pupillen sich auf Stecknadelgröße verkleinerten, wann immer sie ihn ansahen.
    Nachdem Matt die anderen zum zweiten Mal abgeblockt hatte, erkannte Harry Kane, was vor sich ging, und befahl den anderen, Matt in Ruhe zu lassen. Ihn zu bedrängen behindere sie nur dabei, einen ordentlichen Plan zu schmieden, sagte er.
    »Geh irgendwo anders hin«, riet er Matt schließlich. »Wenn du uns nicht helfen willst, dann belausch uns wenigstens nicht, wenn wir einen Plan ausarbeiten. So armselig unsere Pläne auch sein mögen, es gibt keinen Grund, warum wir das Risiko eingehen sollten, dich einzuweihen. Du könntest die Informationen benutzen, um dir Castros guten Willen zurückzukaufen.«
    »Du bist ein undankbarer Hurensohn«, erwiderte Matt. »Ich verlange eine Entschuldigung.«
    »Okay. Ich entschuldige mich, und jetzt geh.«
    Matt ging in den Garten.
    Der Nebel war wieder zurückgekehrt, nur hing er jetzt nicht mehr über dem Boden, sondern verwandelte den Himmel in eine stahlgraue Masse. Das trübe Licht beraubte den Garten all seiner Farben, und Matt hatte das Gefühl unter einer riesigen grauen Kuppel zu stehen. Er fand eine Steinbank, setzte sich und legte den Kopf in die Hände.
    Er zitterte. Eine massive verbale Attacke kann das einem Mann antun; sie kann sein Selbstvertrauen zerschmettern und Zweifel säen, die Stunden, Tage oder manchmal auch für immer Bestand haben. Es gibt gut entwickelte rhetorische Techniken, die so mancher als Waffe einzusetzen weiß. Man läßt das Opfer nie ausreden, läßt es nie einen Satz zu Ende führen. Man unterbricht sich gegenseitig, so daß das Opfer keine Zeit hat, die Argumente zu überdenken, wodurch es auch keine Fehler in der Argumentation finden kann. Irgendwann vergißt der Betreffende dann seine Gegenargumente, weil er ohnehin nicht in der Lage ist, sie in Worte zu fassen. Ihm bleibt nur eine Verteidigungsmöglichkeit: einfach rausgehen. Wenn er statt dessen jedoch rausgeworfen wird …
    Nach und nach wich Matts Verwirrung einer Art krankem Zorn. Diese undankbaren …! Er hatte ihnen zweimal ihre wertlosen Leben gerettet, und was war der Dank dafür? Nun, er brauchte sie nicht. Er hatte sie noch nie gebraucht … nicht einen Augenblick lang …
    Er wußte jetzt, was er war. Wenigstens dabei hatte Hood ihm geholfen. Er wußte es, und er konnte seinen Nutzen daraus ziehen.
    Er könnte der Welt erster unverwundbarer Dieb werden, und wenn die Vollstreckungspolizei ihn nicht wieder in den Minen arbeiten ließe, würde er genau das tun. Waffenlos könnte er ganze Lagerhäuser am hellichten Tag leer räumen. Er könnte unbemerkt bewachte Brücken überqueren, könnte unbehelligt auf Gamma arbeiten, während sie jeden Winkel auf Eta nach ihm absuchten. Eta … Das war ein netter Ort für einen Räuber, der nicht wieder in sein altes Leben zurückkehren konnte. In den Spielcasinos der Crew würde früher oder später gewiß das halbe Vermögen des gesamten Plateaus zusammenkommen.
    Es wäre ein langer Marsch bis zur Alpha-Beta-Brücke, und danach erwartete Matt ein noch viel längerer. Ein Wagen wäre nützlich. Das geschähe den Söhnen der Erde recht, wenn er ihren Wagen nähme … aber dafür würde er bis Mitternacht warten müssen. Wollte er das?
    Seine Tagträumereien hatten ihn wieder ein wenig beruhigt. Das Zittern hatte aufgehört, und er war nicht mehr ganz so wütend. Allmählich verstand er, was die vier im Innern des Hauses dazu bewegt hatte, ihn derart anzugreifen, auch wenn er ihre Reaktion noch immer nicht für gerechtfertigt hielt. Laney, Hood, Harry Kane, Lydia … Sie mußten Fanatiker sein, oder warum sonst wagten sie immer wieder aufs Neue ihr Leben für eine hoffnungslose Revolution? Und als Fanatiker kannten sie nur einen ethischen Grundsatz: alles zu tun, um ihrer Sache zu helfen, und zwar egal, wer oder was dabei zu Schaden kam.
    Matt wußte noch immer nicht, wohin er von hier aus gehen sollte. Eines wußte er jedoch: Mit den Söhnen der Erde wollte er nichts mehr zu tun haben. Für alle anderen Entscheidungen hätte er noch genug Zeit.
    Eine eisige Brise wehte von Norden her heran, und nach und nach verdichtete sich der Nebel.
    Die Wärme des elektrischen Feuers im Wohnzimmer käme Matt jetzt sehr gelegen …
    … aber nicht die Feindseligkeit, die ihn dort erwartete. Also blieb er, wo er war, und drehte sich mit dem Rücken

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