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Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Titel: Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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nicht aufzublicken. Irgendjemand oder irgendetwas war in diesem Raum, irgendetwas oder irgendjemand mit der Macht, einen Menschen Dinge vergessen zu lassen. Jesus Pietro dachte nach und sagte: »Sie!«
    »Stimmt. Wo ist Polly Tournquist?«
    »Sie. Matthew Keller. Sie sind also gekommen, um mich zu holen.«
    »Hören Sie auf, Spielchen mit mir zu spielen. Wo ist Polly?«
    »Waren Sie in dem Wagen, der das Hospital angegriffen hat? In dem, der in die Leere …?«
    »Ja.«
    »Aber wie …?«
    »Halten Sie den Mund, Castro. Sagen Sie mir, wo Polly ist. Sofort! Lebt sie noch?«
    »Von mir werden Sie keine Informationen bekommen. Wie sind Sie aus der Leere zurückgekehrt?«
    »Ich bin zurückgeflogen.«
    »Ich meine beim ersten Mal.«
    »Castro, ich könnte Ihnen jeden einzelnen Finger in beiden Händen brechen. Und jetzt … Wo ist Polly? Ist sie tot?«
    »Würde ich reden, wenn Sie das täten?«
    Zögern. Dann schlossen sich zwei Hände um Jesus Pietros rechte Hand. Er schrie und stieß zwei Finger nach dem Augenpaar seines Gegners …
    Er hatte den Stapel Berichte zur Hälfte durch, als ein entsetzlicher Schmerz seine Hand durchfuhr. Zwei Finger seiner rechten Hand standen fast im rechten Winkel nach oben. Jesus Pietro biß die Zähne zusammen, um nicht zu schreien, und schaltete die Gegensprechanlage ein. »Rufen Sie mir einen Arzt.«
    »Stimmt was nicht?«
    »Rufen Sie mir einfach …« Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte er eine Bewegung. Irgendjemand war hier mit ihm im Raum!
    »Sie haben recht«, sagte eine Stimme. »Mit Gewalt bekomme ich nichts aus Ihnen heraus.«
    Schwache, verschwommene Erinnerungen ermahnten Jesus Pietro, nicht aufzublicken. »Sie!«
    »Und noch einmal.«
    »Matthew Keller?«
    Schweigen.
    »Antworten Sie mir, verdammt noch mal! Wie sind Sie zurückgekommen?«
    Zwei Hände packten wuchtig Jesus Pietros rechte Hand. Jesus Pietros Gesicht verzerrte sich. Nur mit äußerster Mühe konnte er ein Schreien unterdrücken. Er griff nach seinem Stunner und schaute sich wild nach einem Ziel um …
    Als der Arzt eintrat, blickte er wieder auf.
    »Es ist nicht nötig, die Finger zu ersetzen«, erklärte der Arzt. »Sie sind nur ausgekugelt.« Und er betäubte Jesus Pietros Arm, richtete die Finger wieder und schiente sie. »Wie bei den Nebeldämonen haben Sie das gemacht?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Sie wissen es nicht? Sie haben sich zwei Finger ausgekugelt, und Sie können sich nicht daran erinnern, wie …?«
    »Hören Sie auf! Ich habe gesagt, ich kann mich nicht daran erinnern, was mit meinen Fingern geschehen ist; aber ich glaube, dieser höllische Geist, Matthew Keller, muß irgendwas damit zu tun haben.«
    Der Arzt blickte ihn seltsam an und ging.
    Jesus Pietro sah reumütig auf seinen rechten Arm, der nun in einer Schlinge hing. Na, toll! Und er konnte sich wirklich nicht im Mindesten daran erinnern, was geschehen war.
    Das war auch der Grund, warum er ständig an Matthew Keller dachte.
    Aber warum dachte er auch dauernd an Polly Tournquist?
    »Pfff!« Unbeholfen ob seines stillgelegten Arms stand er auf. »Miss Lauessen«, sagte er über die Gegensprechanlage, »holen Sie mir zwei Wachen. Ich will rüber in die Max Planck.«
    »Sofort.«
    Er griff nach seinem Stunner, als etwas seine Aufmerksamkeit erregte: die Akte Matthew Keller senior. In einer Ecke des gelben Umschlags war eine grobe Zeichnung zu erkennen.
    Zwei miteinander verbundene, offene Bögen in schwarzer Tinte und darunter drei geschlossene Kreise.
    Das Tränende Herz. Vorhin war es mit Sicherheit noch nicht dort gewesen.
    Jesus Pietro öffnete die Akte. Er roch seine eigene Furcht und spürte sie in dem kalten Schweiß, der sein Hemd durchtränkte. Es war, als hätte er schon seit Stunden Angst.
    Frontal- und Profilaufnahmen. Blaue Augen, gelbes Haar, vom Alter allmählich aufquellende Haut.
    Irgendetwas regte sich in Jesus Pietros Geist. Einen Augenblick lang wurde das Gesicht in der Akte deutlich jünger. Der Gesichtsausdruck des Mannes auf dem Bild veränderte sich ebenfalls ein wenig, so daß er ängstlich und wütend zugleich wirkte. Blut sickerte in den Kragen des Mannes auf dem Foto; ihm fehlte ein kleines Stück vom Ohr.
    »Die Wachen sind hier, Sir.«
    »Danke«, sagte Jesus Pietro. Er warf einen letzten Blick auf den toten Mann und schloß die Akte. Dann steckte er den Stunner in die Tasche und ging.
     
    »Ich wünschte, wir könnten Laney warnen«, sagte Harry Kane. »Das ändert alles.«
    »Du weißt doch noch nicht

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