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Ringwelt 10: Hüter der Ringwelt

Ringwelt 10: Hüter der Ringwelt

Titel: Ringwelt 10: Hüter der Ringwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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Und sein Geruchssinn war in einem Maße feiner geworden, dass es beinahe an Magie grenzte.
    Na, bitte! Damit hatte er das Problem mit den Nasen schon einmal gelöst!
    Die Nase eines Menschen bildet eine Art natürlicher Abdeckung: Ein Schwimmer beispielsweise konnte darunter eine Luftblase aufrechterhalten. Affen hingegen besitzen derartig »abgedeckte« Nüstern nicht, einfach weil sie nicht schwimmen. Die Menschen hatten sich in allen Richtungen gleichzeitig weiterentwickelt, einschließlich der Anpassung an eine amphibisch-aquatische Lebensweise: Ein Großteil ihrer Haut ist haarlos, glatt wie die Haut eines Delphins.
    Das Schicksal hatte tatsächlich beabsichtigt, dass die Menschen schwammen.
    Brüter verloren einen Großteil ihres Geruchssinns, weil all die Gerüche sie einfach in den Wahnsinn treiben würden. Sie würden sofort jeden Fremden töten, der ihren Kindern zu nah käme, einschließlich Ärzten und Lehrern. Sie würden ihre Kinder vor allem und jedem schützen, und das wiederum würde die Kinder in den Wahnsinn treiben.
    Nun verriet Louis’ neuer Geruchssinn ihm, dass es in diesem Refugium des Vorletzten, in der ganzen Arcology, so groß diese auch war, keine Feinde gab. Die einzigen Lebensformen hier waren Wühler und Insekten-Analoga, und dazu gab es noch einen alten Geruch, der sofort bis zu seiner Medulla oblongata vorgedrungen war.
    Er warf einen Blick auf die eintätowierte Uhr auf seinem Handrücken. Die angeschwollenen Fingergelenke und Handgelenkknochen verzerrten das digitale Display ein wenig. Diese Uhr zeigte die Uhrzeit von Canyon an. Er betrieb ein wenig Kopfrechnen und stellte fest, dass er zwei Falans vertrödelt hatte. Viel zu lange! Aber es stimmte, er hatte auch einhunderteinfünfzig Tage mit jeweils dreißig Stunden gezählt. Alten Aufzeichnungen der ARM zufolge hatte Jack Brennan sich viel schneller in einen Protektor verwandelt.
    Irgendetwas hatte seine Metamorphose verlangsamt. Aber was?
    Er versuchte aufzustehen und hatte schon fast eine Antwort auf diese Frage.
    Er konnte nicht aufrecht stehen. Seine Verletzungen waren nur halbwegs verheilt gewesen, als er damit angefangen hatte, von diesen gelben Wurzeln zu essen. Und diese Verletzungen waren jetzt auch in seine nachgewachsene Knochen- und Sehnenstruktur eingewirkt. Er war zu einem Protektor geworden, doch er war verkrüppelt. Auf seiner linken Körperhälfte waren sein Knie, sein Bein, seine Hüfte und seine Rippen in unnatürlichem Maße verdreht. Sein Körper wies fast keinerlei Fett mehr auf – alles Körperfett war während seines viel zu langen »Winterschlafs«, verbrannt worden.
    Hinkend schleppte er sich durch die hängenden Gärten, musste erst wieder neu erlernen, sich zu bewegen. Ein Protektor, der nicht kämpfen konnte. Er griff nach einem Tier, das entfernt an einen Dachs erinnerte – und es gelang ihm nur, eines von dessen Beinen zu packen, weil es sich so langsam bewegte. Ein Teil davon schlang er hastig hinunter; dann beschloss er, dass er genug hatte.
    Einige Rampen weiter unter ihm befand sich der versengte, halb geschmolzene Wartungsstapel. Louis hinkte hinunter und schaute ihn sich an. Natürlich war er inzwischen abgekühlt. Er versuchte, die Abdeckung des Steuerfeldes zu öffnen, doch durch das geschmolzene Metall war es jetzt versiegelt.
    Unter Schmerzen kletterte er auf die Stepperscheibe. Nichts geschah.
    Mit der Faust schlug er heftig gegen ihren Rand.
    Mars! Er wirbelte herum, und es gelang ihm, mit beiden Händen die umgedrehte Stepperscheibe zu packen, bevor er abstürzen konnte. Einen Augenblick später befand er sich im Handstand auf einem Feld voller hoch wachsender Gräser. So schnell er konnte, rollte er sich ab und kam wieder auf die Beine (wo steckte Tonschmied?), und stellte fest, dass er sich unter einer blauen Halbkugel befand: in dem Garten voller Lebensbaum, in dem er einst Teela Brown getötet hatte.
    Tonschmied?
    Nirgends zu sehen.
    Er öffnete die Abdeckung des Bedienfeldes der Stepperscheibe und machte sich daran zu schaffen. Eines nach dem anderen.
    Auf dem Großen Ozean kreuzte ein Schiff von einer Meile Länge. Vor Jahrhunderten waren mit der Hidden Patriarch Kzinti zur Karte der Erde gefahren, um sie zu erobern, und auf diesem Schiff gab es eine Stepperscheibe. Louis erinnerte sich nicht mehr an deren spezifischen Code, dennoch fand er sie.
     
    Die Hidden Patriarch. Angespannt wie eine Sprungfeder schnellte er zu ihr hinüber, rechnete damit, jeden Augenblick kämpfen oder

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