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Ringwelt 10: Hüter der Ringwelt

Ringwelt 10: Hüter der Ringwelt

Titel: Ringwelt 10: Hüter der Ringwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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sterben zu müssen.
    Nichts griff ihn an. Vor sich an einer verrosteten Eisenwand konnte er ein bronzefarbenes Fraktal-Spinnennetz erkennen: eines der Web-Augen des Hintersten. Ansonsten schien hier nichts zu wachen.
    Er hatte die Hidden Patriarch fast ganz am steuerbords gelegenen Randwall der Ringwelt gelassen. Ein derartiger Anblick konnte einem Menschen das Gefühl geben, er besäße nur noch die Größe eines Protons. Am Fuße des eigentlichen Randwalls zogen sich Berge dahin, jeder so hoch wie der Mount Everest, allesamt grün und vor den verschiedensten Lebensformen regelrecht überquellend. Die Schüttberge bestanden nur aus dem Schlamm vom Meeresgrund – aus reinem Dünger.
    Die Bibliothekare hatten das Schiff nicht fortbewegt. Der Hinterste hatte gesagt, sie seien nach Hause zurückgebracht worden. Die Hidden Patriarch mochte durchaus unbemannt sein.
    Wieder öffnete Louis die Steuerungsabdeckung und koppelte die Stepperscheibe vom Netzwerk ab. Jetzt war er für alle anderen unerreichbar.
    Einige Augenblicke lang dachte Louis einfach nur nach.
    Seine Erinnerungen waren verschwommen und verworren – ein ganzes Leben an Brüter-Erinnerungen. Seine Erinnerungen an diese letzte Stunde hingegen war so klar wie ein lupenreiner Diamant.
    Vor langer Zeit, so schien es ihm, hatte er eine Karte des Stepperscheiben-Systems des Hintersten gesehen. Jetzt griff er auf diese Erinnerungen zurück, um die Lage verschiedener Orte zu finden. Die meisten gab es nicht mehr … doch was er brauchte, war eine Stepperscheibe, die erst kürzlich in Betrieb genommen worden war. Durch Nachdenken und angestrengtes Suchen in seinen Erinnerungen rekonstruierte er den Code, den der Hinterste verwendet hatte, um die einzelnen Stepperscheiben zu kennzeichnen. Ob Tonschmied dieses System beibehalten hatte? Falls ja, blieben Louis eine Hand voll Einstellungen übrig, die er ausprobieren konnte.
    Er sollte sich besser einen Druckanzug zulegen.
     
    Er erschien auf der Hot Needle of Inquiry und rief: »Stimme Des Hintersten! Hier ist Louis!« Trotz aller Veränderungen in der Anatomie seiner Kehle konnte er tatsächlich immer noch nach Louis Wu klingen.
    »Nicht bewegen! Du bist nicht Louis Wu«, sagte eine tonlose Stimme, die ganz nach der des Hintersten klang.
    Louis bewegte sich nicht. Er befand sich in der Mannschaftskabine. Einen Augenblick lang dachte er an vertraute Nahrungsmittel, eine Dusche und einen Kleidungswechsel, doch das war wirklich völlig bedeutungslos. Er sagte: »Erklär dem Hintersten, dass Louis Wu zu einem Protektor geworden ist! Ich muss mit ihm sprechen.«
    »Louis? Ich hatte dich gewarnt«, sagte die gleiche Stimme.
    »Ich wusste es. Erzähl mir nicht, wo du bist! Ich bin gekommen, um mir einen Druckanzug zu holen. Hast du den Randzonenkrieg im Auge behalten? Ist irgendetwas passiert?«
    »Ein Antimaterie-Geschoss hat einen der Ramjets am Randwall zerstört«, erklärte die Stimme des Puppenspielers. »Vor achtundzwanzig Ringwelt-Tagen. Die Explosion war gewaltig – nicht nur Antimaterie, sondern auch noch Kilotonnen fusionierenden, komprimierten Plasmas. Einige Schüttberge sind geschmolzen. Ich habe nicht in Erfahrung bringen können, welche Gruppierung dahinter gesteckt hat. Ich hatte schon befürchtet, es werde das reine Chaos ausbrechen. Ich habe bereits meine Abreise vorbereitet, aber nichts ist geschehen.«
    »Diese Korrekturtriebwerke waren schon immer zu leicht angreifbar. Tonschmied muss inzwischen doch etwas anderes konstruiert haben!« Louis’ Gedanken waren seinen Worten bereits weit voraus. »Für die Konstrukteure der Ringwelt sollten die Ramjets am Randwall immer nur ein temporär erforderlicher Notbehelf sein – und eine Sicherheitsmaßnahme. Die haben das Supraleiter-Gitternetzwerk eingebaut, um das gesamte System mit Magnetkraft zu bewegen, indem es sich von der Sonne abstößt. Das hat Tonschmied in seiner Gewalt.«
    »Du rätst nur!«
    »Ich bin gut im Raten. Ich bin ein Protektor. Gestatte mir, mich hier ganz frei zu bewegen, Hinterster, und ich werde deinen Privatbesitz wieder verlassen!«
    »Wie ist es denn?«, fragte der Hinterste.
    »Ich fühle mich eingeengt. Ich bin verkrüppelt«, erklärte Louis. »Ich kann nicht kämpfen, und ich kann nicht davonlaufen. Ich entdecke jetzt mehr Antworten als zuvor. Auch das ist in gewisser Weise einengend. Wenn ich jedes Mal die richtige Antwort erkenne, dann gibt es keine Wahlfreiheit mehr.
    Tonschmied hat einen Plan. Ich werde mich ihm nicht in

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